Wir sind alle nur Kinder

Wir würden unseren zwischenmenschlichen Stress reduzieren, wenn wir unsere Erwartungen aneinander reduzieren, so wie man ja auch an kleine Kinder keine hohen sozialen Erwartungen stellt – sie sind tollpatschig, unerfahren, ichbezogen.
Was wäre nun, wenn wir uns bewusst machen, dass in jedem von uns ein kleines Kind steckt? Dass wir unvollkommen sind, und trotz dieser Unvollkommenheit alle liebenswert sind. Stewardessen beherrschen diesen Trick:

„Der Crew eines Flugzeugs wird zum Beispiel
häufig empfohlen, dieses als ihr Wohnzimmer
und die Passagiere als ihre persönlichen Gäste
zu betrachten. Denn den eigenen Gästen gegenüber
hat man in der Regel automatisch posi-
tive Gefühle. Benimmt sich dann der eine oder
andere Passagier unfreundlich oder nörgelt am
Service, kann man so tun, als ob es sich um
Kinder handle – diese macht man für ihr quengeliges
Verhalten weniger verantwortlich, und
negative Gefühle kommen dann nicht so
schnell auf.“
Aus demselben Artikel aus „Gehirn und Geist“: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/951556

Lächeln

Artikel in der „Gehirn und Geist“
Dauerlächeln, z.B. im Dienstleistungsbereich, erzeugt Stress, wenn es als surface acting betrieben wird. Die Mimik steht dann im Widerspruch zum Empfundenen. Entscheidend ist dann das deep acting, das Schauspiel aus der Tiefe heraus, d.h. das Gefühl muss auch empfunden werden. Die Tricks dafür sind bekannt: Positives Verhältnis zum Gegnüber aufbauen, Situationen mit Humor nehmen usw.
Interessant für uns als Schauspieler ist, dass das Gegenüber genau merkt, ob man es mit oberflächlichem oder tiefem Spiel zu tun hat. Insofern muss der Schauspieler wirklich ins Gefühl eintauchen, ohne sich davon wegdriften zu lassen.
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/951556

Loslassen ohne Luft

Ein Apnoe-Taucher beschreibt auf Radio Eins, er könne jeden gesunden Menschen mit ausreichendem Lungenvolumen innerhalb eines Jahres trainieren, die Luft fünf Minuten anzuhalten. Will man länger als 6 Minuten die Luft anhalten muss man aber ein gewisses Alter erreicht haben! Denn dazu bräuchte man Erfahrung, man muss innerlich völlig loslassen können, die Hirnaktivitäten und dadurch dann auch die Körper- und Muskelaktivitäten auf ein Minimum zu reduzieren.

Kinder-Kauderwelsch

In der S-Bahn ein zweieinhalbjähriger Junge und ein vierjähriges Mädchen, die einander liebevoll necken. Auf einmal fallen sie ins Kauderwelsch. Denke zunächst, ich würde mich verhören, es sei Kindergenuschel oder eine Fremdsprache. Ist es aber definitiv nicht. Erstaunlich, wie sie aufeinander eingehen. Was erwachsene Impro-Schülern häufig erst mühevoll wiedererlernen müssen – dass man Wort- und Satz-Elemente des anderen mitverwendet, dass man die Worte aus der Emotionalität entstehen lässt – das machen die beiden völlig natürlich. Zwischendurch schalten sie immer wieder mal ins Deutsche. Und zu keinem Zeitpunkt wird das Spiel infrage gestellt. Denn in diesem Alter ist einfach alles Spiel. Die Regeln ergeben sich beim Tun.

155. Nacht

Die Sklavin lässt Abu el-Hassan und Ali ibn-Bakkâr am anderen Ufer zurück, und die beiden tauchen bei einem Freund el-Hassans unter, der in dieser Gegend wohnt und dem sie mit einer Ausrede die Gastfreundschaft abtrotzen.
Am nächsten Tag kehren sie zurück und Abu el-Hassan versucht, seinen Freund mit Wein, Weib und Gesang aufzuheitern, doch das kann natürlich nur schiefgehen.

Wie ihnen nun so wohl war, griff die Sängerin zur Laute und begann zu singen:

Ich ward vom Schicksal getroffen mit dem Geschoss eines Blickes,
Der warf mich nieder. Ich hab vom Liebsten Abschied genommen.
Das Schicksal ward mir feind, und meine Geduld versagte.
Doch ahnte ich zuvor, es müsse also kommen.

Der aufmerksame Leser ahnt, was folgt: Ali ibn-Bakkâr sinkt in Ohnmacht. Als er sich erholt, begleitet ihn Abu nach Hause.

***

(22. April – Shanghai – Nanjing)
Wer je mit Jochen Schmidt verreiste, wird sein periodisch auftauchendes Bedürfnis, sämtliche externen Eindrücke von sich abzuschirmen, nicht vergessen.

Schlafforscher warnen übrigens vor ständiger Benutzung dieser Hilfsmittel.

Die traurige Geschichte vom schlechten Komiker

Shaun Landry erzählt die folgende Geschichte über einen Komiker, der in jedem Workshop der Stadt anzutreffen war:
The worse case I have ever seen in my life is a cat who seems to be the king of classes. I don’t think anyone (and granted myself included) has said to him „You will never be a good improviser or stand up comedian“. I see him every once in a while here attempting stand up. God. It’s brutal. No one will tell him the truth. *no one*He ended up opening for a famous comedian. Not because he was any good. Because this very famous comedian is a notorious asshole drunk to deal with. And the bookers decided to screw him by finding the worst standup in town.And it was the guy I’m talking about. It is like picking on the ugly kid with the pretty girl…or some scene from Carrie. Just waiting for the bucket of blood to fall from the Improvisation in San Jose.He was so happy. This is where you sit there and go „is this the moment I burst this happy man’s bubble? NO I CAN’T DO IT. I CAN’T TELL HIM HE GOT THE GIG BECAUSE HE IS HORRIBLE. NO. I’M NOT GOING TO BE THE ASSHOLE HERE“That is what it comes to.Noone wishes to be „The Asshole“ When in actual fact you might be the nicest one in the room for finally telling this guy the truth.I have heard me mumble „I don’t know what will help“ Maybe I should take an inflection class to try to make that sound more upbeat. So I don’t get pounced with the ultimate question „Well, what do you mean?“ For a bunch of people who scream Truth in Comedy, we sure suck at Truth in Real Life.

Stottern: Linkshändigkeit, Singen, Tiere, „Selbstvertrauen“

Linkshänder stottern anscheinend häufiger (s. Obama), was wohl oft damit zu tun hat, dass sie ihre Impulse unterdrücken sollen, da sie „falsch“ sind.
Stotterer stottern seltener (ein schöner Satzbeginn für Stotterer), wenn sie singen: Der Fokus liegt dann nicht auf dem „richtigen“ Formulieren.
Stotterer stottern seltener wenn sie mit Tieren reden.
Im Hypnoseforum wendet der User Chippie ein: „ich vermute, dass das eher daran liegt, dass man sich nicht mehr aufs sprechen konzentriert, sondern auf die vorstellung. das lenkt ab, macht aber nicht sicher. ich glaube eher, dass es was mit selbstvertrauen zu tun hat.“ Und das ist aber der springende Punkt, den wir auch vom Impro und kreativen Prozessen kennen: Wir konzentrieren uns auf das Wie, auf ein schönes Detail, und nicht auf das „Richtig“ oder „Falsch“, und dann kommt schon was Schönes zustande.

Anpassung

Show mit „The Crumbs“ am 14. Mai 2008
Angenehme Atmosphäre, RAW-Tempel fast so voll wie bei der Chaussee, je zur Hälfte Foxy-Fans und Crumbs-Fans, auch Lesebühnen-Kollegen.
Die geringste Herausforderung war anscheinend die Sprache, oder anders gesagt: Die Lücken und Fehler haben das Bühnengeschehen eher produktiv beeinflusst.
Schwieriger empfand ich eher die Herausforderung, ein gemeinsames Gefühl für Timimg, Körperlichkeit, Bögen usw. zu entwickeln. Dies ist ja öfters der Fall, wenn man mit anderen Gruppen spielt. Nach der ersten, von der Story eher stotterigen, vom Publikum aber dennoch geliebten Szene, bekamen wir langsam Boden unter den Füßen. Man passt sich einander an: Wir werden verbal schneller, die Crumbs physischer.
Gegenseitige Inspiration, aber auch gegenseitiges Abschleifen, aber für kommende Shows überwiegt doch die dauerhafte Inspiration.

Scheinbares Blockieren

A: „Ach, ist das heute warm!“
B (ausdruckslos oder irritiert): „Das ist doch nicht warm!“

A: „Ach, ist das heute warm!“
B (Schließt B bemutternd den oberen Knopf der Jacke): „Das ist doch nicht warm!“

Im ersten Beispiel klassisches Blockieren – die Plattform muss neu geschaffen werden oder wir sind mitten in einem Streit um die Ausgangssituation. Im zweiten Beispiel geht B mit A’s Angebot spielerisch und konstruktiv um, er schafft sofort eine Situation, die A’s Angebot eher verstärkt.
Es geht also nicht unbedingt darum, was gesagt wird, sondern auch wie es gesagt wird. Die Frage ist immer, ob die Geschichte und das Spiel vorangetrieben werden, ob wir neue Risiken eingehen oder ob wir verharren.

Immanente Komik des Improtheaters

Allein, dass der Mitspieler auf unerwartete Angebote zu reagieren hat, macht das Improvisationstheater tendenziell komisch. Viele Games betonen auch gerade dieses Element. Aber auch in collagierten Langformen oder im Storytelling ist es oft weniger die Geschichte, die komisch ist, sondern der improvisierende Schauspieler.
In der improvisierten Musik ist das seltsamerweise nicht der Fall.
Vielleicht hat es mit dem von Bergson beschriebenen Effekt des „Mechanismus, der das Lebendige überdeckt“ zu tun.

154. Nacht

Man tändelt weiter, doch da kündigen die Sklavinnen die Ankunft des Kader Eunuchen und Masrûr dem Schwertträger des Kalifen an. Die beiden Herren werden versteckt, und sicherheitshalber lässt sich Schams en-Nahâr von einer Sklavin die Füße kneten.
Von einem Balkon sehen Alî ibn Bakkâr und Abu el-Hasân der Tändelei zwischen dem Kalifen und Schams en-Nahâr zu, nicht ohne dass Alî ibn Bakkâr ständig in Ohnmacht fällt, aus der er mit Rosenwasser wieder zu Bewusstsein gebracht wird. Als es schließlich zu unsicher wird, bringt eine Sklavin sie zu einem Fährmann, der die beiden zum anderen Ufer rudert.

***

Nachtrag zur Anreise in China:

Wenig nur wissen wir über China, als Jochen Schmidt, Volker Strübing und ich in das Reich des gelben Mannes aufbrechen, um dort unsere Texte einem die deutsche Sprache lernenden Publikum vorzutragen. Die wichtigsten Fakten zusammengefasst:

1. Die Wirtschaft des Landes boomt. Bedeutet das jetzt, dass sich jeder Chinese einen Opel leisten kann oder heißt es nur, dass er zur täglichen Schale Reis, von der er bekanntlich lebt, nun auch noch Kompott verlangt?

2. Einen großen Teil seiner sozialen Probleme entsorgt der Chinese dadurch, dass er seine Landsleute ins Gefängnis sperrt. Lediglich die USA haben eine höhere Inhaftiertenquote. Wir werden unser Verhalten diesem Umstand anpassen und unsere Solidaritätsbekundungen mit unterdrückten Bergvölkern zu unterdrücken wissen, denn unser Verlangen danach, den Haftalltag von Gefangenen zu studieren, hält sich in den Grenzen von 1937.

3. Der Chinese hat Philosophien erfunden, die sich der aristotelischen zweiwertigen Logik entziehen, Taoismus und Konfuzianismus sind nur zwei davon, Yin und Yang zwei andere.

4. Mao ist tot. Aber wie heißt der Typ noch mal, den sie jetzt haben?

5. Dass der Chinese kleiner ist als der Europäer, dass er verschmitzt lächelt, dass seine Haut zum Gelbsein neigt, dass er sich flink und verschlagen bewegt und Kampfsportarten beherrscht, in denen die Gesetze der Schwerkraft, der Kohäsion und des gesunden Menschenverstandes außer Kraft gesetzt werden, darf nicht zur Aufbauschung rassistischer Vorurteile genutzt werden.

Das Flugzeug startet so früh, dass wir uns verschlafen begrüßen und nur wenige Worte miteinander wechseln. Diesen geistigen und sozialen Aggregatzustand konservieren wir für die nächsten zwei Wochen. Zwischenstopp in London. Jochen sucht sich, wie er es immer auf Zwischenstopps tut, eine Bank, legt sich hin und schläft sofort ein. Diese Fähigkeit, jederzeit und überall schlafen zu können, erweckt Neid, und die Müdigkeit steckt an. Volker hingegen filmt, fotografiert, schreibt, liest, trinkt Kaffee und spricht gleichzeitig. Diese Unruhe – nach eigener Auskunft hat er seit drei Wochen keinen Schlaf mehr von innen gesehen – ist ebenfalls ansteckend. Und so wanke ich ziellos müde und unruhig durch die Hallen des Heathrow Airport Terminal 5.

Auf einmal sitzen wir in einem Flugzeug, Jochen schläft schon, bevor überhaupt angesagt werden konnte, dass man sich anzuschnallen habe. Volker filmt, fotografiert, schreibt, liest, und mit mir legt sich ein Schwabe an, der sein Handgepäck in meinem Fach verstaut hat. In meinem Fach! Schließlich ist es aber wie früher, wenn man mit der Schulklasse im Kino war – zuerst streiten sich alle um die Plätze, bewerfen sich und nörgeln, die vor einem Sitzenden würde zu sehr die Köpfe in die Höhe strecken, aber wenn es losging, funktionierte es wie von selbst.

Von Stewardessen lernen, heißt Sozialkompetenz lernen. Ihre ewig freundliche Art macht sie unangreifbar. Ihre Körpersprache signalisiert Kompetenz, wie man sie heutzutage selbst von Ärzten nicht mehr erwartet. Sie sind die Göttinnen in Blauweiß. Damit die Fluggäste sich nicht wie Kinder aufführen und zu streiten beginnen, werden einem ständig Snacks, Getränke, Luxusspielzeug und andere Dienstleistungen angeboten. Um in den Genuss der sprichwörtlichen Nymphomanie der Stewardessen zu kommen, muss man aber wahrscheinlich mindestens Business Class gebucht haben.

Jochen schläft, und Volker liest. Jochen schläft und Volker schreibt. Jochen schläft und Volker guckt Acionfilme. So geht es die ganze Zeit. Ich bin zu müde, um zu lesen, zu schreiben oder mich auf die Logik der Zombie-Actionfilme einzulassen, aber auch zu aufgekratzt um zu schlafen. In später, sehr später Nacht setzt das Flugzeug zum Sinkflug an und ich schlummere für zwanzig Minuten ein. Und schon werde ich wieder aus meinem Sessel vertrieben. Wir sind schon da. Kann ich nicht trotzdem sitzenbleiben und weiterschlafen? Nein. Das ist aber ungerecht! Raus, raus! Ich bin doch kein Vieh! Die Sonne scheint. Ich verstehe nicht. Achso, die Zeitumstellung. Hier ist ja noch gestern. Ach nee, hier ist schon morgen! Schnell, schnell! Volker filmt und fotografiert.

Das Zeichen für Passkontrolle sieht aus wie das, was es bedeutet – ein großes Männchen wartet vor einem Häuschen, in dem ein kleineres Männchen hockt, darauf, dass ihm sein Pass zurückgegeben wird.

Wer holt uns eigentlich ab? Es soll wohl ein Chinese sein, auf dessen Schild „Berliner Lesebühne“ steht. Jetzt stehen wir dumm da. Lauter Chinesen, lauter Schilder. Wir hatten vergessen, bescheid zu sagen, dass der Chinese „Berliner Lesebühne“ auf Deutsch schreiben soll. Wir stehen verloren rum und warten, bis sich vor unseren Augen ein junger Mann kung-fu-film-mäßig materialisiert und uns akzentfrei begrüßt und einen Fahrer des Goethe-Instituts kommandiert, uns zur Wohnung unseres Gastgebers zu lotsen. Der Name des jungen Mannes ist Wenn, aber mein schreibt es Wuan. Trotz seiner Akzentfreiheit und seines stellenweise thomas-mann-artigen mündlichen Stils versteht er kaum ein Wort von dem, was wir sagen. Schließlich lernt er erst seit einem halben Jahr die Sprache der Deutschen.

Unser Gastgeber, Rupprecht Mayer, ist eigentlich Schriftsteller, aber als er als junger Mann einmal seinen Berufswunsch in einer Liste ankreuzen musste, ist er in der Zeile verrutscht, und kreuzte aus Versehen Sinologe statt Schriftsteller an. Um aber vor seinen Altersgenossen und seinen Eltern nicht deppert dazustehen, richtete er seinen Lebenskompass nun auf China aus, was schließlich dazu führte, dass er als Dolmetscher im oberen Stockwerk eines Shanghaier Wolkenkratzers lebt. Damit hat er es gut getroffen.

Rupprecht wohnt in der Nähe der iranischen Botschaft, vor deren Gebäude das Shanghaier Gartenbauamt den Ahornbäumen Stacheldraht umgehängt hat, damit, wie wir erfahren, politisch unterdrückte Shanghaier nicht versuchen, über die Botschaft abzuhauen. Ich frage mich, wie schlecht es einem politisch Verfolgten gehen muss, dass er versucht, ausgerechnet in den Iran abzuhauen.

Rupprechts Wohnung ist, wie es sich für Diplomaten gehört, mehrstöckig, mehrbalkongig, mehrwc-ig und mehrbettig sowieso. Fünf Zimmer gibt es – für jeden eines, und dann bleibt noch eins übrig. Wir haben die Schlafräume noch nicht gesehen, aber schon regt sich in Volker und Jochen die Panik, womöglich das schlechtere zu erwischen. Prinzip Zufall entscheidet. Man schläft dort, wo man gerade hinfällt. Es wird ein ausgedehnter Mittagsschlaf, der die innerer Uhr völlig durcheinanderbringt.

Als ich aufwache, müssen wir schon los, zum Bund, einer sehenswürdigen Uferpromenade, deren Sehenswürdigkeit darin besteht, dass man von hier aus gut die modernen Wolkenkratzer auf der gegenüberliegenden Seite fotografieren zu können. Alte Frauen bieten einem lustige Knetfiguren an, die, ähnlich wie früher in der Sesamstraße, auf den Boden geworfen werden und sich dann von selber wieder in ihre ursprüngliche Form zurückverwandeln. Alle zwei Meter werden einem diese Dinger hier angeboten, und dann auf unserer Reise nie wieder. Wir werden bereuen, sie nicht gekauft zu haben.

Ich war lange nicht mehr an einer richtigen touristischen Sehenswürdigkeit und nun erinnere ich mich wieder, warum. An Sehenswürdigkeiten fotografiert man im besten Falle Sehenswürdigkeiten, die man auf Postkarten besser fotografiert bekommt. Im schlechteren Falle, der meistens der Fall der Fälle ist, fotografiert man Touristen, die andere Touristen beim Fotografieren fotografieren, während sie versuchen, den Postkartenverkäufern, auszuweichen, die doch lediglich versuchen, ihnen Postkarten zu verkaufen, auf denen die Sehenswürdigkeiten aus besserer Perspektive, mit besseren Lichtverhältnissen und ohne störende Touristen, Fotografen und Postkartenverkäufer zu sehen sind.

Klaus Kinski

KK bekommt im Theater des Kriegsgefangenen-Lagers die Frauenrollen
Er studiert für die Rolle eines Epileptikers Elektroschock-Therapien in einer Anstalt
1949 wird ein Stück verboten, weil er darin eine Frauenrolle spielt.
Als junger Mann hat er verblüffende Ähnlichkeit mit Brando.
Adorf über Kinski: „Der Wille zur Grenzüberschreitung war ganz wesentlich für ihn.“
Peter Berling: „Kinski wusste, wo die Kamera zu sein hatte, wie sie eingerichtet zu sein hatte. Er war ein Kino-Tier. „

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Einsatzfreude

Bei improvisierten Handlungen können wir zwischen Entscheidungen und Einsatzfreude entscheiden. Es ist nicht so wichtig, welche Art von Entscheidungen wir treffen, sondern mit welchem Einsatz, mit welcher Hingabe. Und in diesem Sinne gibt es keine „falschen“ Entscheidungen, sondern nur mangelnden Einsatz. Die Kraft (und oft eben auch die Komik) einer improvisierten Szene liegt eben oft nicht so sehr in der Art der Entscheidung, sondern in der Radikalität, die sich für den Zuschauer als hohes Tempo darstellt.

Commitment

Im Film „The Commitments“ erklärt der alte Joey „The Lips“ Fagan seinem Bandkollegen Dean, warum Blues-Musiker ihren Instrumenten oft Frauennamen geben: Es kommt nicht so sehr darauf an, was man auf dem Instrument spielt, sondern wie man es spielt, eben genau wie wenn man mit einer Frau Liebe macht. Dean bläst daraufhin sein Saxofon so zärtlich, dass es auf einmal Charakter hat.

Interview Jack White & Keith Richards

Jack, what did you learn about the Stones when you opened for them?
White: How good they were. You could see the comfort level between them, in Keith’s guitar playing and Ron’s slide playing. It’s impressive, man, when that confidence is exuded. Someone once told me when I first started playing – you get a lot more respect if you act like you own the joint. If you fumble around, you don’t gain respect.
Richards: You could have asked me that question back when we went from clubs to opening for Bo Diddley, Little Richard and the Everly Brothers on one tour [in 1963]. I learned more in those six weeks than I would have learned from listening to a million records.

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Richards: I loved listening to music – the pure beauty of listening – before I ever learned an instrument. I realize, in a way, that I tainted that beauty, because now I know how certain things are done. But brother, you’ve made your deal now. The only thing you can do is pass it on.
(Ist das wirklich so? Dass man die Schönheit des Kunstgenusses zerstört, wenn man weiß, wie es gemacht wird? Ich glaube eher, der Genuss ist dann auf einer anderen Ebene. – DR)

Amadeus

Den schönen Forman-Film Amadeus nun noch mal im Director’s Cut gesehen.
Interessant ist ja, dass gerade das Ringen Salieris um Ausdruckskraft ihn scheitern lässt. Seine Gebete sind nicht kontemplativ, sondern er fordert Gott heraus. So bleibt sein Verhältnis zur Kreativität ein negatives.