Di, 2.1.07
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Aus der Aufzählung der Exponate des "Museumsschranks" der Familie Schmidt, ergibt sich eine schöne Liste unklaren Inventars:
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Wassernusskerne
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Lithophanie
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Schlosskaplan
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Porzellanbein als Votivgabe
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Vielliebchen
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Wirtelstein.
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Auflösung, woher Jochens Leiden rührt: Aus einer DDT-Vergiftung, die er sich beim Ablecken des damit behandelten Museumsschranks zugezogen haben muss
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J.S.: "Börsengeschäfte, die Marcel, um Albertine Annehmlichkeiten zu bereiten, von einem Makler hatte unternehmen lassen, haben sein Vermögen auf ein Fünftel reduziert.", was an Jochens Anekdoten über die Anrufe seines Sparkassenberaters erinnert. Interessanterweise sind diese Menschen in keiner Weise haftbar. Sie können einem den größten Schrott aufschwatzen (und tun dies ja auch) und wenn’s schiefgeht, hat man Pech gehabt.
J.S.: "Außerdem kommt, was man schon geahnt hatte: Albertine ist keineswegs tot. Eine Depesche von ihr vermeldet daß sie ihn heiraten will, sie schließt: "Alles Liebe Albertine", als wäre nichts gewesen. Aber Marcel bekommt keinen Nervenzusammenbruch, er ist auch nicht tief getroffen, sondern er empfindet nichts. Sie war für ihn ein Bündel von Vorstellungen gewesen, die ihren Tod überlebt hatten, bis das Vergessen die Bilder in einer Art Verlies tief in ihm eingemauert hatte. Nur weil sie wieder lebt, ersteht sie nicht auch in ihm zu neuem Sein."
Hä? Ist das jetzt ein hitchockartiger Dreh wie in Vertigo oder psychedelisches Märchen? Abgesehen davon ist es natürlich interessant, dass sich jetzt endgültig zeigt, wie es ;arcel nie um den Menschen, sondern um eine Vorstellung von ihm gegangen war.
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Mi, 3.1.07
Genau einen Tag also, nachdem wir ihnen die Rechnung von 1.000 Euro dafür überwiesen haben, dass sie praktisch alles dafür getan haben, dass niemand zur Brillenschlangenparty kommt, bekommen wir von den Betreibern auch noch witzisch gemeinte Newsletterpost. Ich werde in jenes Etablissement wohl erst wieder einen Fuß setzen, wenn die, die damit im Sommer zu tun hatten, alle zurück in ihre Heimat-Kleinstädte gezogen sind, wo sie zahlungsfähige Kundschaft für ihre Kunstkacke finden.
Endlich wieder eine schöne Show mit der Bö. Wir werden ausführlich gelobt, und das zu Recht.
Z. erzählt, er habe sich zu Silvester stundenlang mit seiner Freundin gestritten. [Nachtrag 2009: Sie trennte sich 1/2 Jahr später von ihm. Auch heute hat er diese Geschichte noch nicht verkraftet, und das Wichtigste scheint ihm zu sein, die Schuldfrage zu klären. Natürlich so zu klären, dass sie die Schuld auf sich nimmt. Ich habe das nie verstanden. Nach so einer langen Zeit könnte ich nicht mehr zurückblicken. Es gibt bei all den gescheiterten kleinen Affären und großen Lieben keine Beziehung, auf die ich mit Groll zurückschaue. Was müsste geschehen, dass mich eine gescheiterte Liebe so lange gefangenhält? Wie groß müsste der Vertrauensbruch sein, dass es mir nicht gelänge, die Angelegenheit von zwei Seiten zu sehen? Es hilft ja nichts; wer geliebt werden will, muss sich öffnen; wer sich öffnet, macht sich verletzlich. Und wird wahrscheinlich auch früher oder später verletzt. Das ist Teil des wilden Liebeslebens. Ohne dieses Risiko verwurschteln wir unsere Zeit wie die Amöben. Gehen wir es ein, können wir fliegen.]
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18 Dinge, die ihn u.a. an sie erinnern, darunter überraschenderweise
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Dönerbuden
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Keane
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Keksdosen
J.S.: "Außerdem kommt, was man schon geahnt hatte: Albertine ist keineswegs lebendig. Die Depesche war in Wirklichkeit von Gilberte gewesen, die darin ihre Vermählung mit Saint-Loup angekündigt hat. Ihre Frauenschrift mit Schwänzen, Arabesken und verirrten I-Punkten war falsch interpretiert worden, und schon war aus "Gilberte" "Albertine" geworden. Außerdem liest man ja gerne, was man lesen will." Man kommt sich als Leser etwas veralbert vor. Dennoch, die selektive Wahrnehmung ist immens. Sehr anschaulich zeigt das auch Derren Brown:
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Do, 4.1.07
In meinem Zimmer stehen noch 13 Kisten. Immerhin kommen die Dinge ein wenig in eine erkennbare Ordnung. Aber ich hinke hinterher, während es bei Steffi flott vorangeht. Sogar ihre geliebte Deko ist schon wieder angebracht. Ich bin neidisch auf dieses Geschick und versuche, es nicht damit abzutun, dass Männer dafür geschaffen seien, sich um die Welt da draußen zu kümmern.
Uli Verhonepipelt meinen Umzug in der taz. Ich kann ihm nur dankbar sein für diese Steilvorlage. So habe ich meinen Text Numero 1 für die Chaussee fertig. Die Idee für den zweiten Text aus einem wiederkehrenden Motiv unserer Impro-Shows: Gott auf dem Arbeitsamt, wo er von seinem Sachbearbeiter für sein Pfuschwerk verantwortlich gemacht wird. Bei der Chaussee funktioniert er auch ganz ordentlich. Erst als unser Gast Ahne dran ist, bemerke ich meinen Faux pas. Ahne ist inzwischen für seine „Zwiegespräche mit Gott“ berühmt. Man wird niemandem mehr glaubhaft machen können, das sei die eigene Idee gewesen.
Der 1001-Nacht-Blog wird schon jetzt zur Last. Ich verzweifle auch am Layout.
Drei Viertel der gesamten Tages-E-post sind Newsletter. Alle "witzig" und beziehen sich darauf, dass es mit Schwung ins Neue Jahr gehe. Man ist ja in der Regel zu höflich, ihnen zu sagen, dass man diesen Kram nur wegklickt, zumindest wenn es sich um Kollegen handelt, aber was habe ich mit Kölner Kabarettisten zu tun? Ich war 1999 das letzte Mal in Köln. Jochen mailt rätselhaft, wir sollten uns nicht wundern, dass er einen langen und einen kurzen Text habe.
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Jochen im "Schwarzsauer" zum Zeitunglesen. Wäre wohl nicht mein Café. Man könnte versuchen, an der Auswahl der herausgepickten Themen herauszufinden, um welche Zeitung es sich handelt:
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Apfelsorte "Danziger Kant"
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Feldhandball
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Krankenschwestern und Partnerschaftsdienste
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Zahnärzte suizidgefährdet
Ich tippe auf FAZ.
Judith Hermann sagt ihre Teilnahme bei der Weltchronik ab.
Unklares Inventar: Apfelkartoffeln.
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Marcel "hält sich inzwischen eine junge Person", die er zum Schlafen braucht.