Die seltsame Aufforderung Johnstones „Sei langweilig!“ steht ja im enormen Widerspruch zur allgemeinen Bühnenregel: Man darf auf der Bühne alles außer langweilig sein.
Aber genaugenommen fordert uns Johnstone hier auf, die Ruhe zu bewahren, konsistent zu bleiben, d.h. das Naheliegende zu tun oder zu sagen. Denn Johnstone weiß genau, dass man dem Publikum eigentlich eine Menge zumuten kann, ohne dass es sich langweilt, vor allem, wenn es darum geht, erst mal eine Plattform für die Szene zu schaffen. Wenn wir etablieren, wer wir sind, wo wir uns befinden und was wir hier tun, sind Handlungsbrüche, emotionale Ausbrüche, verrückte Wendungen usw. eher hinderlich. Als Zuschauer will man erst mal an die Hand genommen werden.
Für uns Schauspieler heißt das, Liebe zum Detail zu finden. Je größere Sicherheit wir im Improvisieren erlangen, umso eher wird es uns auch gelingen, das allzunaheliegende Klischee zu vermeiden, und stattdessen das naheligende Konkrete zu etablieren.
Oder wie Gunter Lösel es mal so schön beschrieb: Als Werkzeug nicht den Hammer wählen, der wäre zu klischiert. Aber auch nicht die Bockwurst, die wäre zu „originell“. Nimm den Schwingschleifer, der ist spezifisch.

„Sei langweilig!“
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