307. Nacht

Sonntags-Gerichte


1 Brötchen, Sojola-Margarine, Schokocreme*, Honig*
*= Bioprodukt

 


1 Körnerbrötchen Alsan-Margarine*, Mandelcreme, Honig mit Erdnussmus
 


1 gekochtes Ei* mit Salz
 


1 Brötchen, Alsan-Margarine, Ziegenkäse*, Honig*
 


1/2 Liter Leitungswasser
 


3 Scheiben Vollkornbrot mit Alsan-Margarine*, Kürbiscreme*, Lachsschinken*, Schweizer Käse*

 


1/2 Liter Wasser
 


2 TicTac Minze
 


0,3 Liter Kaffee, 0,2 Liter Leitungswasser
 


0,2 Liter Granini Tomatensaft
 


Krautsalat mit Mais, Möhren, Kopfsalat, Tomate, Gurke, Essig und Öl
 


0,4 Liter Berliner Kindl

 


Lammfilet in Wein-Knoblauchsoße, Speckbohnen, Salzkartoffeln, 1 Tablette LactAid

 


2 cl Kroaten-Schnaps


0,4 Liter Berliner Kindl

 


0,33 Liter Berliner Kindl

Als der Verwalter des Abdallâh ibn Mâlik bei Jahja eintrifft, findet er ihn im Kreise seiner Tischgenossen. Jahja erbittet einen Tag, um eine schriftliche Antwort zu formulieren. Dann fragt er in die Runde:

"Was verdient jemand, der einen Brief auf meinen Namen fälscht und ihn zu meinem Feinde bringt?"

Sie überbieten sich in ihren Vorschlägen. Jahja aber meint:

"… Was ihr mir ratet, stammt aus niedrigen und hässlichen Anschauungen. (…) Nun hat Allah der Erhabene diesen Mann auserkoren und ihn zu einem Mittel der Versöhnung zwischen uns [d.h. Jahja und Abdallâh] bestimmt."

Jahja verfasst eigenhändig einen Brief, der erste Brief sei keine Fälschung gewesen und der Überbringer aufs höchste zu ehren.
Alternativ zum Emirat wählt der Überbringer nun lieber ein Geschenk:

zweihunderttausend Dirhems, zehn arabische Rosse, fünf davon mit seidenen Decken und fünf mit reichverzierten Prunksätteln,; dazu noch zwanzig Kisten mit Kleidern, zehn Mamluken, die auf Pferden beritten waren, und eine geziemende Anzahl von kostbaren Edelsteinen.

Fragt sich, was sich in solchen sozialen Zusammenhängen "geziemt".

Dankbar reist der Brieffälscher, der vor Angst geschlottert haben muss, zu Jahja, dankt ihm und bietet ihm die Geschenke Abdallâhs an. Dieser bedankt sich selbst:

"denn du hast die Feindschaft, die zwischen mir und jenem hochgeachteten Manne bestand, in Freundschaft und Liebe verwandelt. Und so will ich dir denn das gleiche an Geschenken geben, was Abdallâh ibn Mâlik dir gewährt hat."

***

Die Geschichte von dem Kalifen el-Mamun und dem fremden Gelehrten

Zwei Mal pro Woche versammelt Abbassiden-Kalif el-Mamun die Gelehrten.

Einmal nun, wie er in ihrer Gesellschaft war, trat plötzliche ein fremder Mann in ihren Kreis, der weiße, doch abgeschabte Kleider trug.

Als nun jeder reihum einen Gedanken oder einen Einfall kundgibt, äußert sich auch er.

Und zwar gab er eine treffendere Antwort als alle die Gelehrten; und der Kalif hatte Gefallen an seiner Rede.

 

.

Wieviel Komplexität ist im Storytelling möglich?

Sind wir in der Lage, eine wirklich komplexe Geschichte, sagen wir so wie den Film „Usual Suspects“ oder „Bourne Identity“ frei zu improvisieren? Je mehr Einzelinformationen zu verarbeiten sind, umso komplexer wird das Storygebilde, werden die Möglichkeiten der Interpretation. Und wenn wir es als Mystery aufziehen, als Wer-war’s-Krimi kann man rasch die Fäden verlieren.
Einige Impro-Krimi-Formate behelfen sich damit, dass sie eine bestimmte Storystruktur bedienen oder wenigstens einer weiß, wer der Täter war. Aber so amüsant das ist (empfehlenswert besonders MordArt mit Paternoster), es entsteht ja nicht aus der freien Improvisation, in der das Ende der Story für alle offen ist, das heißt auch für die Story selber.
Ein zweites Problem, mit dem wir umgehen müssen, besteht in der Größe der Gruppe. Je größer die Gruppe, umso eher die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand verhört, einen Aspekt nicht versteht, etwas vergisst oder einfach nur einen schlechten Tag hat. Ganz abgesehen davon deutet ja jeder Spieler die Bedeutung der Elemente komplexer Geschichten unterschiedlich, was ja auch der Sinn dieser Geschichten ist.
Ich vermute, wir kommen aus diesem Problem als Improspieler nie ganz heraus. Simpel bleiben ist die große Tugend. Gebt der Story nicht zu viel Bedeutung, dann kann sie ihre Bedeutung entfalten.
Und in jeder Spieler-Konstellation neu austesten, was an Komplexität möglich ist, was man einander zumuten kann.

306. Nacht

Sonnabends-Speise


1/2 Liter Leitungswasser zum Joggen


5 Tassen Kaffee
 


1 Vollkornbrötchen, Sojola-Margarine, Schokocreme*, Brombeermarmelade*, 1 Tablette LactAid
 


1 Vollkornbrötchen, Sojola-Margarine, Schokocreme*, Honig*
 


1 gekochtes Ei mit Salz
 


1 Vollkornbrötchen, Sojola-Margarine, Hoig*, Brombeermarmelade*


1/2 Liter Wasser, 2 Stück Edelbitter Lindt mild
 


0,5 Liter Leitungswasser
 


1 "German" Hot Dog. Mit Sauerkraut und Röstzwiebeln sowie Senf statt Remoulade
 


0,33 Liter Jever Fun
 


0,5 Liter Apfelschorle, 0,66 Liter Jever Fun
 


0,5 Liter Wernesgrüner

 


Rindergulasch mit Sauerkraut, Klößen, extra Kümmel, Salatblatt, Gurkenscheibe, Tomaten-Achtel, 1 Tablette LactAid

 


0,33 Liter und 2 cl Malteser


0,33 Liter Berliner Pilsener

 


1 ASS

 


0,5 Liter Leitungswasser

*

Als der Kalif von dieser Geschichte erfährt, lässt er den Edelstein zu Jahja zurückbringen, sich wundernd über den Edelmut des Barmekiden.
Aber auch Jahja antwortet ruhig, als er von dem Lästermaul Mansûr hört:

"Sâlih, wenn ein Mensch arm ist, wenn die Brust sich ihm einengt, so soll man ihn nicht tadeln wegen dessen, was seinem Munde entfährt; denn es kommt ihm nicht aus dem Herzen." Und so begann er nach Entschuldigungen für Mansûr zu suchen. Aber Sâlih weinte und rief: "Nie werden die kreisenden Sphären einen Mann gleich dir ins Dasein rufen. Weh, wie traurig, dass ein Mann von so edlem Wesen und solch Hochherzigkeit wie du einst in den Staub gebettet werden soll!" Dann sprach er noch diese beiden Verse:

Tu eiligst jede gute Tat, die du beschlossen;
Denn nicht zu jeder Zeit steht dir das Wohltun frei!
Wie mancher hat gesäumt mit gutem Werk, solang er’s
vermochte; da kam hemmend eigne Not herbei.

***

Die Geschichte von der Großmut Jahjas gegen den Brieffälscher

Zwischen Jahja dem Barmekiden und Abdallâh ibn Mâlik el-Chuzâ-i war eine eifersüchtige Feindschaft um die Gunst beim Kalifen entbrannt, die noch verstärkt wurde, als der Kalif Harûn er-Raschîd dem Abdallâh ibn Mâlik el-Chuzâ-i die Herrschaft über Armenien übertrug.
Zu diesem Abdallâh kommt ein Mann mit einem gefälschten Brief mit der angeblichen Unterschrift Jahjas, in dem dieser scheinbar Abdallâh und seine Männer über alles lobt. Abdâllâh ahnt die Fälschung und droht ihm Prügel an und dass man

dir den Bart schert.

Für den Fall dass er aber die Wahrheit gesagt habe, verspricht er ihm neben vielen Reichtümern das Emirat über einen Teil des Landes.
Er fragt in einem Brief bei seinem Feind Jahja nach.

305. Nacht

Freitags-Futter


Frühstück. 3 Brötchen, mit Brombeer-Marmelade*, Sojola-Margarine, Mandelcreme*, Honig*, Erdnussmus*, Schokocreme*, 1 Liter Kaffee*, 0,3 Liter Wasser, 1 Tablette LactAid
* = Bio-Produkt


2 Stück Lindt Edelbitter mild
 


1/3 Liter Wasser, Seitenbacher Müsli mit Galia-Melone* und Hafertrunk*
 


3 Scheiben Kraftballastbrot mit Kürbiscreme*, Lachsschinken*, Ziegenkäse*, 0,3 Liter Wasser
 


2 Stück Lindt Edelbitter mild
 


1 TicTac


bei McDonalds 1 McWrap Beef
(furchtbar, nicht wieder kaufen)
 


0,5 Liter Warsteiner
 


5 Bruschette
Mäßig zubereitet.
(Doch, ich kann zählen. Eine habe ich verschenkt.)
 


0,33 Liter Warsteiner
 


0,5 Liter Leitungswasser
 

*

Glücklich reist Abu Mohammed der Faulpelz mit Gattin, Geld, Bediensteten und dem Affen nach Hause. Diesen brüllt er an:

"Du Verruchter, warum hast du mich verraten?"

Doch ohne eine Antwort abzuwarten, lässt er ihn in eine Messingflasche sperren.
Harûn er-Raschîd ist erstaunt über diese Erzählung

und er verlieh ihm fürstliche Gaben für sein Geschenk und erwies ihm alle Huld, die ihm gebührte.

***

Die Geschichte von der Großmut des Barmekiden Jahja ibn Châlid gegen Mansûr

Harûn er-Raschîd ruft einen seiner Leibwächter namens Sâlih zu sich. Ein gewisser Mansûr würde ihm eine Million Dirhems schulden. Sâlih bringe ihm nun diese Summe oder den Kopf Mansûrs.
Dieser ist, wie man erwarten kann, nicht amüsiert darüber und nimmt weinend von seiner Familie Abschied. Das dauert Sâlih und er schlägt vor, bei den Barmekiden Hilfe zu suchen. Sie begeben sich zu Jahja ibn Châlid, dem Vater von Dscha’far, der nun seine Söhne bittet, ihm Geld zu senden. Dieses gibt er Mansûr und obendrein einen Edelstein, den er vom Kalifen selber hat.
Seine Rettung vor Augen rezitiert Mansûr auf dem Wege zum Kalifen:

Aus Liebe eilte nicht mein Fuß zu ihnen,
Nein, nur aus Furcht, es träfen mich die Pfeile.

Sâlih tadelt ihn dafür.

 

304. Nacht

Das Donnerstags-Mahl


Frühstück. Seitenbacher Müsli mit Hafertrunk* und Galia-Melone* und Heidelbeeren*, 3 Brötchen, mit Brombeer-Marmelade*, Sojola-Margarine, Mandelcreme*, Honig*, Erdnussmus*, Schokocreme*, 0,5 Liter Kaffee* (Erst jetzt festgestellt, dass in diese Tasse tatsächlich 1/2 Liter passt.) , 1 Tablette LactAid
* = Bio-Produkt


1 Haps Mandelcreme*
 


1/2 Liter Wasser
 


0,2 Liter Kaffee, 2 Stück Bitter-Orange-Schokolade*, Fair Trade
 


Ein Streifen Orbit-Kaugummi (aus USA)
 


0,5 Liter Leitungswasser


Schawarma im Brot mit Salat, scharfer Soße, Mangosoße, Tomate, Zwiebeln, Gurke


0,3 Liter Apfelschorle, 0,33 Liter Becks alkoholfrei
 


2 x 0,33 Liter Becks alkoholfrei


0,3 Liter Apfelschorle
 


0,33 Liter Becks alkoholfrei
 


0,5 Liter Berliner Pilsener
 


0,33 Liter Becks

 

*

Die Schlangen-Dämonen helfen Abu Mohammed: Der Affe lebe in der

Messingstadt, über der die Sonne nicht aufgeht.

Um dorthin zu gelangen, wird ihn einer ihrer Sklaven über die Lüfte tragen.

"Wisse jedoch, dass jener Sklave einer von den Mârid-Dämonen ist; und wenn er dich trägt, so sprich den Namen Allahs nicht aus, solange du auf seinem Rücken bist; denn sonst wird er vor dir fliehen; und du wirst hinabfallen und umkommen."

Fragt sich also nur, was geschehen muss, damit genau dieser Fall eintritt:

Während Abu Mohammed getragen wird, kommt eine Gestalt auf ihn

die trug ein grünes Gewand, hatte wehende Locken und ein strahlendes Antlitz und hielt einen Wurfspeer in der Hand, von dem die Funken sprühten.

Ob es der Erzengel Gabriel (Dschibril) sein soll?

Diese Gestalt verlangt von Mohammed das islamische Glaubensbekenntnis. Dem kommt Abu Mohammed nach, zumal

ich so lange unterlassen hatte, den Namen Allahs des Erhabenen auszusprechen. […]
Darauf durchbohrte jene Gestalt den Mârid mit dem Wurfspeer; der Dämon schmolz und ward zu Asche, ich aber fiel von seinem Rücken und stürzte zur Erde hinab […] in ein tosendes Meer.

Fischer retten ihn, verstehen aber seine Sprache nicht. Sie bringen ihn zu ihrem König in die Stadt Hanâd in China, der ihn nach kurzer Begrüßung zu seinem Leibwächter ernennt.

Ein sorgloser König mit wenigen Feinden muss das sein, der den erstbesten Schiffbrüchigen zu seinem Leibwächter ernennt.
Mit Hanâd ist vielleicht die jemenitische am Meer gelegene Stadt Al-Hanâd gemeint, die allerdings nie chinesisch war. Ein Übersetzungs- oder Überlieferungsfehler?

 
Größere Kartenansicht

Ein Wesir zeigt unserem Helden die Sehenswürdigkeiten, insbesondere die Steine, in die Allah die früheren Bewohner verwandelt hatte, denn sie

waren in alter Zeit Heiden gewesen.

Nach einem Monat begegnet er an einem Fluss einem Reiter, der ihn fragt, ob er Abu Mohammed der Faulpelz sei. Er gibt sich selbst als Bruder der geretteten Schlange, zu erkennen:

"Fürchte dich nicht, der Sklave, der unter dir umkam, war einer von unseren Sklaven."

Das entführte Mädchen sei ganz in der Nähe, und Abu Mohammed möge sich zur Messingstadt begeben. Dort angekommen, überreicht ihm der Schlangenbruder ein

"Zauberschwert, dass mich vor allen Menschen unsichtbar machen sollte."

Ein Bruch mit der Märchenregel, dass Zaubergegenstände ihre eigentliche Wirkung verstärken: Eine Tarnkappe verbirgt mehr als eine einfache Kappe, in einem Zauberspiegel sieht man mehr als nur die Reflexion, bei einem Zauberschwert vermutet man eher eine unheilvolle Wirkung. Auch bleibt die Bedienung unklar – soll er sich dahinter verstecken oder es einfach nur anlegen?

Kaum ist der Dämon fort, umringt ihn

eine große Menge von Menschen, die ihre Augen auf der Brust hatten

und die ihm den Weg zur gefangenen Jungfrau weisen. An der Quelle eines Flusses findet er sie

unter einem Baldachin von Brokat […] in diesem Garten standen goldene Bäume mit Früchten aus kostbaren Edelsteinen, Rubinen, Chrysolithen, Perlen und Korallen.

Sie berichtet ihm, dass der Oberdämon (d.h. der früher Geld herbeischaffende Affe) die Einwohner dieses Ortes und sämtliche Ifrite beherrscht. Er könne aber durch einen Talisman bezwungen werden, der auf einer Säule liegt und der die Ifrite gefügig macht.

"Und wo ist die Säule", fragte ich sogleich. Sie erwiderte: "An dem und dem Orte."

Gut, dass wir das jetzt wissen.

Er beschwört die Ifrite und befiehlt ihnen, der Mârid zu fesseln.

"Wir hören und gehorchen!"

Danach lässt er sie frei und kehrt zurück zu den Leuten, die ihm den Weg gewiesen hatten.

303. Nacht

Das Mittwochs-Futter


Frühstück. Seitenbacher Müsli mit Hafertrunk*, Galia-Melone* und Heidelbeeren*, 1 gekochtes Ei*, 0,3 Liter Kaffee*
* = Bio-Produkt


Ein Vollkorn-Mohnbrötchen mit Sojola-Margarine, Schokokrem*, Honig*, 1 Tablette LactAid
 


Ein Vollkornbrötchen mit Mandelcreme*, Sojola-Margarine, Brombeer-Konfitüre*


Ein Zusatzhaps Mandelcreme*


Ein Stück Lindt Edelbitter mild


0,3 Liter Leitungswasser


Ein 15-Zentimeter-Subway-Sandwich getoastet, Honey-Oat-Brot, Cheddar, Hähnchen, Salat, Gurke, Tomate, Zwiebel, Mexiko-Soße.  1 Tablette LactAid.
(Zum ersten Mal kapiert, woher das leicht eklige Aroma dieser eigentlich guten Klappstulle herrührt: Es ist das Packpapier. Es stinkt! Ich vermute eine Konspiration vom Packpapierlieferanten und McDonalds.)


Ein halber Liter Mineralwasser still.


Kaugummi Wrigley’s Doublemint


Ein Cappuccino Grande laktosefrei, 1 Blaubeermuffin,  1 Tablette LactAid (man kann bei Muffins nie wissen).


Spaghetti* mit Auberginen*, Zwiebeln*, Tomaten*, Paprika*, Zucchini*, Hafer-Creme* und Ketchup, frische gelbe Tomaten*
0,6 Liter Weißwein Silvaner 2009, Janson Bernhard


2 Stück Lindt Edelbitter mild

0,6 Liter Leitungswasser

*

Abu Mohammed erkundigt sich auf dem Basar der Futterhändler nach dem Scherifen und bittet ihn, ihm seine Tochter zur Frau zu geben. Dieser zögert:

"Du hast weder Abkunft noch Adel." Da zog ich einen Beutel mit tausend Dinaren von rotem Golde hervor und sprach zu ihm: "Das ist meine Abkunft und mein Adel. Und er, dem Allah Segen und Heil spenden möge, hat selber gesagt: ‚Der beste Adel ist der Reichtum.‘

Einen Beleg dafür habe ich nicht gefunden.

Wie schön sagt doch auch der Dichter:

Kann jemand auch zwei Dirhems sein eigen nennen,
So werden seine Lippen manche Rede kennen.
Dann kommen die Genossen, lauschen seinen Worten;
Du siehst ihn bei dem Volk sich blähen allerorten.
Und hätte er das Geld, mit dem er großtut, nicht,
Du fändest bei den Menschen ihn als ärmsten Wicht.
Und wenn der Reiche auch in seinen Worten irrt,
So heißt es: Du sprichst wahr, du redest nicht verwirrt.
Doch spricht der Arme wahr, so ruft die Welt betört:
Du lügst! Und was er sagt, verhallet ungehört.
Ja, Dirhems geben hier auf Erden weit und breit
Den Männern Würde und das Kleid der Lieblichkeit.
Sie sind die Zunge dem, der feine Reden liebt;
Sie sind die Waffe dem, der sich zum Kampf begibt."

Auf Wunsch legt Abu Mohammed noch mal dreitausend drauf, und der Deal ist besiegelt:

"Nach zehn Tagen will ich dich zu ihr einführen."

Dankbar kehrt Abu Mohammed zum Affen zurück, der nun aber ein Anliegen hat: An der Rückwand des Schlafzimmers, einer Halle, befindet sich eine Kammer, darin eine Truhe mit vier Talismanen in Form von Fähnlein, ein Becken voll Gold und ein gefesselter Hahn. Diesen möge Abu Mohammed schlachten, die Fähnlein abschneiden und die Truhe umstoßen.

"Darauf gehe zu deiner jungen Gemahlin und nimm ihr das Mädchentum!"

Wenn Abu Mohammed das täte, würde der Affe ihm alle Wünsche erfüllen.
Abu Mohammed verfährt genau so, nur zur Entjungferung kommt es leider nicht, denn nach Hahnschlachtung wird das Mädchen von einem Mârid entführt – dem Ex-Affen, der durch diesen Talisman gebannt war.
Naheliegend, dass sein Schwiegervater nichts mehr mit Abu Mohammed zu tun haben will. Er wird verstoßen. Als er nun seiner Wege zieht, beobachtet er zwei gegeneinander kämpfende Schlangen – eine schwarze und eine weiße. Er hilft der weißen, welche flieht, ihre Kumpels holt und mit diesen der schwarzen Schlange den sagenumwobenen Garaus macht.
Am nächsten Morgen geben sich die weißen Schlangen als gläubige Dämonen zu erkennen.

 

302. Nacht

Dienstags-Mahl


Frühstück. Zwei Vollkornbrötchen mit Sojola-Margarine, Schokokrem*, Honig*, Brombeer-Konfitüre*, Erdnussmus*, 0,2 Liter Kaffee*, 0,4 Liter Leitungswasser, 1 Tablette LactAid
* = Bio-Produkt


0,1 Liter Leitungswasser


0,5 Liter Leitungswasser


Zwei Scheiben Nuss-Sesambrot mit Sojola-Margarine Lachsschinken*, Kürbiskrem. 0,2 Liter Kaffee*. 1 Tablette LactAid.


Ein Kaugummi Wrigley’s Doublemint


0,4 Liter Leitungswasser


13 Haferkekse*, 1 Banane*, 0,3 Liter Leitungswasser


2 Stück Lindt Edelbitter Mild


Abendessen: 2 Scheiben Vollkorn-Nuss-Sesambrot, Kalbsalami*, Ziegenkäse*, 0,2 Liter Apfelsaft*, 1 Tablette LactAid.


2 x 0,5 Liter Berliner Pilsner


1 Krügerol


0,5 Liter Berliner Pilsner

*

Der Emir ist überrascht über die Befreiung durch den Affen:

"Ich zahle ihm dafür tausend Dinare." Und die Kaufleute sprachen: "Ebenso zahlt ein jeder von uns ihm tausend Dinare, wenn er uns befreit."

Das Schiff fährt zurück nach Basra. Der Emir lässt Abu-Mohammed den Faulpelz kommen, der sich nur mühsam mit Hilfe seiner Mutter fortbewegt:

"Nimm diesen Affen; denn ich habe ihn für dich gekauft. Geh mit ihm nach Hase und warte, bis ich zu dir komme!"

Alsbald serviert er ihm in mehreren Kisten die tausenden Dinare, die als Gewinn für die fünf Dirhems entsprungen sind. Und seine Mutter rät:

"Mein Sohn, Allah hat dich mit großem Reichtum gesegnet; drum lass ab von deiner Faulheit, geh zum Basar und treibe Handel!" Und ich schüttelte wirklich meine Trägheit ab und eröffnete einen Laden im Basar.

Der Affe begleitet ihn bei allem, was er tut, doch vormittags beliebt er zu verschwinden;

dann kam er wieder und trug einen Beutel mit tausend Dinaren in der Hand.

Als er so Abu Mohammed zu Reichtum verholfen hat, beginnt er eines Tages zu sprechen:

"Erschrick nicht! Ich will von mir erzählen; ich bin ein Mârid vom Geschlechte der Geister…"

Darauf hätte man wetten können.

Der Affe bietet Abu Mohammed an, ihn

"mit einem Mädchen zu vermählen, das schön wie der Vollmond ist."

Abu Mohammed möge am folgenden Tag zum Basar der Futterhändler gehen.

Und so sieht so ein Basar heute aus: http://www.futterboerse.ch/

Das verflixte zweite Jahr

Es dauert in der Regel ein Jahr Improtraining, bis die Improspieler vom eigenen Wissen gefesselt werden. Sie jammern über schlechte Geschichten, beklagen ihr mangelndes Schauspieltalent, maßen sich an, über die Fähigkeiten anderer zu lästern, und sind auf der Bühne teilweise regelrecht gelähmt. Sie bewegen sich langsamer, wagen es nicht, ihre Ideen auszusprechen, aus Angst, den eigenen Impro-Ansprüchen nicht zu genügen.

301. Nacht

Wir sind, was wir essen? Wenn das so ist, weiß ich wohl kaum, wer ich bin. Gesinnungs-Öko? Imbissfresser? Halb-Vegetarier? Milchzucker-Vermeider? Biertrinker? Süßmaulfrosch? Mal testen.


Frühstück. Drei Vollkornbrötchen mit Sojola-Margarine, Schokokrem*, Honig*, Johannisbeer-Konfitüre*, Erdnussmus*, Ziegenkäse*, 0,4 Liter Kaffee*, 0,2 Liter Leitungswasser, 1 Tablette LactAid (wegen der Laktose in den Brötchen)
* = Bio-Produkt


1/2 Liter Leitungswasser


0,2 Liter Leitungswasser


Ein Vollkornbrötchen mit Sojola-Margarine und Ziegenkäse*. 1 Tablette LactAid.


Ein Kaugummi Wrigley’s Doublemint


Wegen Zahnarztbesuch verspätetes Mittagessen: Zwei Scheiben Haselnuss-Sesam-Vollkornbrot mit Sojola-Margarine, zwei Scheiben Lachsschinken, Omelett aus 2 Eiern*, zwei Stück Galia-Melone*, 0,2 Liter Leitungswasser, 1 Tablette LactAid (wegen Laktose im Brot)


10 Haferkekse*, 0,1 Liter Leitungswasser


0,5 Liter Leitungswasser


Abendessen: Pizza Vegetaria vom griechischen Imbiss mit Paprika, Artischocken und Tomaten, dazu frisch gemahlener Pfeffer*, 2 Flaschen 0,5 Liter Radeberger Pilsener, 2 Tabletten LactAid wegen Laktose im Pizzakäse.
(Vergesse unglücklicherweise, die zweite Tablette zu essen.)


Vorm Schlafengehen: 0,4 Liter Leitungswasser

 

Wir hören also die Geschichte von Abu Mohammed dem Faulpelz;

"denn sie ist gar wundersam, und seltsam ist’s, wie alles kam. Würde man sie mit Nadeln in die Augenwinkel schreiben, so würde sie allen, die sich lehren lassen, ein lehrreich Beispiel bleiben."

Tatsächlich war Abu Mohammed ein Faulpelz und sein Vater ein Schröpfer im Badehause.

d.h. er übte einen schlecht angesehenen Beruf aus.

"Meine Faulheit ging so weit, dass ich, wenn ich an heißen Tagen schlief und die Sonne über mich kam, ich zu faul war, um aufzustehen und von der Sonne in den Schatten zu gehen."

Der Vater stirbt und hinterlässt ihm nichts. Seine Mutter verdient sich bei Leuten und bringt ihm Essen und Trinken. Als sie erfährt, dass Scheich Abu el-Muzaffar nach China reist, gibt sie ihrem Sohn fünf Silberdirhems und fordert ihn auf, diese dem Scheich mitzugeben, damit dieser sie investiere und wenn der Sohn auch dafür zu faul sei, würde sie ihm nie wieder essen oder trinken besorgen. Abu Mohammed wird angst und bange.

"Richte mich auf!" (…) "Bring mir die Schuhe!" (…) "Zieh sie mir über die Füße!" (…) "Heb mich vom Boden auf!" (…) " Stütze mich, damit ich gehen kann!"

All das tut sie für ihn, und er stolpert zum Scheich und überreicht diesem die Dirhems.
Das Schiff fährt nach China, erledigt dort seine Einkäufe, segelt zurück. Aber nach drei Tagen auf dem Meer fällt dem Scheich ein, dass er den Auftrag für Abu Mohammed vergessen hat und will zurücksegeln. Aber seine Reisegenossen halten ihn auf mit dem Versprechen, ihm ein Vielfaches vom Gewinn der fünf Dirhems zu geben.
Sie legen auf ihrer Rückreise auf einer Insel an; dort entdeckt der Scheich einen Händler,

der eine große Zahl Affen bei sich hatte.

Einer dieser Affen wird von den anderen immer wieder gerupft, sobald der Händler nicht hinschaut.
Diesen Affen kauft der Scheich für Abu Mohammed den Faulpelz.
Auf der nächsten Insel

kamen Taucher an Bord, die nach Edelmetallen, Perlen, Juwelen und ähnlichen Dingen tauchten.

Da befreit sich der Affe und springt über Bord, doch gemeinsam mit den anderen Tauchern,

erschien auch der mit ihnen auf der Oberfläche. Er hatte die Hände voller kostbarer Juwelen, und die warf er vor Abu el-Muzaffar nieder. (…)
"Fürwahr in diesem Affen steckt ein großes Geheimnis."

Das Schiff legt auf einer weiteren Insel an,

deren Name die "Insel der Neger" ist; das sind schwarze Leute, die das Fleisch der Menschen fressen. 301

Einige der Kaufleute werden geschlachtet, die anderen harren in Angst, aber der Scheich wird vom Affen befreit.

 

301 Laut Kommentar soll es sich bei dieser Insel um Sansibar handeln. Auf den Extremrassismus dieser Passage geht der Kommentar nicht ein.

300. Nacht

Seit ein paar Jahren hat sich in den Protestbewegungen die Fraktion militanter Clowns ausgebreitet. Militante Clowns nehmen den zivilen Ungehorsam ernst und überschreiten Gesetze bis knapp unter Gewaltanwendung, also das ganze Spektrum demo-begleitender Aktionen, die man bereits kennt: Blockaden, Zerstörung von Dingen usw. Das Repertoire ist nicht ganz neu und oft effektiv, aber die Clownerie suggeriert "Hopplahi-hopplaho – alles nur halb so ernst gemeint. Schließlich sorgen wir für gute Laune." Und in der Tat wirken Polizisten wie Spielverderber, wenn sie Clowns vom Platz tragen. Und so schraubt sich der Ärger zur furchtbaren Empörung hoch: Es war doch nur ziviler Ungehorsam.
Das Wort "Ungehorsam" verniedlicht aber durch seine Assoziation an Befehlsverweigerung, an Dem-Oberlehrer-nicht-gehorchen, dass es schlicht um Rechtsbrüche geht, die eben Konsequenzen zur Folge haben. Ob mit roter Nase oder ohne. So ist das nun mal mit Rechtsbrüchen. Das heißt nicht, dass man nicht über Details des Versammlungsrechts streiten könnte – etwa über den Sinn des Vermummungsverbots. Allerdings macht man sich wohl unglaubwürdig, wenn man einerseits eine Kennzeichnung der Polizeibeamten fordert und gleichzeitig sich selbst unkenntlich macht. Ob mit Schminke oder Hasskappe ist da zweitrangig.
Nun ist gewiss ein Szenario denkbar, in dem die staatliche Gewalt dermaßen überhand nimmt oder die demokratischen Spielregeln soweit außer Kraft gesetzt sind, dass ich mich aus Gewissensgründen genötigt sehe, Gesetze zu brechen, die ich sonst – auch wenn sie mir nicht passen – immerhin hinnehme. Für Jean Peters in der taz ist die Grenze bereits an dem Punkt erreicht, dass Castor-Transporte durch die Gegend rollen, obwohl eine Umfragenmehrheit für die Abschaltung von AKW ist. Andere halten ein Treffen der G8 oder die Räumung eines illegal besetzten Hauses für dermaßen inakzeptabel, dass die legalen Mitteln politischer Kommunikation nicht mehr ausreichen.
Warum sich dann aber beschweren, wenn das Recht durchgesetzt wird? Der "zivile Ungehorsame" weiß ja schließlich, dass er eine Grenze überschreitet. Ihm bleibt nichts anderes übrig als auf seine eigene Cleverness, einen smarten Anwalt, einen gnädigen Richter oder öffentliche Solidarisierung zu bauen. Aber zu skandalisieren, dass der Staat sich Rechtsbrüche nicht einfach gefallen lässt, ist lächerlich, wenn nicht gar feige.

*

Der Eunuch überbringt dem Kalifen die Nachricht, seine Frau Zubaida habe sich diese Krone anfertigen lassen, aber sie fände keinen passenden Edelstein für die Spitze. Harûn er-Raschîd befiehlt seinen Kammerherren und Statthaltern, nach einem solchen Edelstein zu suchen, sie kommen aber ohne Erfolg zurück.

Als sie das dem Kalifen kundtaten, ward er zornig und rief: "Wie kann ich Kalif und König auf Erden sein, wenn ich nicht imstande bin, einen Edelstein zu beschaffen? Ihr da, fragt bei den Kaufleuten an!"

Ist da wer in seiner Eitelkeit gekränkt?

Man teilt ihm mit, es gäbe nur einen, der so einen Edelstein besitzen könne: Abu Mohammed der Faulpelz in Basra.
Der Kalif sendet seinen Schwertträger Masrûr mit einem entsprechenden Schreiben an den Statthalter von Basra, Emir ez-Zubaidi.

Der Bruder seiner Frau Zubaida?

Als Masrûr schließlich vor Abu Mohammeds Haustür steht und das Anliegen vorträgt, bittet dieser ihn herein, doch man antwortet ihm:

"Wir können das nur in aller Eile tun, wie uns der Beherrscher der Gläubigen befohlen hat; denn er wartet auf dein Kommen." (…)
"Wartet nur ein klein wenig auf mich, bis ich alles gerüstet habe."

Schließlich gelingt es ihm doch, alle in sein Haus zu lotsen.

Und dort sahen sie zunächst eine Vorhalle, behangen mit Wanddecken aus blauem Brokat, die mit rotem Golde bestickt waren.

Masrûr wird indessen von den Dienern ins Bad geleitet und schließlich ins noch prächtigere Obergemach geführt.

Dann befahl er [Abu Mohammed], den Speisetisch zu bringen; doch als Masrûr den Tisch sah, rief er: "Bei Allah, sogar bei dem Beherrscher der Gläubigen habe ich einen solchen Tisch nie gesehen."

Man speist und trinkt und Mohammed schenkt jedem 5000 Dinare und ein Ehrengewand. Wieder drängt Masrûr zur Abreise. Doch Abu Mohammed meint:

"O Gebieter, gedulde dich nur noch bis morgen, damit wir uns reisefertig machen können und dann mit euch aufbrechen!"

Also verbringen sie noch die Nacht dort.

Als inzwischen geübter Leser dieser Erzählungen, erwartete ich zumindest zwei weitere Nächte, in denen immer schönere Gewänder, Speisen und Sklavinnen die Sinne der Gäste vernebeln, aber…

Tatsächlich brechen alle am nächsten Morgen auf

und reiten ohne Unterbrechung weiter, bis sie zur Stadt Bagdad gelangten.

Dort präsentiert Abu Mohammed dem Kalifen Geschenke aus einer Kiste:

darunter goldene Bäume, mit Blättern aus Smaragd und Früchten aus rotem und gelbem Hyazinth und aus schimmernden Perlen.

In der zweiten Kiste:

ein brokatenes Prunkzelt, das mit Perlen, Rubinen und Smaragden, Chrysolithen und noch anderen Edelsteinen verziert war; die Pfeiler des Zeltes waren aus frischem Aloeholz; die Säume der Zeltdecke waren mit grünen Smaragden besetzt; und auf den Zeltwänden waren lauter Bilder von allerlei Getier angebracht.

Woraus werden dann wohl die Heringe des Zeltes gewesen sein?

Nun gibt Abu Mohammed auch noch Zauberkunststückchen zum Besten. Er

bewegte seine Lippen und winkte den Zinnen des Palastes; da neigten sie sich ihm zu. Dann gab er einen zweiten Wink; da wurde sie wieder aufrecht, wie sie gewesen waren. Darauf machte er Zeichen mit den Augen; da erschienen vor ihm Käfige mit verschlossenen Türen, und nachdem er Worte über sie gesprochen hatte, gaben die Vogelstimmen Antwort. Über all das war er-Raschîd aufs höchste erstaunt, und er fragte: "Woher hast du all dies, wo du doch nur als Abu Mohammed der Faulpelz bekannt bist?"

Hans Magnus Enzensberger im Interview

Hans Magnus Enzensberger (auf die Frage nach seinem Mittel gegen Selbstzufriedenheit): „Nackenschläge. Eine katastrophale Theaterpremiere, ein schlecht geplantes Filmprojekt. Wenn etwas schiefgeht, das ist doch spannend. Ich schätze meine Niederlagen hoch.“
Hans Magnus Enzensberger: „Entweder ich mache etwas umsonst oder ich werde anständig bezahlt. Die schlechten Bezahlungen, die finde ich unpassend.“
Hans Magnus Enzensberger: „Wenn ein Gedicht etwas taugt, dann ist es besser als alles, was darüber gesagt wird.“

Glanz und Eitelkeit

Seit 1968 wird in Deutschland und in Europa der Niedergang des klassischen Gesangs beklagt. Vor allem am Beispiel der Wagner- und Verdi-Sänger lässt sich das nachvollziehen. Die Stimme steht immer mehr im Vordergrund – ihr Glanz, ihre Pracht. Das Werk tritt dagegen zurück. Die großen Sänger bis in die 40er Jahre hatten zwar auch große Stimme, zielten aber mehr noch auf Nuancen, auf die Kunst im Kleinen. Solche Stimmen hätten heute kaum noch eine Chance auf den großen Bühnen, da Stars gesucht würden. Stücke wie Tristan und Isolde lassen sich dadurch heute gar nicht mehr angemessen aufführen.
S. Artikel in der Süddeutschen Zeitung: „Neue Helden braucht das Land“ von Reinhard J. Brembeck
Für uns: Gute Improvisierer beeindrucken durch ihre Fertigkeiten, aber großartige Improvisierer stellen sich in den Dienst der Szene bzw. des Spiels.

299. Nacht

Philipp Demidov ist für mich der größte russische Rocksänger.  Ich lernte ihn 1990 in Moskau kennen, und lud ihn mit seiner Band "Orbita" nach Berlin ein, wo er mit Feeling B und unserer Humpta-Punkband "Bolschoi Rabatz" spielte. Kurz danach löste sich Orbita auf, aber ich verbrachte mit ihm und seinen Musikerfreunden noch einen August auf der Krim.
Gestern hatte ich seit Jahren wieder erstmals die alten Aufnahmen gehört und beschlossen, ihm endlich auf die einzige Mail zu antworten, die er mir vor einem knappen Jahr geschrieben hatte.
Heute früh per SMS die Nachricht, Philipp Demidov sei gestorben. Wie immer bei einer Todesnachricht hoffe ich abergläubisch, es sei ein Missverständnis.
Hier der Text seines Songs "Ublyudok", zumindest so, wie ich in verstanden habe.

Ublyudok

Ya malenkiy ublyudok, ya malenkiy playboy
no tut poyavlyayetsja dvornik s metloy.
On mne kritshit groshdanin prostoi
i byot menja svoyey golovoy.
A on menya udaril svoyeyu nogoy
A on menya udaril svoyeyu rukoy.

|:Zhalko shto ya evo w obshtshe ne ubil 😐

A ya ne bandit i daze ne khuligan.
A ya vlubilsya kak prostoi maltshugan.
No tut poyavilsya takoi to utyug.
A on yeyo uvyos otdykhat na yug.
A on yeyo vodil v dorogoi restoran.
A on soril dengami slovno Gosplan.

|:Zhalko shto ya evo w obshtshe ne ubil 😐

Yesli by byl balkon v moyey kvartire
to ya naverno tshasto sidel by na balkone.
Smotrel by v niz na golovy pokhoze
pytalsya godat kto tshemu sklomen.
Odin is nikh pokhozsh na voditelya tramvaya.
Drugiye na sotrudniki sekretnovo otdela.

|:Zhalko shto ya evo w obshtshe ne ubil 😐

*

Chalîd vermählt die beiden.

Ende

Die Geschichte von dem Edelmut des Barmekiden Dscha’far gegen den Bohnenverkäufer

Als Harûn er-Raschîd den Barmekiden Dscha’far ans Kreuz hatte schlagen lassen, 199 befahl er zugleich, dass jeder, der ihn beweine oder um ihn klage, gekreuzigt werden solle; deshalb ließ das Volk davon ab.

Ein Beduine jedoch, der jedes Jahr ein Loblied auf Dscha’far schrieb und von diesem dafür 1.000 Dinar erhielt, kam auch im Jahr dessen Todes nach Bagdad, wo er vom Tode Dscha’fars erfuhr. Er trug sein Loblied vor dem toten, am Kreuze hängenden Dscha’far vor und legte sich schlafen. Da erschien ihm Dscha’far im Traum, der ihm befiehlt nach Basra zu gehen und dort einen Kaufmann aufzusuchen und zu ihm zu sprechen:

"Dscha’far der Barmekide, lässt dir den Gruß entbieten und lässt dir sagen, du möchtest ihm tausend Dinare geben – beim Zeichen der Bohne!"

Dies tut der Beduine. Der Kaufmann lässt ihn drei Tage bei sich wohnen und gibt ihm zum Abschied 1.500 Dinare. Der Beduine fragt, wofür das sei. Und der Kaufmann berichtet.
Er war früher ein armer Bohnenhändler in Bagdad. Es regnete und ihn fror, als Dscha’far ihn von einem Söller erblickte.

Seine Vertrauten und Odalisken waren bei ihm.

Dscha’far befiehlt dem Kaufmann, alles zu verkaufen, was er bei sich habe. Und jede der Odalisken füllt ihm das Bohnenmaß mit Gold. Eine letzte Bohne bleibt übrig. Diese teilt Dscha’far und fragt eine Odaliske, ob sie die halbe Bohne nicht kaufen wolle. Und diese tut es um den doppelten Wert allen bisher gesammelten Goldes. So gelangte der Kaufmann zu Wohlstand."

"Wenn ich also von dem, was ich durch Dscha’fars Güte erhalten habe, in jedem Jahre tausend Dinare gebe, so habe ich dadurch nicht den geringsten Verlust. Du aber denke an den hohen Edelmut Dscha’fars und daran, dass ihm, wie im Leben, so auch im Tode Preis gebührt – Allah, der Erhabene, hab ihn selig."

Nach all den Lobhudeleien auf Harûn er-Raschîd ist dieser Widerspruch beachtlich

 

299 In Wirklichkeit ließ Harûn er-Raschîd Dscha’far enthaupten.

 

 

Die Geschichte von Mohammed dem Faulpelz

Zu Harûn er-Raschîd tritt ein junger gekrönter Eunuch ein, der zu ihm spricht:

"O Beherrscher der Gläubigen, die Herrin Zubaida…"

Da bemerkte Schehrezâd, dass der Morgen begann und sie hielt in der verstatteten Rede an. Ihre Schwester aber sprach: "Wie schön war deine Erzählung und wie entzückend, wie lieblich und berückend!" Doch Schehrezâd erwiderte: "Was ist all dies gegen das, was ich in der kommenden Nacht erzählen werde, wenn der König mich am Leben zu lassen geruht." Nun sprach der König bei sich selber: "Bei Allah, ich will sie nicht eher töten lassen, als bis ich ihre Geschichte zu Ende gehört habe."

Warum ausgerechnet hier die Schehrezâd-Episode wieder eingeführt wird, ist unklar. Vielleicht, weil wir kurz vor der Vollendung der 300 stehen? Oder um uns Dinazâd ins Gedächtnis zu rufen? Oder die Dummheit des Königs, der jetzt nun nur noch eine Geschichte hören will, bevor er sie tötet und so dem Kinde gleicht, dass jetzt aber wirklich nur noch eine Geschichte will, bevor es schlafen geht?

298. Nacht

Hans Magnus Enzensberger: "Das Deutsche-Bahn-Kritisieren – noch so ein Volkssport, an dem ich nicht teilnehme. Der Zug ist ja, im Gegensatz zum Flugzeug, immer noch ein relativ zivilisiertes Verkehrsmittel. Leibesvisitationen finden dort nicht statt. Mann wird nicht angeschnallt. Man kann aus dem Fenster schauen."

Hans Magnus Enzensberger: "Heiterkeit ist eine moralische Frage. Mürrische Leute, die andere mit ihren Problemen behelligen, die halte ich für rücksichtslos." (aus Zeit-Magazin 12.8.2010)

Heiterkeit ist trainierbar, klar. Wieviel Training braucht man, bis man dahin kommt, morgens entscheiden zu können, am heutigen Tage glücklich zu sein.

*

Es gab niemanden in Basra, weder Mann noch Weib, der nicht gekommen wäre, um sich die Bestrafung jenes Jünglings anzusehen.

Der Kadi räumt ihm noch eine Chance ein:

"Vielleicht hast du weniger als das Mindestmaß gestohlen?" 298

Weder auf dieses Angebot noch auf die Frage, ob er vielleicht ein gemeinsames Anrecht auf einen Teil der Sachen habe, geht er ein.
Chalîd erzürnt über die Verstocktheit des Jünglings dermaßen, dass er ihn mit der Peitsche schlägt.

Dann rief er den Schlächter, damit er ihm die Hand abschlage.

Man beachte, dass diese Aufgabe hier vom Schlächter übernommen wird. Ob sein Beil nun Menschen- oder Rinderknochen zerteilt, ist wohl einerlei.

Ein schönes junges, aus Trauer in Lumpen gehülltes Mädchen, tritt im letzten Moment hervor und übergibt Chalîd ein Gedicht, in dem sie ihre Liebe zum jungen Mann bekennt und dessen Unschuld beteuert.

Sind Im-letzten-Moment-Szenen eigentlich per se ein Zeichen für Kitsch?

Sie bekennt, dass sie und der Jüngling Geliebte seien. Und als dieser sie besuchte, kamen überraschend ihre Brüder und ihr Vater nach Hause. Er behauptete, ein Dieb zu sein, um ihr die Schande zu ersparen.
Chalîd, gerührt von der Geschichte wie der Tyrann in Schillers Bürgschaft, gibt sowohl dem Jüngling als auch der Maid zehntausend Dirhems unter der Bedingung, dass der Vater der Ehe zustimmt. Dieser tut es.

Chalîd aber lobte und pries Gott und hielt eine schöne Predigt.

 

298 Mindestbetrag des gestohlenen Gutes beträgt einen Viertelgolddinar.

297. Nacht

Es genügt dem Kalifen nicht, dass der clevere Richter ihm soeben aus der Patsche geholfen hat:

"Ich möchte sogleich bei ihr ruhen; ich kann es nicht ertragen, mich ihrer zu enthalten, bis die gesetzliche Frist verstrichen ist."

Die gesetzliche Frist, die er-Raschîd erwähnt, besagt, dass, wer eine Sklavin kauft, eine Frist abwarten muss, bis klar wird, ob sie von ihrem früheren Eigentümer schwanger ist. Man beachte die beiläufige Demütigung des Wesirs Dscha’far, der sie ja gar nicht hergeben wollte.

Abu Jusûf rät, die Sklavin einem der Mamluken des Kalifen zur Frau zu geben; dieser solle sich sofort von ihr scheiden lassen, und dann könne der Kalif unverzüglich "zu ihr eingehen".
Gesagt, getan. Aber der Mamluk macht Schwierigkeiten: Er will sich nicht scheiden lassen, egal, wieviel Geld der Kalif ihm bietet.

Dieser Widerspruch gegenüber er-Raschîd, der ja bekanntlich sein Schwert nicht zögerlich bedient, ist bemerkenswert.

Der Mamluk holt sich obendrein Beistand beim Kadi:

"Steht die Ehescheidung in meiner Hand oder in deiner oder in der des Beherrschers der Gläubigen?" Als der Kadi antwortete: "In deiner Hand!", rief der Mamluk: "Bei Allah, ich tu es nie und nimmer!"

Aber Abu Jusûf weiß auch hier zu helfen:

"Gib diesen Mamluken der Sklavin zum Eigentum."

Der Kalif tut es.

Dann fuhr der Kadi fort: "Ich spreche die Scheidung aus über die beiden dort; denn er ist ihr Besitz geworden, und also ist die Ehe ungültig!

Der Kadi wird vom Kalifen für diese schönen Lösungen reich belohnt. Und zuhause schlaumeiert er gegenüber seinen Freunden:

"Es gibt keinen leichteren und kürzeren Weg zum Glauben und zu den Gütern dieser Welt als den Weg der Wissenschaft; denn diese große Menge Goldes habe ich allein für die Beantwortung von zwei oder drei Fragen erhalten."

Im Grunde führt der Kadi das Recht, indem er es dem Buchstaben nach anwendet, ad absurdum, und der Kalif scheint es zu wissen. Aber weiß es der Erzähler? Im kurzen Nachwort lobt er

das feine Benehmen des Wesirs gegen er-Raschîd, die Weisheit des Kalifen und die noch größere Weisheit des Kadis.

Gewitztheit führt zu Reichtum. Schläue hilft, sich die Mächtigen günstig zu halten. Macht bricht Recht.

***

Die Geschichte von Châlid ibn Abdallâh und dem Liebhaber, der sich als Dieb ausgab

Zu Châlid ibn Abdallâh el-Kasri, dem Emir von Basra, führte man einen Jüngling, dem man vorwarf, ein Dieb zu sein. Aber angesichts der Schönheit des jungen Mannes hat der Emir Zweifel an der Geschichte. Und so fragt er ihn, was ihn zu dieser Tat veranlasst habe.

"Mich trieben die Gier nach irdischem Gut und der Ratschluss Allahs, des Gepriesenen und Erhabenen."

Zu fromm, um wahr zu sein.

Châlid hakt nach, aber der junge Mann bleibt bei seiner Geschichte, und so wird bekannt gegeben, dass ihm am nächsten Tag die Hand abgehauen werden soll. Sich unbeobachtet wähnend, improvisiert er im Kerker folgende Verse:

Es drohte Châlid mir mit dem Verlust der Hand,
Mach ich mit dem Geheimnis von ihr ihn nicht bekannt.
Doch ich sprach: Das sei ferne, dass ich die Lieb verrat,
Die tief im Herze mein für sie verschlossen hat.
Ja, der Verlust der Hand für das, was ich gestehe,
Ist leichter mir, als dass ich sie in Schande sehe.

Die Wächter hören dies, führen in zu Châlid und dieser rät ihm, vorm Kadi zu leugnen, denn der Prophet habe gesagt:

"In zweifelhaften Fällen vermeidet die Strafen." Darauf ließ er ihn in das Gefängnis zurückbringen.

296. Nacht

9.8.2001: Schöner Verführungstrick. Ö. schreibt scheinbar eine Mail an mehrere Freunde, in der sie sie fragt, ob nicht jemand mit ihr für zwei Wochen nach Griechenland fliegen will. In Wirklichkeit geht die Mail nur an mich.
9.8.2002: Entscheide mich, doch nicht in die USA zum Schriftstellertreff zu fliegen.
9.8.2003: Wladimir letztmalig beim Kantinenlesen
9.8.2005: Erkältet. Werde vorm King Kong Club gewarnt
9.8.2007: Der Designer schickt mit dem Entwurf auch noch eine ankumpelnde Laber-Mail mit dem augenzwinkernden Hinweis, er und sein Kollege hätten während der Arbeit in den letzten Stunden nur gekifft. Da hat er ja gleich einen Stein bei mir im Brett. Was hier beginnt und in den nächsten Tagen eskaliert, ist eines jener Kommunikationsereignisse, bei dem die Teilnehmer sich mit jedem Kommunikationsakt in einen Strudel nach unten ziehen (nach unten eskalieren? Ja, ich glaube, das kann man sagen.). Er nervt mich mit seiner frotzelnden und witzelnden Art (die ich im übrigen überhaupt nicht witzig finde) dermaßen, bis ich ihm am Telefon sage, dass ich nicht von ihm verulkt werden will. Er entschuldigt sich, macht einen Rückzieher, nicht ohne noch mal zu witzeln. Vermutlich war schon der Hinweis aufs Kiffen ein Versuch, soziale Nähe herzustellen. Ich bin am Ende nur genervt über jede Minute, die ich mit ihm am Telefon verbringen muss und versuche, ergebnisorientiert zu kommunizieren. Er hält das offenbar für gefühlskalt und außerdem für unangemessen; denn schließlich erweist er uns ja nur einen Gefallen, einen Freundschaftsdienst, und keine bezahlte Dienstleistung. Für mich wäre es Freundschaftsdienst genug, wenn die Telefonate nur halb so lang dauern würden.
9.8.2009: Kein Vorwort und keine Danksagungen im neuen Chaussee-Buch, wird entschieden; normale Bücher hätten das auch nicht.
7.8.2010: Schlauchbootfahrt zu viert über den Schermützelsee im warmen Regen. Die Schirme schützen uns gut, aber die vorbeifahrenden Dampferbootgäste scheinen uns für verrück oder für Pechvögel zu halten. Die letzten 500 Meter zur Fischerkehle schwimme ich. Der Wirt scheint schon sauer, weil wir am falschen Steg anlegen.
"Wat wird’n dit?"
"Tut uns leid. Ist das der falsche Steg? Wir haben erst jetzt das Schild gesehen."
"Und jetze?"
"Wir würden bei Ihnen einkehren."
"Aber bei mir nur angezogen. Wir sind ein Speiserestaurant"
"Ich weiß, drei von uns haben die Schuhe auf der anderen Seite des Sees gelassen. Wir bleiben einfach auf der Cafeteria."
"Na, Sie werden ja nicht den ganzen Weg von Berlin so jekommen sein!"
"Nein, wir haben, wie gesagt, die Schuhe auf der anderen Seite des Sees gelassen."
"Na, Sie werden ja nicht den ganzen Weg von Berlin so jekommen sein!

*

Alî der Perser fährt fort, aufzuzählen, was sich im umstritten Sack befände:

"ein Panzer und Schwerter und Kammern, mit Waffen angefüllt, […] ferner Schafe in ihren Ställen, und tausend Hunde, die laut bellen; […] Bildwerke und Malerein, Flaschen und Becher im Verein […] liebe Freunde und traute Gesellen, Strafgefangene und Genossen, die sich zum Umtrunk einstellen; eine Mandoline, Flöten, Fahnen und Standarten, Knaben und Mädchen und Bräute, die auf ihre Entschleierung warten, Tigris und Euphrat, ein Fischernetz und Feuerstahl, Iram die Säulenstadt, Lustknaben und Kuppler, tausend an der Zahl […], Holz und ein Nagel dabei, […] alle Reiche von Indien bis zum Sudan […]und tausend scharfe Messer, um den Bart des Kadi abzuschneiden, sollte er meinen Groll nicht fürchten und nicht entscheiden, dass der Sack mir gehört."

Bemerkenswert:
1. Die Beleidigung des Kadis, die einen Spruch zu Gunsten Alîs ziemlich unwahrscheinlich machen.
2. Das Nebenher der Aufzählung aller Reiche, von denen alles andere ja dann ohnehin eine Teilmenge ist.
3. Die Mandoline, die Strafgefangenen, die Kuppler.

Der Kadi lässt den Sack öffnen, darin befinden sich Brot, Zitronen, Käse und Oliven.

Dann warf ich den Sack dem Kurden vor die Füße und ging meiner Wege.

***

Die Geschichte von Harûn er-Raschîd, der Sklavin und dem Kadi Abu Jûsuf

Dscha’far und Harûn er-Raschîd beim Zechen. Der Kalif:

"Dscha’far, mir ist berichtet worden, dass du die Sklavin Soundso gekauft hast. […] Verkauf sie mir."

Der Name der Sklavin wird auch im Weiteren keine Rolle spielen, obwohl es die ganze Zeit nur um sie allein geht.

"Ich will dreimal von meinem Weibe geschieden sein, wenn ich sie dir verkaufe oder schenke."

Auch der Kalif schwört diesen Eid im Suff.

Im Islam wäre die Scheidung nun rechtskräftig.

Zu Sinnen gekommen, rufen sie den Kadi Abu Jûsuf herbei, der ihnen aus der Patsche helfen soll.
Dessen erster Rat:

"Dscha’far verkauf dem Beherrscher der Gläubigen ihre eine Hälfte und schenk ihm die andere Hälfte, dann seid ihr beide eures Eides ledig!"

 

295. Nacht

Die ZEIT berichtet, pubertierende Jungen seien inzwischen das schwache Geschlecht. Da sie von Frauen unterrichtet werden, verstünden sie die Codes nicht mehr. Es gebe aber eine Reihe alternativer Ansätze, z.B. dass man die Jungen Verantwortung erfahren lasse: In der Potsdamer Montessori-Schule lässt man Jungen selbständig Ställe bauen. So werde ihr Aktionismus in konstruktive Richtungen geleitet und es gebe keinen Grund mehr zu rebellieren. Wenn ich gegen etwas in dem Alter rebelliert habe, dann waren es Aktionen wie Ställebauen. Gebt mir ein Buch, einen lockeren Sport, ein kleines mathematisches Problem, ein Musikinstrument, aber schickt mich bitte nicht zum Zeichnen, Basteln oder Bauen.

6.8.2001: Diskutieren bei der Chaussee der Enthusiasten über ein neues Mikrofon. Volker empfiehlt SM58.
6.8.2002: Einladung von Z., nach Würzburg mit dem Auto zu fahren.
6.8.2003: Fotosession fürs Dunkeltheater organisieren
6.8.2004:
6.8.2005: Diskutiere mit Tube letzte Fragen für den Surfpoeten-Wahlomat anlässlich der Bundestagswahl
6.8.2006: Ziehe erstmals in Erwägung, einen Yoga-Kurs zu belegen. Es wird dann eine der besten Körper-Seele-Geist-Entscheidungen, die ich in den letzten Jahren getroffen habe.
6.8.2007: Absurder Marketingplan einer Kulturmanagerin fürs Dunkeltheater
6.8.2008: Bekomme wieder einmal Texte zur Beurteilung zugeschickt. Wie immer sträube ich mich, sie zu lesen, vor allem wenn sie von einer Ex stammen.
6.8.2009: Welche Danksagungen sollen ins neue Chaussee-Buch?
6.8.2010: Paul als Gaststar bei Foxy Freestyle. Erstaunlich gut.

*

Alî. der Perser, fragt den Kalifen, ob dieser eine Geschichte hören wolle, die Alî gehört, gesehen oder selber erlebt habe. Harûn er-Raschîd entscheidet sich für letzteres. Und so berichtet Alî, er sei einmal in einer Stadt gewesen, um zu verkaufen. Und ein Bursche trug seinen Reisesack, als ein Kerl über ihn herfiel,

ein frecher Kurde,

und behauptete, der Sack gehöre ihm. Der Streit eskaliert, und man bringt die beiden zum Kadi, der dem Kurden befiehlt, den Inhalt des Sackes zu beschreiben. Dieser beginnt eine lange Aufzählung, u.a.:

"In diesem meinem Sacke sind silberne Schminkstifte zwei, und Augenschminke ist auch dabei, […] zwei goldene Becher und einen Leuchter […], der Zelte zwei, […] ein Kissen und lederner Decken zwei […], eine Sacknadel und der Vorratsbeutel zwei, eine Katze und der Hündinnen zwei, […]eine Jacke und der Pelzmäntel zwei, eine Kuh und der Kälber zwei, […] eine Säulenhalle und der Wohnzimmer zwei, eine Küche mit der Türen zwei, und eine Kurdenschar, die mir bezeugen kann, dass dieser Sack mir gehört."

Alî antwortet darauf, im Sack befänden sich:

"ein zerfallenes Häuslein und ein anderes ohne Türlein […], eine Schule für die Kindlein, auch Jünglinge, die sich am Würfelspiel erquicken, ferner Zelte samt den Stricken, die Städte Basra und Baghdad und das Schloss von Schaddâd ibn Âd, […] Knaben und Mägedelein und – tausend Lumpe obendrein, die bezeugen, dass der Sack mir gehört."

Der Kurde setzt noch einen drauf:

"Burgen und Schlösser, Kraniche und Leuen sowie Männer, die sich am Schach und am Brettchenspiel erfreuen, […] eine Dirne und schlauer Kuppler zwei, einen Kinäden und der Lustknaben zwei, einen Presbyter und der Diakonen zwei, […] einen Kadi und zwei Zeugen dabei, die bezeugen, dass der Sack mir gehört."

Kinäden??

294. Nacht

Der junge Mann Mohammed wird von Dscha’far zum Kalifen geführt. Er kniet nieder und spricht die Verse

Dein Tor sei alle Zeit ein heil’ger Wallfahrtsort,
Und seine Erde schmücke die Stirnen immerfort;
Dann wird der Ruf erschallen in einem jeden Land:
Dies ist die Stätte, du bist Abraham genannt. 294

Der Kalif fordert Mohammed auf, seine Geschichte zu erzählen.

Uns wird die Wiederholung erspart.

Nun lässt der Kalif Dunja, die Schwester des Dscha’far herbeibringen, welche um Verzeihung bittet.

Nun lächelte der Kalif Harûn er Raschîd, ließ den Kadi und die Zeugen kommen und erneuerte die Urkunde der Ehe zwischen ihr und ihrem Gemahl Mohammed Alî, dem Sohne des Juweliers; das geschah ihnen beiden zur Freude, den Neidern aber zu bitterem Leide.

Na, Mohammed wird sich für die Erneuerung des Bundes mit einer solchen Furie schön bedankt haben.

294 Abraham soll nach islamischer Überlieferung die Kaaba gebaut haben.

 

 

 

***

Die Geschichte von Alî dem Perser

Wieder einmal kann Harûn er-Raschîd nachts keine Ruhe finden, und Dscha’far lässt den Geschichtenkenner Alî, den Perser, kommen.

 

Vorbereitung

Wenn ich mir neue Übungen für eine Show ausdenke oder ein Format oder ein Game für eine Show, versuche ich meistens, mir das bildlich vorzustellen: Wie funktioniert.
Auch wenn ich den Ablauf einer Show plane – Welche Games spielen wir?, Wie lang soll es gehen?, Brauchen wir ein Warm Up? – male ich mir das im Kopf möglichst konkret aus, statt einfach nur eine abstrakte Liste zu erstellen.