In ihrem Buch „Respect for Acting“ unterscheidet Uta Hagen representational und presentational acting.
Das Repräsentations-Schauspiel, wie wir es im Spiel von Sarah Bernhardt sehen, setzt auf äußere Effekte. Das Präsentationsspiel ist „natürlicher“ und kleiner.
„Bernhardt’s audience stood to scream and shout its admiration. Duse’s audience wept.“

Das führt uns wieder auf die Frage zurück, was Schauspiel ist und was es kann. Und obwohl man tendiert, ihr zuzustimmen, beantwortet Hagen hier ein paar Punkte nicht.
Schauspiel ist ja weiterhin ein Spiel, d.h. als Schauspieler brauche ich zwar einen tiefen Zugang zu meiner Gefühlswelt, benötige aber genauso eine Flexibilität, um mit diesen Gefühlen umzugehen. Es hilft ja nichts, wenn ich mich als Schauspieler dermaßen in die Rolle fallenlasse, dass ich z.B. vor Rührung hemmungslos schluchze und mich nicht mehr einkriege oder, wie auch Hagen es beschreibt, meiner Mitspielerin den Arm quetsche, „weil ich das gerade so fühle“.
Und ich brauche ein drittes Auge, schon für die technischen Gegebenheiten: Meine Stimme muss im Theater zu hören sein, auch wenn ich „leise“ spreche. Ich darf mich als Filmschauspieler nur im Kamera-Feld bewegen. Als Impro-Schauspieler kommen noch Elemente wie Wachheit für die Story hinzu. Das alles ist kein Entweder/Oder, sondern ein Sowohl-als-Auch.
Bediene dich also deiner emotionalen Palette, soweit du es kannst. Zeig uns deine innere Wahrheit. Die Grenze ist erst dort erreicht, wo du nicht mehr spielen kannst.

Präsentation oder Repräsentation, Bernhardt vs. Duse
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