Muss man den Zuschauer wirklich „abholen“? Es ist sozusagen der kürzeste Weg des Entertainment und der Komödie: Ich beginne mit einer alltäglichen Situation, die ins Wanken gerät und in der Groteske völlig aus den Fugen geraten kann. Wir brauchen, so die Annahme, die stabile Plattform, um sowohl für uns als auch für den Zuschauer den Rahmen abzustecken. Aber können wir ihn nicht auch ein wenig zappeln lassen? Zugegebenermaßen ist das Ungenaue, das Verwaschene, Abstrakte oft ein Zeichen improvisatorischer Schwäche: Der Spieler fürchtet sich zu definieren oder ist im schlimmsten Fall dazu gar nicht in der Lage. Konkret zu sein, erfordert Konzentration, gestalterischen Willen und gestalterische Kraft. Vagheit hingegen entlastet. Der Spieler tut so als ob, und was übrig bleibt, ist heiße Luft.
ABER: In einer perfekten Improwelt – Könnten da nicht die Spieler mit einer Fülle verrückter Andeutungen beginnen, die an sich formal gesehen, stimmig sind, die aufeinander aufbauen.
Der Zuschauer verlässt den Saal irritiert, diskutiert mit seiner Begleitung, man regt sich auf. Und dann nachts wacht er schweißgebadet auf: Er hat verstanden.

Den Zuschauer abholen. Oder nicht?
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