Selten wird der Wert des Kontrasts in der Improvisation gewürdigt. Flow wird häufig nur aus der Perspektive des Sanft-Nachahmens und Hinzufügens gesehen. (Vielleicht, weil der Kontrast etwas von Nein-Sagen hat?) Aber auch der scharfe Kontrast hat seinen Wert:
– Der Stimmungs- oder Tempo-Wechsel in der Szene (ähnlich der Musik)
– Der entgegengesetzte Character.
– Die entgegengesetzte Haltung.
– Ein neues Erzählelement.
Auch habe ich bisher kaum Kontrast-Übungen in Improtheater-Workshops erlebt. Ausnahmen bisher: Contact-Impro und Tanz-Impro, die ich durch Nina Wehnert kennengelernt habe, sowie die Storytelling-Workshops von Lee White.
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Werden Kontraste zu wenig wertgeschätzt?
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3 Kommentare zu „Werden Kontraste zu wenig wertgeschätzt?

  • 2011-11-15 um 12:41 Uhr
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    Kontrast hat seine Berechtigung – sich dazu stellen und einfach mit den anderen mitmachen aber auch.

    Nehmen wir z.B. an, zwei Improvisierer sind auf der Bühne und spielen äußerst exzentrische Briten als Touristen in Frankfurt. Ich stehe am Rand. Ich kann jetzt reingehen und denken "Kontrast ist das Wahre: Ich spiele also jetzt eine Tiefsee-Amöbe". Dann geht die Szene um zwei exzentrische Briten und eine Amöbe in der Innenstadt – das wirkt auf die Zuschauer einfach nur wirr. Oder ich gehe rein als ein exzentrischer Brite – dann sehen die Zuschauer eine Szene mit drei exzentrischen Briten, und das ist viel leichter zu begreifen.

    Gegenbeispiel: Auf der Bühne ist ein äußerst feiner, distinguierter Verkäufer in einem Schuhgeschäft, der seine Auslagen liebevoll dekoriert und darauf Wert legt, dass alles seinen exakten Platz hat. Herein torkelt ein rüpeliger, halb besoffener, dreckiger Seemann (Kontrast). Einfach rausschmeißen kann der Verkäufer seinen Kunden nicht, denn er ist ja schließlich Kunde. Wirklich toll findet er ihn in seinem Laden aber auch nicht gerade – eher ganz furchtbar! Für die Zuschauer kann es jetzt äußerst spannend sein zu beobachten, wie der Verkäufer schrittweise aus der Fassung gebracht wird – während der rüpelige Seemann Auslagen umwirft, gegen die sorgfältig zurechtgerückte Schaufensterpuppe torkelt, Fusel aus seiner Flasche verschüttet usw. usw.

    Kontrast ist also m.E. vor allem dann spannend, wenn er anderen Schauspielern Gelegenheit gibt, dazu (dafür bzw. dagegen) eine Haltung einzunehmen. Besonders spannend, wenn der Kontrast Anlass für die Schauspieler ist, sich im Verlauf der Szene zu ändern.

    Peter G. Bouillon

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  • 2011-11-24 um 18:07 Uhr
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    Für mich ist "Kontrast" (in Improwiki schreibe ich von "Gegensätzen") grundsätzlich nur dann dramaturgisch ergiebig, wenn er sich auf die die gleiche "Zutatengruppe" bezieht, das sind insbesondere Tempo (schnell/langsam), Status (hoch/niedrig), Charakter (gut/böse, hektisch/phlegmatisch usw.), Sprache (laut/leise, schnell/langsam usw.), Gefühle (traurig/fröhlich, ängstlich/tollkühn usw. Insofern ist das erste Beispiel von Peter G. Bouillon "wirr", der Kontrast (Gegensatz) von exzentrisch müsste sich meiner Ansicht nach eben aus dem Charakter- bzw. Verhaltensmerkmal "exzentrisch" ergeben. Hinzu kommt, dass der Fokus sich nicht auf das Mensch-sein richtet – mit dem Kontrast Tier-sein (Amöbe) -, sondern eben auf das Exzentrisch-sein.
    Klaus

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  • 2011-11-25 um 11:05 Uhr
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    Es geht mir eigentlich auch um Kontraste in einer gesamten Show. Z.B. sehe ich es immer wieder, dass Harolds zum "Verschmieren" tendieren: Die einmal gewählte Stimmung zieht sich durch sämtliche Szenen, weil keiner die Kraft hat, einen echten Kontrast zu setzen.
    In *dem* Falle wäre eine Amöben-Szene *nach* den britischen Touristen erfrischend.

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