Worum geht es in einer Stadt überhaupt? Was ist das Entscheidende, wenn man Stadtplanung betreibt?
Ich war fünf Mal in New York City: 1997, 2003, 2009, 2010 und 2011. Der Unterschied, den die Stadt zwischen 2009 und 2011 gemacht hat, war selbst für meine ungeschulten Augen gewaltig: Im Süden Manhattans kann man nun bequem aufs Wasser sehen. Es gibt den neuen legendären Park auf der Highline – einer stillgelegten Bahnstrecke. Das Beeindruckendste aber war, dass in der engen Innenstadt von Manhattan, wo sich die Autos hindurchquälten, man das Autoproblem löste, indem man den Autos Spuren wegnahm! Fußgängerzonen mit Stühlen, Sandkästen, Bäumchen. Auf den Avenues gab es Radspuren! Radspuren!! Und das in einer Stadt, wo die einzigen Radfahrer lebensmüde Fahrradkuriere waren. Mit anderen Worten: Die Radspuren wurden geschaffen, als es für sie noch gar keinen Bedarf gab. Man hat den Bedarf für Fahrräder erzeugt.
Hinter all dem steckt eine Stadtplanerin namens Amanda Burden, deren erstes großes Projekt der Battery Park war. Es geht, so Burden, wenn man eine Stadt plant, nicht um die geometrisch-hübschen Ideen der Designer, sondern um die Perspektive der Menschen, die sich in den geschaffenen Räumen aufhalten. Oder in ihren Worten: „[As a city designer] you don’t tap into your design expertise, you tap into your humanity.“
Man schaue sich die riesigen Freiflächen vor den modernen Bürotürmen an. Wer sitzt da schon gern, selbst wenn eine barmherzige Seele ein paar Bänke hingestellt hat?
Parks errichten, die man nutzen kann, Fahrradspuren für künftige Radfahrer, die Wasserseiten für die Bewohner zugänglich machen, Fußgängerzonen erschaffen, die nicht nur Freiluft-Einkaufszentren sind – für all das braucht man einen langen Atem und Mut. Mut, Investoren auch mal Nein zu sagen. Mut, es sich mit Wählergruppen (wie etwa Autofahrern) kurzfristig zu verscherzen.
Im Vergleich zu New York City ist Berlin gesegnet mit vielen Parks und Freiflächen. Aber man sollte diese nicht als gegeben hinnehmen. Was hätte man z.B. aus dem Regierungsviertel machen können! Die Verkehrspolitik lässt sich in Berlin seit über 50 Jahren von der Autofahrerlobby diktieren. Ich erinnere daran, dass einmal die Straßenbahn durch die gesamte Stadt fuhr. Die Oberbaumbrücke wurde damals nach ihrer Rekonstruktion eröffnet mit der Option,
die Straßenbahn mindestens bis zum Schlesischen Tor zu verlängern. Die Gleis-Ansätze sind letzte Zeugen dieses Plans. Die A100 ist zum Prestige-Projekt des Regierenden Bürgermeisters geworden. Die gesamte Debatte über dieses Projekt ist derart ideologisch kontaminiert, dass eine rationale Debatte kaum mehr möglich ist. Jeder will schnell von A nach B kommen
und Ruhe vor der eigenen Haustür. Aber beides ist eben nicht gleichzeitig zu haben. Fragt man aber die Stadtbewohner nach Prioritäten, so bevorzugen doch die meisten das ruhigere Wohnen. Die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Autos im Stadtverkehr beträgt ohnehin meist nur um die 30 km/h. Schadete es da, gleich in allen Wohngebieten Tempo-30-Zonen einzurichten? Das Ganze natürlich gekoppelt an einen Ausbau des Nahverkehrsnetzes. Wenige werden ihren Auto-Kaufwunsch revidieren, wenn sie außerhalb des S-Bahn-Rings mehr als 15 Minuten auf den Bus warten müssen und dieser dann auch noch mit 15 km/h durch die Gegend zuckelt. (Viel schneller als 20 geht ja auch nicht, da die stehenden Passagiere sonst gefährdet sind.)
Ein weiteres Beispiel für die ideologische Verkrustung der Berliner Debatten ist die Diskussion um das Tempelhofer Feld. Der Senat will Wohnungen bauen. Das ist an sich keine üble Sache. Das Feld ist tatsächlich so groß, dass es Wohnungsbau vertragen könnte, und Wohnungen braucht Berlin, gerade in der Innenstadt, zu der man Nord-Tempelhof, wenn man großzügig ist, ja noch zählen kann. Aber was sonst? Abgesehen vom Problem des sozialen (oder eben nicht-sozialen) Wohnungsbaus bleibt die Frage völlig unbeantwortet, was mit dem Tempelhofer Feld passieren soll. Die Hauptstadtbibliothek? Ach mein Gottchen! Das soll ein Konzept sein?
Aber auch die Bebauungsgegner haben sich bisher nicht besonders von der kreativen Seite gezeigt. Am Besten alles so lassen wie es ist? Wer diese Betonfläche behalten will, muss ein eingefleischter Kite-Roller sein. Ansonsten gibt es doch keine Beschäftigung, die nicht ein bisschen Grün vertragen könnte.
Vor allem müssen groß-kommerzielle Interessen draußengelassen werden. Ein, zwei lizenzierte Cafés, keine Ketten, keine Konzerne, kein Trash.
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453. Nacht
Auf die Frage nach der „Gemeinschaft von Mann und Weib“ antwortet die keusche Tawaddud erst, nachdem sie der Kalif dazu auffordert.
„Sie erleichtert den Körper, der voll schwarzer Galle ist, sie beruhigt die Liebesglut, führt zu herzlicher Neigung, weitet das Herz und verscheucht die Trauer der Einsamkeit. Ausschweifung im Liebesgenusse ist in den Tagen des Sommers und der Herbstes schädlicher als zur Zeit des Winters und des Frühjahrs. (…) sie verbannt Sorge und Unruhe, beruhigt das heiße Verlangen und den Zorn und ist gut gegen Geschwüre. (…) Man hüte sich vor der Gemeinschaft mit einem alten Weibe, denn die führt zum Tode.“ (…) „Und welches ist die beste Liebesgemeinschaft?“ „Wenn die Frau noch jung an Jahren ist, von Wuchse zierlich, von Antlitz lieblich, mit schwellender Brust und sich einer edlen Absicht bewusst.“
Das beste Gemüse seien
Endivien, die trefflichsten Früchte Granatäpfel und Limonen, die am lieblichsten duftenden Blumen Rosen und Veilchen.
„Wie entsteht der Same des Mannes?“
Die abenteuerliche Antwort ist ein Zitat wert:
„Es gibt im Manne eine Ader, die alle anderen Adern speist. Nun wird der Saft aus den dreihundertsechzig Adern gesammelt, dann tritt er als Blut in den linken Hoden ein; dort wird er durch die Hitze des angeborenen menschlichen Temperamentes zu einer dicken, weißen Flüssigkeit abgekocht, deren Geruch gleich der Palmenblüte ist.“
Gut, dass man nun weiß, wie die Palmenblüte riecht. Unklar bleibt, wozu in dieser Lehre der rechte Hoden dient.
Der Arzt ist erschöpft und Tawaddud besteht wieder darauf, auch ihm eine Frage zu stellen.
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454. Nacht
Sie stellt ihm ein seitenlanges Rätsel, dessen Lösung „Knopf und Knopfloch“ lautet.
Danach muss sie sich einem Astronomen stellen. Dieser fragt sie nach den Hemisphären und den achtundzwanzig Stationen des Mondes.
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455. Nacht
Nach den Planeten befragt nennt Tawaddud:
„Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn.“
Urans, Neptun und Pluto fehlen, da sie erst im 18., 19. und 20. Jahrhundert u.Z. entdeckt wurden.
Weiter schreibt sie den „Planeten“ Häuser und Aszendenzen zu. Der Astronom fragt sie außerdem, ob es morgen Regen gebe. Tawaddud schweigt, und als der Kalif auf einer Antwort besteht, antwortet sie:
„Ich wünsche, dass du mir ein Schwert gibst, mit dem ich ihm den Kopf abschlage; denn er ist ein Ketzer.“
Sie begründet das damit, dass die Wettervorhersage eines der fünf Dinge ist, deren Wissen Allah vorbehalten ist. Der Astronom zieht sich darauf zurück, er hätte sie „auf die Probe stellen wollen.“
Weiter fährt sie fort, astrologische Vorhersagen zu treffen, abhängig davon, an welchem Wochentag das Jahr beginnt, beginnend mit dem Sonntag.
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456. Nacht
Sie fährt fort mit ihren vom ersten Tag des Jahres abhängigen Vorhersagen, die unter anderem
- den Gedeih von Früchten und Korn
- die Herrschaft der Könige
- die Zufriedenheit des Volkes
- die Rechtschaffenheit der Verwalter
- die Gesundheit der Tiere und Menschen
- den Preis bestimmter Lebensmittel
- die Bevorzugung bestimmter Bevölkerungsgruppen
betreffen.