Freeze Tags (English / Deutsch)

Should beginners play Freeze Tags? Both, Johnstone and Spolin rejected that game: Spolin, because actors actually to tend to freeze and stopped breathing. Johnstone, because the game destroys ideas.
I don’t really buy the latter notion. Ideas don’t matter. I teach my students to join the game with no idea at all and look what happens. Also, the co-player has to get used to the feeling that his ideas are changed or even „destroyed“. If you want to practise exploring ideas and building upon them, there are other games.
I take Spolin’s objection more serious. Indeed, even experienced players tend to freeze almost literally. This leads to returning scenes like „Help! We’re stuck on the ground!“ Or „Doctor, I can’t move my arm anymore.“ The body freezes – the mind is searching for a justification, and on the other hand, the mind gets stuck if the body can’t move.
When I teach the game, I tell my students not to freeze, but to stay loosely in the position and to continue breathing. If you’re the one who enters, you don’t have to get exactly into the position. An approximation is okay.
Typical Freeze-Scenes are:
– Dancing lectures: „You’re doing very well. One-two-cha-cha-cha.“
– Any kind of doctor scene or scenes about the body:  „Look! What’s that thing that I have on my nose!“
– Photo-model scenes. (The posing is being justified.)
– Mugging scenes. (The „Freeze!“ is being justified.)
– I-give-you-an-object-scenes.
However, I still believe that Freeze Tags are a valuable game. Has anybody ever pointed out that the great advantage of this game isn’t necessarily justification but the huge amount of mini-scenes we can play as a group? It’s a phantastic warm up that gets us into play.
When I teach Freeze Tags to beginners, I let them have their doctor, photo model, and dacing coach scenes. For them it’s the first time. Little by little I set some limits (don’t talk about your body, don’t talk about posing). As a consequence their opportunities expand.

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Soll man Freeze Tags (Tag Outs / Abklatschtheater…) überhaupt mit Anfänger spielen? Wie ich hier bereits vor längerer Zeit ausgeführt habe, haben die beiden Impro-Gurus Spolin und Johnstone dieses Game abgelehnt: Spolin, weil es tatsächlich zum Einfrieren führt, man als Spieler nicht mehr atmet. Johnstone, weil es Ideen zerstört.
Johnstones Einwand kann ich nicht recht gelten lassen. Ideen sind unerheblich. Ich lehre auch, ohne Idee in das Spiel zu gehen und zu schauen, was dann passiert. Als Mitspieler muss man sich außerdem daran gewöhnen, dass andauernd unerwartete Ideen präsentiert werden. Zum Gedanken- und Ideen-Fortführen gibt es andere Games.
Schwerer wiegt der Einwand Spolins. Tatsächlich wird das Spiel oft (auch von erfahrenen Spielern) so gespielt, dass beide regungslos einfrieren. Das führt dann zu immer wiederkehrenden Szenen nach dem Schema „Hilfe, wir sind am Boden festgeklebt!“ oder „Herr Arzt, ich kann meinen Arm nicht mehr bewegen.“ Der Körper friert ein – der Geist sucht nach einer Rechtfertigung; und umgekehrt bleibt der Geist stecken, wenn der Körper sich nicht bewegen kann.
Ich unterrichte das Spiel so, dass die Spieler beim „Freeze!“ locker und auch nur ungefähr in der Haltung bleiben. Die Haltung ist auch nur ungefähr zu übernehmen und eher als Inspiration zu verstehen, nicht als sklavisch zu rechtfertigende Position.
Weitere typische Freeze-Szenen:
– Tanz-Unterricht: „Ja, das machen Sie schon sehr gut. Eins, zwei und Cha-cha-cha.“
– Jede Art von Arzt-Szenen und Szenen, die den Körper oder die Körperhaltung thematisieren: „Sehen Sie nur, ich habe hier was auf der Nase!“
– Foto-Model-Szenen: Das Posing wird gerechtfertigt.
– Überfall-Szenen: „Keine Bewegung!“ (Das Stillstehen wird umgekehrt gerechtfertigt.)
– Ich-gebe-dir-einen-Gegenstand-Szenen.
All diese Tücken sind aber hinnehmbar. Denn der große Vorteil des Spiels (hat das eigentlich mal jemand ausgesprochen?) ist, dass wir in kürzester Zeit einen Haufen verschiedener Mini-Szenen spielen können. Es bringt einen also wunderbar ins Spielen.
Wenn ich Anfänger unterrichte, lasse ich sie ruhig auch ihre Arzt-, Tanzlehrer-, Fotografen-Szenen spielen; denn für sie sind sie schließlich neu. Nach und nach setzen wir Grenzen – den Körper nicht thematisieren, das Stillstehen nicht thematisieren – und erweitern durch die Grenzen die Spielmöglichkeiten.

Konfusion auf der Bühne

Nach der Show gerieten wir während des Feedbacks leider in ein Zerreden einer Szene, die jeden von uns ziemlich verwirrte und hinterher mit Müh und Not in die Story eingebunden werden konnte.
Das Publikum hingegen genoss gerade diesen Moment der Konfusion innerhalb einer ansonsten vielleicht zu makellosen Show.
„Alle waren planlos – herrlich!“ (Zuschauerin Anne Kathrin Kaelcke)

Staring & Seeing

„Staring is a curtain in front of the eyes as when the eyes are closed. (…) Those who stare, but do not see, prevent themselves from directly experiencing their environment and from entering into relation with the world – the onstage world as well.“

„Starren ist ein Vorhang vor den Augen, so als wenn sie geschlossen wären. (..) Wer starrt aber nicht sieht, hindert sich selbst daran, die Umwelt zu erleben und mit der Welt (einschließlich der Welt auf der Bühne) in ein Verhältnis zu treten.“

(Viola Spolin: „Theater Games for The Lone Actor. A Handbook“)

Mit der Angst spielen

Schülerin (in einer Pause am 5. oder 6. Workshop-Abend): „Ich muss gestehen, ich habe nach wie vor Angst, wenn ich hier eine Szene spiele. Und das führt dann immer dazu, dass ich ängstliche Charaktere spiele. Geht das irgendwann mal weg? Es ist kein Lampenfieber, nur die Angst, nicht mehr weiterzuwissen.“
Ich: „Das geht sicherlich früher oder später weg. Aber man kann das auch beschleunigen. Spiele in den Szenen mit den Emotionen. Spiele jemand, der mutig, dominant, wütend ist. Und dann spiel auch mal wieder jemanden der Angst hat. Probiere emotionale Extreme aus.“
Eine halbe Stunde später sehe ich die aberwitzigste Szene mit ihr. Die anderen Schüler krümmen sich vor Lachen.
Die Emotionen kommen vor dem Inhalt. Der Inhalt wird dann schon gerechtfertigt.