Egal was für friedliche Täubchen wir privat auch sein mögen, wir werden Gewalt als Thema auf der Bühne nicht dauerhaft aussperren können.
Aber was auch immer wir auf der Bühne darstellen – Sicherheit geht vor. Wir predigen zwar oft, auf der Bühne das Risiko nicht zu scheuen, doch gebrochene Nasenbeine, fehlende Zähne und gequetschte Muskelfasern sollten wir nicht in Kauf nehmen.
Für uns ist dabei wichtig zu erkennen, dass wir nicht wirklich kämpfen. Das klingt fast banal. Aber schwache Improspieler tendieren dazu, die Kontrolle nicht abzugeben. Sie wollen um jeden Preis verhindern, dass ihr Character den Kampf verliert.
Wir sollten uns mal anschauen, welche Funktion ein physischer Kampf auf der Bühne überhaupt hat. Kampforientierte Filme werden ja in Hollywood irritierenderweise „Actionfilme“ genannt. In Wirklichkeit aber steht die Handlung eigentlich bei einem Kampf fast still. Wenn wir an eine beliebige längere Action-Sequenz aus einem Film denken, so dürfte uns auffallen, dass wir am Ende des Kampfes in der Story oft nur ein paar Zentimeter vorangekommen sind. Denn der eigentliche Sinn von Kampf ist Ornament. In diesem Punkt ist Kampf auch mit Tanz verwandt. Es ist packend, einem Kampf zuzuschauen – die Figuren nutzen ihre Körper kraftvoll auf der Bühne. Wenn er gut gespielt ist, ist sein Ausgang einigermaßen offen, wir können als Zuschauer mitfiebern.
Wenn aber der Kampf äußerlich als eine Art Tanz aufzufassen ist, sollten wir ihn auch als Improspieler tänzerisch auffassen. Es geht vielmehr um ein Miteinander, um ein gemeinsames Nutzen der Bühne und der beiden Körper.