(Ergänzung: Diese Gedanken habe ich bearbeitet und weiter ausgeführt im Buch „Improvisationstheater. Band 8: Gruppen, Geld und Management

Der große Vorteil kleiner Gruppen liegt auf der Hand: Man muss nur selten künstlerische Kompromisse schließen. Mit ein oder zwei anderen Leuten, die genauso ticken wie man selber und deren Fähigkeiten die eigenen wunderbar ergänzen, kommt man inhaltlich und formal schnell zur Sache. Enge Freundschaften und ähnliche Interessen befördern die Sache noch. Man braucht keine größeren Debatten, sondern ist schnell spielerisch bei der Sache. Proben und Shows werden einander sehr ähnlich.
Sehr kleine Gruppen haben außerdem den Vorteil, dass sie ziemlich flexibel sind. Man stellt sich aufeinander ein, die Kommunikationswege sind kurz, man braucht auch über organisatorische Fragen keine breiten Debatten zu führen.
Auf der Bühne erreichen gute Duos und Trios oft eine ungeheure Intensität. Das Vertrauen und die Intimität übertragen sich fast magisch aufs Publikum. Und wenn sie miteinander eine Weile gespielt haben, erreicht die Vertrautheit ein Level, auf dem sie einander schon fast die Gedanken des anderen lesen können. Kleinste Andeutungen werden klar verstanden. Nichts muss mit dem Holzhammer kommuniziert werden.
Die Anforderungen an die Impro-Fähigkeiten sind freilich hoch. Da man praktisch kaum im Off ist, hat man nicht den Luxus, die Szene „von außen“ wahrzunehmen. Wenn ihr in einem solch kleinen Duo größere Stücke mit mehreren Charakteren spielt, solltet ihr schon ziemlich gute Schauspieler sein, damit das Publikum und eure Mitspieler die vielen Figuren zuverlässig wiedererkennen können.
Als Duo und als Trioist man auch stark beschränkt in einigen formalen und ästhetischen Möglichkeiten. Auf einen Chor müsst ihr ebenso verzichten wie auf die gewaltige Wirkung von zehn Schauspielern auf der Bühne, die das gleiche tun. Zwar könnt ihr Szenen spielen, in denen mehrere Charaktere gleichzeitig auftauchen. Aber das erfordert nicht nur gute schauspielerische Fähigkeiten, sondern auch ein hohes Maß an Abstraktionsfähigkeit beim Publikum.
Als kleines Ensemble habt ihr auch das Problem, dass Spieler nur schwer ersetzbar sind. Wird einer krank, fällt unter Umständen die ganze Show aus.
Dass Dreiergruppen einerseits sehr munter und energetisch, andererseits aber auf spezielle Art konfliktanfällig sein können, weiß jeder, der schon mal in der Kombination Pärchen plus Freund Urlaub gemacht hat. Wechselnde Loyalitäten, Allianzen und Konflikte sind hier ein mögliches Problem, wenn nicht ausreichend kommuniziert wird. Auch wenn scheinbar alles normal und reibungslos verläuft, sollte man sich ab und zu über Ziele, Gemeinsamkeiten, aber auch Probleme verständigen.

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 Ergänzung 2019: Diese Gedanken wurden später noch ausgeführt in Dan Richter: „Improvisationstheater. Band 8: Gruppen, Geld und Management“

Kleine und große Improgruppen (1) – Kleine Gruppen (zwei bis drei Spieler)
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