Heute habe ich das Gesicht eine Minute in die Sonne gehalten, was ich sonst nie mache.
Steffi bekam die schlimme Botschaft ziemlich genau zwei Jahre vor ihrem Tod. Auf Nachfrage sagte die Ärztin: „Rechnen Sie mal mit ein paar Wochen.“ Nach den ersten Tagen des Schocks drehte Steffi den Spieß um. Niemand weiß, wann er stirbt. Ob wir noch ein paar Tage vor uns haben oder einige Jahrzehnte, es kommt darauf an, wie wir die Zeit nutzen. Und so genoss sie das Leben mit noch mehr Freude, als sie das ohnehin immer tat. Manche Freunde fragten: „Willst du noch irgendwas Großartiges erleben? Eine besondere Reise oder ein großes Konzert?“ Aber das traf überhaupt nicht Steffis Punkt, denn es waren die kleinen Dinge, aus denen sie Großartiges zauberte. Alle paar Monate verkleinerten sich der Aktionsradius und die physischen Optionen. Aber sie machte weiterhin ihren Quatsch, spielte mit dem, was da war und genoss das Leben. Sie tanzte, verkleidete sich, kletterte noch rum, solange das möglich war, spielte Basketball, Federball und noch im September Tischtennis. Selbst wenige Wochen, bevor sie ins Hospiz kam, ist sie noch am Rollator gejoggt. Im Hospiz spielte sie mit mir, schon im Rollstuhl sitzend, eine Runde gemimtes Tischtennis. In unserem Herzens-Ort Buckow konnte sie im letzten Sommer nicht mehr schwimmen. Aber sie liebte den See und die Sonne. Und dieses Foto vom Juni 2023 fasst das alles für mich zusammen.
Mit dem Gesicht zur Sonne