473. Nacht
Als der Schmied sich bei der Frommen entschuldigt, spricht sie:
„Oh mein Gott, wie du jetzt meinen Wunsch an ihm erfüllt hast, so bitte ich dich, nimm meine Seele zu dir, denn du bist mächtig über alle Dinge.“
Die Verklärung des Todes nimmt im Islam und im Christentum seltsame Züge an. Können wir uns die Seelen-Vorstellung noch als Ausfluss der Todesangst erklären (endgültiger Tod kann nicht sein, weil er nicht sein darf), so nimmt diese Vorstellung vom Tod oft Züge der Sehnsucht an. Und warum auch nicht? Wenn das Leben im Paradies so viel schöner ist, was soll man dann hier? So werden Märtyrer gemacht.
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Die Geschichte von dem frommen Israeliten und der Wolke
Einem frommen Juden hat Allah eine Wolke untertan gemacht, die ihm überallhin folgt und ihm dient, wenn er trinken oder sich waschen muss. Einmal aber war er
in seinem Eifer nachlässig und Allah hieß die Wolke von ihm enteilen.
Nachts hört er eine Stimme, die ihm befielt, bei einem
König in der Stadt Soundso
darum zu bitten, dass dieser für ihn bete.
Nach einigen Verzögerungen erhält er auch Zugang zum König und dessen Gemahlin, deren
Antlitz leuchtete wie der junge Mond; und sie trug ein Gewand aus Wolle und einen Schleier.
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474. Nacht
Der König aber trägt nur ein einfaches Gewand aus Filz und betet in einem öden Gebäude, wo er auch aus Palmblättern mit seiner Frau, die auch seine Base ist, Matten flicht, die dann ein fünf Spannen (das sind ca. 1,20 Meter) hoher Sklave auf dem Markt verkauft und für den Erlös einfaches Essen erwirbt.
Nach dem Gebet funktioniert die Wolke wieder für den „Israeliten“, der berichtet:
„Alles, was ich seitdem im Namen der beiden von Allah dem Erhabenen erbitte, gewährt Er mir.“
Wenn es eine Vorherbestimmung gibt, wie kann man dann um etwas bitten, was einem Gott ohnehin gewährt? Theologen meinen, es ginge dabei darum, dass der Betende sich ändert. Aber dann bräuchte er ja nicht um etwas zu bitten.
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Die Geschichte von dem muslimischen Helden und der Christin
Der Kalif Omar ibn el Chattâb rüstet ein muslimisches Heer wider die Ungläubigen in Damaskus. Zwei besonders tapfere Helden tun sich in der Belagerung hervor. Einer der beiden findet den Märtyrertod, der andere gerät in Gefangenschaft.