Noch bevor Schaddâd und sein Gefolge die Stadt erreichen,

sandte Allah auf ihn und auf alle die ungläubigen Ketzer, die bei ihm waren, eine Gottesstrafe vom Himmel seiner Allmacht herab, und die vernichtete sie alle mit gewaltigem Getöse. Weder Schaddâd noch irgendeiner von denen, die bei ihm waren, erreichte die Stadt, niemand sah sie. Auch verwischte Allah die Spuren der Straße, die zu ihr führte.

Dass die Verlassenheit der Stadt ein Zeichen für eine göttliche Strafe ist, hat man sich eigentlich denken können, aber eigentlich hatte ich auf den Frevel noch gewartet – meist sündigen die Bewohner zerstörter Städte durch Maßlosigkeit, Völlerei oder Abwendung von Gott. Hier aber scheint der Nachbau des Paradieses selbst die Sünde zu sein – ähnlich wie im Mythos des Turmbau zu Babel. Im Koran wird darauf gedeutet, dass die Bewohner der Stadt den Warnungen des Propheten Hud kein Gehör schenkten.

Die einzigen, die diese Stadt gesehen haben sollen, seien ein Gefährte Mohammeds und eben der seine Kamele suchende Abdâllah gewesen.
Ein weiterer Anwesender namens esch-Scha’bî fügt folgende Ergänzung ein: Der Sohn Schaddâds, nämlich Schaddâd der Jüngere, welcher als Statthalter in Hadramaut zurückgeblieben war und nun Nachfolger seines Vaters wird, ließ dessen Leiche zurückführen und in einer Gruft in einer Höhle auf einem goldenen Thronlager unter

siebenzig Tüchern, die aus Gold gewebt und mit Edelsteinen besetzt waren,

bestatten.

Zumindest bei Wikipedia werden die Schaddâds nicht als Herrscher von Hadramaut erwähnt.

Auf einer Tafel zu Häupten des Vaters ist zu lesen:

Sei gewarnt, du, den die lange
Lebenszeit betöret hat!
Ich, Schaddâd, von Âd entsprossen,
war der Herr der festen Stadt;
War der Herr der Kraft und Allmacht,
Voll von wildem Heldenmut.
Untertan war alle Welt mir,
Fürchtend meines Zornes Glut,
Ost und West hielt durch der Herrschaft
Festen Zwang ich in der Hand.
Auf den rechten Weg dann wies und
Der Prophet, zum Heil gesandt.
Doch wir trutzten ihm und riefen:
Gibt’s denn keine Zuflucht mehr?
Da kam über uns ein Unheil
Aus der Ferne weit daher.
Wie die Schwaden bei dem Mähen
Sanken wir zu Boden tot.
Und nun harren wir im Staube
Auf den Tag, der uns bedroht.

Fragt sich, wie sie sich auf den Propheten beziehen können, wenn der zu ihrer Zeit noch gar nicht lebte, oder ist der Prophet Hud gemeint?

Und auch ein Dritter, namens eth-Tha’âlibi meldet sich zu Wort und weiß weitschweifig von einer Plünderung des Grabs von el Schaddâd, inklusive Tafel, zu berichten

Nach neuster Forschung (begonnen mit Aufnahmen aus dem Space Shuttle) hat die Säulen-Stadt Imram tatsächlich existiert.

***

Die Geschichte von Ishâk el-Mausili

Ishâk el-Mausili berichtet, betrunken von einer Feier nach Hause zu torkeln. In einer Seitengasse

verrichtete ich mein Bedürfnis im Stehen, denn ich fürchtete, es könne mir etwas zustoßen, wenn ich mich an einer Mauer hinhockte.

Wenn einem als Stehpinkler partout keine Ausrede mehr einfällt…

Aus einem der Häuser hängt ein vierhenkliger mit Brokat gefütterter Korb, in den sich Ishâk el-Mausili aus einer Laune heraus setzt. Der Korb wird hochgezogen und vier Sklavinnen heißen ihn willkommen. Er befindet sich nun in einem Haus mit so schönen Räumen,

wie ich die nur im Palaste des Kalifen gesehen hatte.

Mädchen schreiten einher.

Die dürfen nicht fehlen.

die Wachskerzen und Räucherfässchen aus sumatranischem Aloeholz trugen.

Die Schönste von ihnen setzt sich zu ihm und man trägt einander Verse vor,

die allerdings ausnahmsweise nicht ausgeführt werden.

Darauf befahl sie, Speisen zu bringen.

Nun sprach Dinazâd zu ihrer Schwester Schehrezâd: „Wie köstlich ist doch deine Erzählung und wie entzückend, wie lieblich und berückend!“ Aber die Schwester erwiderte: „Was ist all dies gegen das, was ich euch in der kommenden Nacht erzählen könnte, wenn der König mich am Leben zu lassen geruht.“

Nach vielen Nächten taucht Dinazâd mal wieder auf. Inzwischen sind zehn Monate nach Mondrechnung vergangen.

279. Nacht
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