Üblicherweise gibt es gerade nach geistig oder körperlich anstrengenden Übungen, Games usw. einen starken Wunsch der Schüler, dies zu besprechen. Ich halte es für wichtig, diesem Bedürfnis Genüge zu tun, denn das Üben wird erst richtig verankert durch die Diskussion oder Reflexion. Mir scheint aber auch, dass diese Diskussionen nicht überhand nehmen sollten. Gerade in trägen Gruppen oder an warmen Tagen tendieren Schüler zum totquatschen. Man sollte also als Lehrer die Diskussionen möglichst produktiv kanalisieren. Ein paar Beispiele:
1. Nach intensiven Paar-Übungen genügt es völlig, wenn jeder Schüler kurz mit seinem Partner das Erlebte bespricht, insofern es dafür Bedarf gibt.
2. Nach erlebnisreichen Gruppen-Übungen ist ein kurzes Feedback in die Gruppe möglich. Ich bestehe hier darauf, dass die Wahrnehmungen in der Ich-Form wiedergegeben werden. Also statt „Im Tief-Status fühlt man sich so beklemmt“, sollte der Schüler sagen „Ich fühle mich im Tief-Status beklemmt.“ Das ist wichtig, damit nicht individuelle Wahrnehmungen als Tatsachen dargestellt werden. Durch gezieltes Fragen versuche ich, Redundanzen zu vermeiden. Also: „Hat das jemand anders wahrgenommen?“ oder „Gibt es noch wesentlich andere Beobachtungen?“
3. Vor dem Beginn des Unterrichts frage ich, ob es zur vergangenen Unterrichts-Einheit oder zu anderen verwandten Themen (gesehene Shows, Lektüre usw.) Fragen, Beobachtungen oder Anmerkungen gibt. Unter Umständen frage ich das auch nach dem Abschluss einer größeren Lern-Einheit.
4. Nach einer Szene oder einem Game frage ich meist zuerst die Spieler, wie es ihnen dabei ging, da das Wohlbefinden in einer Szene oft schon ein guter Kompass dafür ist, ob sie auch von außen funktioniert hat. Das Feedback der zuschauenden Schüler sollte möglichst kurz sein und einen positiven Schuss.
5. Ich beende den Unterricht mit einem Abschluss-Ritual. Zur Zeit sieht das so aus, dass wir im Kreis sitzen und jeder die Möglichkeit hat, ein Element des Workshops zu benennen, das er für sich vom heutigen Tag mitnimmt, sei es ein Satz, der in einer Szene gefallen ist, der Name einer Übung oder etwas, das man gelernt hat.
Reflexionen und Diskussionen im Unterricht kanalisieren
Ich mag dieses "jeder erzählt seinem Partner, was er bei der Übung empfunden hat" gar nicht. Das ist mir zu verkrampft / gezwungen. Man saugt sich dann irgendwas aus den Fingern, um überhaupt was zu sagen und hofft, dem anderen damit nicht zu nahe zu treten (und gerade, wenn die Partner-Übung scheiße lief, ist das extrem schwer). Gruppenfeedback find ich generell besser, weil man da auch mal die Möglichkeit hat, zu schweigen, wenn man nicht wirklich was zu sagen hat.
Ich weiß, was du meinst. Kenne das auch aus TN-Perspektive. Aber auch zu zweit kann man ja, wenn es einem unangenehm ist, schweigen.
"Das Feedback der zuschauenden Schüler sollte möglichst kurz sein und einen positiven Schuss".
Neben einem positiven Schluss der Kritik erlebe ich (schön, wie ich das in der Ich-Form sage 😉 einen positiven Auftakt der Kritik als entscheidend. Wenn ein Spieler zuerst hört, was die Zuschauer positiv bewegt hat, ist er beruhigt und hört interessiert auch den kritischen Punkten zu.
Kurze Feedbacks finde ich sehr wichtig. Was auch gut funktioniert sind sehr konkrete Feedbacks. Was genau (welche Bewegung, welcher Moment, welche Gestik) hat gefallen oder war nicht passend? Bei kritischen Punkten sollten die Zuschauer einen konkreten Vorschlag liefern, wie es vielleicht besser geklappt hätte.
Bis bald im Oktober 😉 Liebe Grüsse. Frank.
@Frank: Einverstanden. Allerdings schrieb ich "positiver Schuss", nicht "Schluss".
😉
Jesses! Da hat mein Hirni mal wieder mehr interpretiert als mein Auge gelesen hat 😉 Wobei nach einem Schuss ist ja meistens auch Schluss .. für irgendjemanden. Ich finde, wir sind einfach einverstanden mit allem.