Das D-Wort
Derfst ned Deifi sogn. Gottseibeiuns! Jetzt hob i’s selber gsogt. Gottseibeiuns! Do bleibter fort. Jo wer! Der Deifi hoit! Gottseibeiuns!
Entscheidung
In Schweden war ich auch noch nie. Man sagt, das soll sich lohnen. Es sollen dort viel Elchenvieh und viele Schweden wohnen. Doch gibt’s im Winter nicht viel Licht. Drum gehe ich nach Schweden nicht.
Vorteile (Corona 31)
Corona muss man so mal sehn: Ich musste nicht zur Arbeit gehen. In Bussen, Läden und Passagen sah ich nicht lauter Drecksvisagen. Und was ich auch gar nicht vermisse, ist das Von-Fremden-Abgeküsse. Auch bin ich wirklich fasziniert: Die Fliegerei ist
Schön und kurz (Corona 30)
Schien bis gestern alles klar, weiß heut man nicht, was gestern war. Wer gesund ist und wer krank. Covid 19, schönen Dank. Ist das alles nur ein Test, das du uns nun spüren lässt, dass das Leben schön und kurz?
Schwieriges Verzeihen
Ach, könnte ich dir nur verzeihen für den Verrat, den du begingst. Wie konntst die Freundschaft du entweihen, an der du doch auch selber hingst? Ich geh durchs Wäldchen unsrer Zeiten, in dem wir uns die Treue schwor’n und dass
April-Depri
Hat sich doch des Frühlings Drängen nicht erfüllt. Hat die Eichhornbabys die Krähe doch gekillt. Müssen wir doch weiter den Winter akzeptiern und im Sonnenaufgang bei Minusgraden friern. Angestrengt und heiter seh ich Wolken dräu’n will mich dennoch weiter auf
Symptome (Corona 29)
Hart im Blick und lätschig in der Birne – zwei übersehne Folgen der Pandemie. Wo einst klare Zärtlichkeit, herrscht nun trübsinnige Feindschaft. Wir haben verlernt, nicht übereinzustimmen und doch Freunde zu bleiben, wenngleich auf Distanz. Der Krebs des Unmuts breitet
Kleiner Spaß
Dichtend dichtete der Dichter. Richtend richtete der Richter. Der Sprecher: Sprechend spricht er. Der Leuchter beleuchtete die Lichter. Die Kuckuckin legte frech ein Ei.
Nicht-Verstehen
Als du lagst in der Kapelle, sprach der Pfaff’ von Gott. Du hieltst so was stets für Schrott, doch konntest nicht von dieser Stelle. Als die Blumen und der Sarg unterm Sand verschwanden, mein Gesicht ich rasch verbarg. Hab’s bis
Krim ’94
Und als ich damals keine Münze schleuderte ins Schwarze Meer, als ich nicht wehmütig zurückschaute auf die sanften Wellen am geliebten Strand, als ich den Zug in Simferopol mit Bitterkeit bestieg und flüsterte: Poka!, da wusste ich: Der Abschied ist
Frühlingsgruß
Ein sanfter Klang, dein Morgensang der lässt mich froh erwachen. Ich spüre neuen Lebensdrang, hör ich dich drüben lachen. Der Bärlauch sprießt, die Amsel grüßt, mich ruft’s hinaus ins Freie. Am Fluss ein Mann im Klappstuhl liest. Der Frühling ruft
Die Christen zu Ostern
Sie danken dem Herrn Jesu Christ, dass er für sie gestorben ist. Das find ich doch recht schräg gedacht: als hätt er selbst sich umgebracht. Er nahm auch auf sich ihre Sünden, die sind jetzt nur bei ihm zu finden.
Jetzt
Jetzt bleimse ma schön ruhig und locker. Jetzt schreinse mich ma nich so an. Jetzt kommse runter von dem Hocker. Jetzt lassense ma los den Mann. Jetzt wird sich nich jekloppt. Jetzt wird hier nich jeprahlt. Jetzt wird erst ma
Inbalance
Spiegelblick: Seh aus als hätt ich Magenkrämpfe. Kann die schlechte Laune mir nur schwer verzeihn. Bitter stimmen mich die nicht gekämpften Kämpfe, denn die trägt am End’ man aus mit sich allein. Etwas schallt im Raum: Es ist mein eignes
„… wird’s still“ (Corona 28)
In der fremdgewählten Stille zieh ich meine kleinen Bahnen. Meine Challenge: Lebensfülle. Muss mich zum Aktivsein mahnen. Meine Stimme nicht vergessen und die Eleganz beim Tanzen statt mich selbst im Frust zerfressen und von innen zu verranzen. „Ohne Kunst wird’s
100 Tage Sport
100 Tage Sport 100 Tage 100 Pfund 100 Nächte Bin gesund 100 Tage 100 Meilen 100 Nächte Kein Verweilen 100 Tage 1000 Sprünge 100 Nächte Guter Dinge
Morgenlied im Frühling
Statt des Handys Düdeldü werde ich nun aufgeweckt durch des Vögleins Melodie, die es selber ausgeheckt. Lieber Vogel, fliege weiter nimm ein’ Gruß mit und sei still. Und ich kann dich nicht begleiten, weil ich weiterschlafen will.
Fort und geblieben (Corona 27)
Verschwunden sind die Instrumentenspieler, die alte Filmmusiken dilettieren. Im Görli hoffnungsarm die Drogendealer, die zukunftsbange sich den Arsch abfrieren. Verschwunden ist die alte Kiezverrückte, die immer dienstags auf der Kreuzung schrie und die dir manchmal in die Augen blickte, als
Ungeduld
Statt Vogelsänge graue Stille. Winter geht mir auf den Keks. Vermisse so des Frühlings Fülle. Stare, seid ihr unterwegs?
Winterende (Corona 26)
In all dem Hin und Her sucht’ ich noch einen Sinn. Was sollt ich lassen und was sollt’ ich machen? Ein närrisch Weltgeist scheint, vergnügt uns auszulachen. So geb ich mich ganz dem, was uns erwartet, hin. Das Aufbegehren bringt
Zwischenzeit
Zwischen zwei geworfnen Bällen und zehn Liegestützen will mit kleinen Witzen ich dein trüb’ Gemüt erhellen. Zwischen zwei gehauchten Küssen wird ich stummer. Teilst den Kummer, der dich letzte Nacht zerrissen. Zwischen zwei verliebten Blicken sind wir einig, leise wein
Gibt es Regeln im Improtheater?
Nachbarn
Vater quasselt Mutter schweigt Söhnchen rasselt Tochter geigt. Mutter heiser Vater laut Tochter leiser Söhnchen haut. Tochter hechelt Söhnchen bohrt Mutter lächelt Vater fort.
Oma
Wir sollten eigentlich schlafen gehen und haben doch heimlich ferngesehen. Auf dem Sofa schnarchtest du. Im Fernsehen starb Winnetou.
Ungeduld (Corona 25)
Wie gerne würd’ ich jetzt verreisen. Doch darf ich’s nicht. Und überhaupt: Mit euch im Schusterjungen speisen ist leider auch nicht mehr erlaubt. Wie gerne stünd ich jetzt auf Bühnen. Wie gerne hielt ich dich im Arm. Wie gern würd
Spätfebruar am See (Corona 24)
Wir stehen am See in kurzen Hemden mit Abstand. Ein wenig wie verloren, als wären wir alleine unter Fremden. Der See ist immer noch zugefroren.
Fast ein Jahr (Corona 23)
War fast beruhigt: Wir übertreten eine Schwelle, doch horch! Sie sprechen von der dritten Welle, und es klingt, als rede man vom Krieg. Tausend Tote weniger. Ein Sieg. Wer hat die Kraft, das alles anzuhören? Ein Hamsterrad. Man rennt und
Februar im Park
Trunkne Närrin auf dem halbzermatschten Rasen sucht vergeblich, ihre Straßenmischung zu dressieren. Doch die Hunde lenken heute ihre schlauen Nasen umeinander, um einander zu kapieren. Wo der Schneemann letzte Woche heiter winkte, ist geblieben eine Handvoll grauer Harsch. Der Winter
Der Rabe
Ein Rabe hielt sich ganz und gar für einen echten Superstar. Der Star, der’s hört’, lacht in sich rein: Zum Star muss man geboren sein.