Nach dem Nebel kam der Schnee,
hat uns mild gestimmt,
weil er Schmerz und Leid und Weh
und die Sorgen nimmt.
Heute schmolz er. Grau und nass.
Und erinnert mich daran,
dass ich traurig bin und dass
ich dich nicht besuchen kann.
Nach dem Nebel kam der Schnee,
hat uns mild gestimmt,
weil er Schmerz und Leid und Weh
und die Sorgen nimmt.
Heute schmolz er. Grau und nass.
Und erinnert mich daran,
dass ich traurig bin und dass
ich dich nicht besuchen kann.
Es Moll Adagio Präludium.
Seit dreieinhalb Jahren treibt es mich um.
Ich greif oft ins Schwarze, denn sechsmal ein B
verleiht diesem Stück den besonderen Dreh.
Bisweilen ein Triller den Oberton ziert.
Das Klavier (wie gewünscht) ist wohltemperiert.
Ich scheitre meist dreimal an diesen Stellen,
dabei sind das nicht mal die überaus schnellen.
Das Ende in Dur (die Picardische Terz)
belebet den Geist und erleichtert das Herz.
Dass man so etwas Schönes spielen kann
Dank dafür Johann Sebastian.
Heut ist sechster Januar.
Weihnachten vorbei,
Hatten so wie jedes Jahr
einen Baum dabei.
Weihnachten – der letzte Hauch.
Bäumchen (ohne Schmuck und Zeug)
fliegt, so will’s der Neujahrsbrauch
auf den Bürgersteig.
Schon vorbei, man glaubt es kaum,
ist nun die Saison.
Heben auf vom Weihnachtsbaum
zwölf Zweiglein fürn Balkon.
Sacht betrete ich den Pfad,
der ins 21 führt,
fürcht, dass das, worum ich bat,
sich am Ende doch verliert.
Meine Hoffnung lass ich fahren,
dafür rüst ich mich mit Mut.
Weiß: Von den gelebten Jahren
warn die allermeisten gut
Leben wird auf Eis gelegt.
Draußen wird es kälter.
Unsre Freundschaft – ungepflegt.
Und wir werden älter.
Elend war’s mir im Frühjahr,
als nur einen Infizierten ich kannte
und die Sonne nach draußen uns lockte.
Heute leiden die kranken Freunde noch immer.
Die Tage sind düster und bleiben’s auch.
Doch in die Zukunft schau ich freudig.
Jeder trägt sein kleines Leid.
Jedem geht’s ein bisschen schlecht.
Jeder weiß genau Bescheid:
So wie’s läuft ist’s ungerecht.
Politik – der reine Hohn.
Hättense doch damals schon…
Gut, dass es mal jemand sagt.
Hättense doch mich gefragt.
Vor Zwanzigzwanzig, lang ist’s her
umarmt’ ich dich noch unmaskiert.
Das Leben war uns nicht so schwer.
Wir waren oft undistanziert.
Wenn mir nun kalt wird oder heiß,
die Stimme kratzt, die Lunge zischt,
dann denke ich so für mich leis:
Jetzt hat’s mich auch erwischt.
Schaudernd staunen: Erste Graupel.
Grauer Rauch aus Trauerhaus.
Pause an der grauen Mauer.
Paul haut seine Frau aufs Maul.
Abstand für alle.
Wir halten uns ständig auf Abruf bereit.
In jedem Falle
Bleibt man im Warmem, vertreibt sich die Zeit.
Die Liebe bleibt ziellos.
Wir winken uns zu virtuell.
Das Herz wird gefühllos
und schaltet wie Neonlicht künstlich auf Hell.
Wir sind nur Bewohner
für kurze Zeit auf diesem Planeten.
Es wird uns Corona
oder später was anderes töten.
Zu fünft im klapprigen Wagen
(der Fahrer entspannt).
Sand, Staub und Geröll.
Sand, Staub und Geröll.
In der Ferne die Türme des Schweigens.
Ein Halt. Warum denn grad hier?
Der Fahrer winkt stumm.
Sand, Staub und Geröll.
Sand, Staub und Geröll.
In der Nähe die Türme des Schweigens.
Bedeckt von rötlichem Staub.
Zurück geht’s nach Yazd.
Sand, Staub und Geröll.
Was wir gesehn bei den Türmen?
Ich bewahre das Schweigen.
Ein Vöglein singt.
Ein Kindchen schreit.
Die Mama surft,
vertreibt die Zeit.
Der Nuckel stinkt.
Das Baby heult.
Mama genervt,
packt ein und eilt.
Die Kleine weint.
Die Mutter trinkt.
Jetzt sind sie fort.
Ein Vöglein singt.
Gekicher
und dein Vertrauen,
dass noch immer für Frieden ich sorge.
Dein Tanzen
in unsrem Zuhause.
Wie wirst in der Welt zuhause du sein?
Der Glaube,
die Welt sei offen.
Vielleicht ist sie’s, mein weises Kind.
Wie konnte das Lächeln so plötzlich verschwinden?
Zur Ablösung standen die Tränen parat.
Ich sitz auf der Bank und ich suche nach Gründen.
Die innigen Lieben, die ich einst vertat!
Ich sitz auch noch hier, als der Abend schon naht.
Aus des Schmerzes tiefer Nacht
bin ich durch dich aufgewacht.
Deine Hand auf meiner Wange
sagt, du hältst mir stets die Stange.
Hast mir Trost gebracht.
Bräunlich-gelbe, welke Blätter
falln von der Kastanie ab.
Kann es sein, dass ich den Sommer
nicht recht mitbekommen hab?
Schwaches Mücklein setzt sich müde
auf den nackten Knöchel nieder.
Stechen will’s, doch kann’s nicht mehr.
Aber ich bin viel, viel müder.
Von den heißen Julitagen
bin ich immer noch benommen.
Jetzt ist’s aber auch mal gut.
Herbst, ich heiße dich willkommen.
Nach duldend Harren Drangsal
bist geflohn
aus deiner Heimat, deinem Land.
Und als du dann bald anfingst,
dort zu wohn’,
der Grund fürs Fliehen verschwand.
Die Wunden schwarze Löcher.
Ohne Heimat sterben
gönnt man doch keinem, nicht wahr?
So pflegten wir ihn, wie wir’s konnten,
mit tröpfelnder Hoffnung im Bauch
und Angst man würde ihn finden
und ihn erwürgen.
Im Juni stand er auf und ging
ohne ein Wort
und gab keinen Blick,
als gehörte Undank zu seiner Sorte
wie der Stein zur Pflaume.
In einer alten Laube,
der Tisch bedeckt vom Staube,
sucht’ ich des Nachts Asyl.
Ich fand zwei Tagebücher,
inmitten dicker Tücher.
Ich warf sie über: Es war kühl.
Schlaflos las ich die Seiten
aus längst vergangnen Zeiten.
Wer war wohl wer darin?
Autorin ist gestorben
Die Zeilen sind verdorben,
verfasst von der Selbstmörderin.
Weiße Wangen, gedrittelter Atem.
Man wird nicht verzeihen.
Daher lohnt sich’s erst gar nicht, um Verzeihung zu bitten.
Das Gewissen ausgebombt
findet nirgends Asyl.
Wir warfen Sack um Sack zum Schutz des Dorfes
und warn erschöpft.
Und jeder in Erwartung des Genusses
hat ein Bier geköpft.
Ein Stop der Abstinenz für unsre Mühen.
Die Flaschen klein.
Wie ausgemolkne Kühe soffen wir es
in uns rein.
Erst als er starb, begann man, ihn zu loben.
Ihr rühmtet ihn, obschon ihr früher schwiegt,
was nur zum Teil an euren Drecksmanieren liegt.
Ihr habt das Loben vor euch hergeschoben.
Und nun erfolgreich aufs Podest gehoben:
Er hat vom Lob nicht mehr viel mitgekriegt.
So geht’s: Der Körper kämpft, die Seele fliegt.
Er – noch hier unten. Sie – schon fast da oben.
Wir preisen den Versterbenden in hohen Tönen.
An sein Versterben muss man sich gewöhnen.
Die Rührung fett euch aus den Ohren quillt.
Jetzt, da er leider muss für immer dösen,
sagt ruhig, ihr wärt mit ihm ganz dick gewesen.
Denn Nachruhm nur den Lebenden was gilt.
Einatmen, ausatmend seufzen.
Kein Andres jetzt existiert.
Der Geist ist wach und doch unbewusst übermannt vom gewaltigen Schauer.
Licht und Wärme und Harmonie und ein samtiger Kitzel.
Es schwillt und quillt, und du bleibst ganz und gar fokussiert.
Alle Morgen und alle Gestern verschmelzen in diesem Moment.
bereit, sich niemals aufzugeben, wie’s auch kommt,
so schlackerten nun die dürren arme, das haar zerzaust
zeugte von kämpfen, die er selten gewann.
die freunde wussten, auf ihn können wir uns verlassen,
der steht zu einem, komme was da wolle, doch viele
freunde waren ihm nicht geblieben.
ehrlichkeit währt am zweit- oder drittlängsten
geradheit ziert den, der den sturm überlebte
wenn du’s überlebt hast, lieben wir dich.
Zu seiner Hochzeit hatte er uns eingeladen.
„Was solln wir mit Geschenken! Schenkt uns lieber Geld!
Sucht euch in Monte Carlo ein Hotel!
Und sucht es schnell!“
Fürwahr, ein Mann von Welt,
der pendelt zwischen Geiz und Prahlerei
– das Kleid, der Porsche und der Ring.
Und doch, in seinem Blick noch stets ein Rest von Panik hing
des stets zu kurz gekommnen.
Liebe, liebe Sonne
komm ein bisschen runter.
Wärm mein kahles Hinterhaupt
(kahl, da es des Haars beraubt).
Wärme des Gesichtes Falten
(ich gehöre zu den Alten).
Wärme meinen schlaffen Po
(sitzen kann ich grad noch so).
Wärm mir den behaarten Bauch
(an Verdauung hapert’s auch).
Wärme mir die dürren Schenkel
(sind zu schwach für meine Enkel).
Spende Wärme meinen Eiern
(ham ja sonst nicht viel zu feiern).
Zwei lange Jahre hat er dich belogen,
in denen du vor Kummer ihn verschontest
und, ihm zu helfen, bei ihm wohntest,
und Trost ihm gabst, wenn seine Sorgen überwogen.
Und jeden Wunsch, auch wenn er überzogen,
du rasch erfülltest und mit Küssen lohntest.
Du hast dich dabei nicht einmal verbogen,
wie du mir gegenüber stets betontest.
Ist diese Zeit durchs Lügen korrumpiert?
Du selber sagst, du hast sie tief genossen.
In seinen Armen hast du Glück gefunden.
Das Glück durch Lug und Lug durch Glück verziert.
Lass los, denn beide sind bereits verflossen.
Vorbei! Was bleibt, sind die gelebten Stunden.
Genascht Konfitüre aus staubigem Fach
auf dem Boden des Daches klammheimlich zu zweit.
Und Hefte und Schachteln, ein Hakenkreuz.
Die Sonne streng durch das Dachfenster strahlt.
Wir, in dem Glauben, es wär uns verboten,
nach immer größeren Schätzen gespäht,
nicht ahnend, der größte war hier und jetzt
der Augenblick
des wahren, gemeinsamen Abenteuers
der zwei Freunde,
die sich viel später erst wiederbegegnen
fast vierzig Jahre
und kurz nur nickend sich grüßen.
Der Regen fällt auf Friedas Grab
Früh gab sie ihre Löffel ab.
Der Regen fällt aufs hübsche Beet.
Wenn Hilfe käm, käm sie zu spät.
Es regnet auf den Rosenstrauch.
Vorbei – es war ihr letzter Hauch.
Es regnet auf den Fliederbusch.
Der Posaunist spielt einen Tusch.
Der Regen nässt sein Instrument.
Die Frieda jetzt für immer pennt.
Und nass wird auch ihr brauner Sarg.
Jetzt ist sie hin, einst war sie stark.
Tod und Regen und die Zeit:
Traurig- und Notwendigkeit.