Mein warmer Pullover
grün und
braun und
selbstgestrickt von Mutter.
Ich liebe die Wärme,
die Farbe
und jede Masche
des Gestricks.
Du machtest mich erwachsen.
Man stahl dich mir
vor sechsundzwanzig Jahren.
Mein warmer Pullover
grün und
braun und
selbstgestrickt von Mutter.
Ich liebe die Wärme,
die Farbe
und jede Masche
des Gestricks.
Du machtest mich erwachsen.
Man stahl dich mir
vor sechsundzwanzig Jahren.
„Sag, Mädchen, warum liebst du?
Gibt es da einen Grund?“
„Ich glaube, ich bin einfach
nur wahnsinnig gesund.“
„Hast du nicht Angst, dein Lieben
dich nur unglücklich macht?“
„Es liebt nicht, wer vorm Lieben
noch lange nachgedacht.“
„Bist du für wahre Liebe
nicht eigentlich zu jung?“
„Fürs Lieben braucht ja niemand
eine Entschuldigung.“
„Ich wag es kaum zu fragen:
Bin ich es, den du liebst?“
„Ach, lieber alter Knabe,
ich glaube, bei dir piepst’s.“
Sie fand sich plötzlich wieder in der Mitte
– da der, dort jener. „Dass mir das geschieht!
Ich hielt mich nie für derart angebrüht.“
zwar nicht die Lachende, gleichwohl die Dritte.
Aus dem Dilemma führen keine Schritte.
Mit Dreien ist es stets das alte Lied:
Du kannst es managen, solang es glüht.
Am Ende halfen nur noch klare Schnitte.
Sie löste sich von einem, denn sie fand,
es sei nur fair, schenk ich ihm reinen Wein.
Und mit dem anderen ein sichres Band.
Auch den verließ sie, denn er ward zum Schwein.
Einst war’s die Mitte, jetzt der Rand der Wand.
Zu dritt ist’s besser noch als ganz allein.
Ach, wie sollen wir dich nennen,
der du grad geworden bist?
Tun wir so, als ob wir kennen
den, der uns geboren ist.
Dürfen dir den Namen geben,
denn wir schenkten dir das Leben.
Großes Zweifeln, Diskutieren,
ob der Name wirklich passt.
Namensbücher brav studieren.
Nicht, dass du den Namen hasst.
Wählen aus den wirklich schönen.
Du musst dich dann dran gewöhnen.
Wie kann ich, was ich heut mit Freuden les, behalten?
Mich packt die Freude, die Erkenntnis, wenn’s gelesen,
doch hinterher ist’s oft, als wär es nie gewesen.
Ach, könnte ich nur mein Gedächtnis klar entfalten.
Ich würd mein Denken und mein Singen ausgestalten.
Die Augen reib ich, leg das Büchlein auf den Tresen,
denn mein Versprechen, stets zu lesen, gilt es einzulösen.
Könnt ich mein Wissen, wie ein Archivar verwalten!
Soll ich denn die Lektüre ständig wiederholen,
so wie ein Kind – ’s liest hundertmal dasselbe Buch.
Doch will ich mehr. Und das ist wohl mein Fluch.
Als hätt das neue Wissen altem Platz gestohlen.
Ich fresse, statt zu lesen, es bleibt Zeitvertreib.
Nur wenn man’s neu verknüpft, es wirklich bleibt.
die stirn gefurcht
von sorge
mein rettungsplan
würde vereitelt
durch des jungen
übermut
doch wir haben nur diese
option
let’s go
Man sagte mir: Bedenk das Maß,
zuerst die Arbeit, dann der Spaß,
halt beide Welten treu getrennt,
sonst hast dein Leben du verpennt.
So quält’ ich mich den ganzen Tag
und tat am Abend, was ich mag,
als müsst von meinen Plackerei’n
ich jedes Mal mich neu befrei’n.
Heut weiß ich, ich erreich mein Ziel,
wenn meine Arbeit gleicht dem Spiel.
Nur dann ist unser Leben gut,
wenn man auch mag, was man so tut.
Wenn du, Fortuna, mich beschenkst
mit einer Stimme, die zum Singen geschaffen,
so bitt ich, gib mir Klarheit auch
und Redlichkeit,
denn nichts Falsches soll
die Herzen der Hörer rühren.
Wenn du von schönen Zeiten sprichst,
in die wir gleiten, sobald unsre Gegner
vernichtet sind,
zweifle ich.
Wenn du von Schwingungen sprichst
und davon, dass ich meine Zweifel
über Bord werfen soll,
zweifle ich.
Wenn du von deiner Liebe sprichst,
die alle Grenzen zwischen uns
überwindet,
zweifle ich
nicht.
Als der Lehrer vom Schlag getroffen,
war er schon neunzig und man hat ihn gepflegt,
voller Bangen, keiner wagte zu hoffen,
dass der Gelähmte sich je wieder regt.
Und Thay, der stets lehrte, wie Körper und Geist
für achtsame Menschen in Einheit verbleiben,
dass Leiden nicht gleich Verzweiflung heißt,
musste die Kunst bei sich selbst auch betreiben.
Lächelnd hat er stets ums Leichtsein geworben
und ward von der Sangha als Meister verehrt.
Und als er dann zehn Jahre später gestorben,
hatte er sie auch durchs Schweigen belehrt.
Gutsein ohne Gutseins Folgen zu bedenken
und blind die Schritte ins Verderben lenken.
Auf Justizias Waage:
Die Taten deiner Tage.
Nach welcher Seite wird sich’s senken?
Paralysiert mich dieses Denken doch am Ende?
Hält jedes Handeln doch parat die eigne Wende.
Ist’s doch banaler?
Der Pfad des Gutseins schmaler?
Ich wünsch mir Mut: Komm, nimm dein Leben in die Hände.
Jetzt weiß ich es: Sie liebt mich.
Denn sie hat’s mir gesagt.
Ein solches Glück, das gibt’s nicht
im heut’gen Liebesmarkt.
Ich kann mein Glück kaum fassen.
Ich schrei es vom Balkon.
Solln mich die andern hassen.
Ich sing den Liebs-Song
Ihr schöbet hundert Früste,
(Ich weiß, was sie mir gibt)
wenn einer von euch wüsste:
Ich bin ja so verliebt.
Unter mir Huangzhu.
Ein nächtliches Glitzern.
Mein Whisky leicht nussig.
Nackt im vierzigsten Stock.
Und gegenüber baun sie
im Dunkeln
ein noch höhres Hotel.
Ich seh den Schweißer.
Sein schreiendes Kind,
die kranke Frau
seh ich nicht.
Ja, Gott gab Hiob hundertfach zurück,
was er ihm lax der Wette halber raubte.
Was ist das für ein Gott, der so das Glück,
zerstörte von dem, der so fest an ihn glaubte?
Das neuste Ding in der Biologie:
Auch Affen kennen die Moral.
Sie sprechen nicht darüber, und doch wissen sie:
Es ist nicht gut, wenn einer etwas stahl.
Sie brauchen dafür Gott nicht, keinen Dekalog
und keinen, der sie stets belehrt.
Die Überbauten, die der Mensch stets mit sich zog,
die warn ja wohl von Anfang an verkehrt.
Man lernt mit Freude, Lachen und Genuss,
probiert das Denken, saugt das Wissen auf.
Doch nimmt das Lernen einen andren Lauf,
sobald man plötzlich dann zur Schule muss.
Im Gleichschritt lernen Girls und Boys.
Friss unsre Dogmen wie ein blödes Vieh.
Was du nicht heute lernst, das lernst du nie:
Binäres Denken und Multiple Choice,
Es streiten Bundesländer, Ministerien.
Es kämpfen Lehrer gegen Ma und Pa.
Der Rektor schließt die Tür: „Ich bin nicht da.“
So büffle weiter abends, in den Ferien.
Die Schulen voller Langeweile sind.
Das kannst du nicht verstehn, du bist ein Kind.
Schon klar, du willst es nicht versauen,
doch brauchst du erst mal Selbstvertrauen.
Wer zögert, fängt nie an zu bauen.
Beruhige dich, hab Selbstvertrauen.
Sonst werden sich die Zweifel stauen.
Du bist genug. Hab Selbstvertrauen.
Du wirst am Scheitern nicht lang kauen.
Nun lächle dich ins Selbstvertrauen.
Dann wird die Starre auch bald tauen,
denn nur durchs Tun wächst Selbstvertrauen.
Im Frühling kamen sie sich nah.
Dezember, und das Kind war da.
Allein entbunden.
Der Vater sitzt derweil im Knast.
Sie nährt’s und pflegt’s und zählt die langen Stunden.
„Nun sag uns schon, von wem du’s hast.“
„Fragt nicht. Ich will doch mein Geheimnis hüten.“
Ist keiner, dem sie traut, noch hier,
nur Beff, ihr gelbes Kuscheltier.
Solln doch die Eltern wüten.
Der Knabe wird sechs Jahre alt.
Es kommt der Vater heim, sein Lachen schallt.
Er nimmt das Kind kurz auf den Schoß.
Dann muss er wieder los.
Ich glaub nicht, was ich sehe.
Ich fühl nicht, wo ich stehe.
Weiß nur, du bist bei mir.
Bedrückt von den Geräuschen,
die mich ja auch nur täuschen,
sie führn mich aus dem Jetzt und Hier.
Was ich auch riech und schmecke
– egal, den ich verrecke.
Das ist mein letzter Sieg.
Ihr Halluzinationen
wollt mich wohl bald verschonen,
wenn ich in meiner Urne lieg.
Driem a die Bache spielt e Kind.
Mor weeß ni wu de Nubborskindor sind.
Ruf se ok a. Da rufstse ok a.
Driem a de Eeche, da hängt e Kind.
Nu weeßsch o wu de Nubborskindor sind.
Lusse ok sei. Lusse ok sei.
die nie probierte speise
die nie getane reise
die nie verstandnen worte
die nie gesehnen orte
die nie geöffnete pforte
die nie gesungene weise
so viel ach wenn! so viel ach ja!
vergiss nicht: du bist da.
Der Dampfer fährt uns um die halbe Insel.
Gleich einem Bären ragt der Fels ins Wasser.
Auf einer harten Bank ruht der Verfasser.
Man hört von ihm der Seekrankheit Gewinsel.
Gursuf! Von Bord zum hübsch bescheidnen Schmause
mit Schaschlik, Portwein. Meine Freunde: Russen.
Zurück ins Camp in lebensmüden Bussen.
Dies schreib Jahrzehnte später ich zuhause.
Nachtsüber gehst du
im Feld spazieren.
Den Weg erkennst du,
Dank, Glanz der Sterne.
Den Trübsinn lässt du
sanft von dir gleiten.
Dein Haus erreichst du
geheilt.
Neben all den Schlachten, Kriegen und Krönungen,
neben all den Pakten, Reformen und Rebellionen,
neben all den Stürmen, den Kämpfen, den Krächen,
da muss auch ein gewaltiges Lieben gewesen sein.
Wir spielen
Zug um Zug.
Lass dich
verändern.
Und:
Sag einfach
Ja.
Ich bin fremd, ich bleib still,
auch wenn man mit mir reden will.
Euer Sprechen und Verhalten
lassen mich im Kern erkalten.
Was euch nicht fehlt: Der gute Wille.
Ich lach mit euch. In mir bleibt Stille.
Trotz eures Hasses Glut
hab ich den Blick zum Wölkchen mir bewahrt.
Trotz eurer kreischen Wut
bleibt meine Stimme, wenn ich spreche, zart.
Im allerbeißten Schmerz
weiß ich, dass leise sie am Himmel zieht.
Geh ich schon höllenwärts,
so singt in mir doch tröstlich weich ihr Lied.
So bös ihr’s mit mir meint,
ich selber doch nichts böse meinen darf.
Und hab ich auch geweint,
ich weiß, die Sonne küsst das Schwebeschaf.
Danke, danke, danke!
Meine Lieb nie wanke.
Hast getröstet mich, gepflegt
und begleitet unentwegt.
Auf dem allerhöchsten Thron:
Unsre Kooperation,
die nur der begreifen kann,
der sie selber hat getan.
Danke, danke, sei bedankt.
Meine Lieb hat nie gewankt.
Wen auch immer man befragt,
jeder Gutes von uns sagt.
Liebe dich von A bis Z,
und jetzt komm zu mir ins Bett.
Ich renne, fast brenne, am Ende ich hechle.
Nun sinke und trinke und sachte nur fächle
ich Kühle und fühle den High und ich lächle.
Am Ende des Walds
da brennt mir der Hals.
Vom Schweiß bleibt das Salz.
Alleine die Beine will ich heut noch pflegen.
Nach Hause zur Brause muss ich mich bewegen.
Bin schäbig, was gäb ich für’n klein wenig Regen.
Gerecht schien uns der Zorn und unser Wüten.
Der Kampf ums Gute macht die Stimme heiser.
Und heut: Gerechtes muss man selber bieten,
mit Demut, Liebe und vor allem – leiser.