Gestern gespielte Figuren

1. musikalische Szene: Vater der Heldin / wahnsinnige Tante
2. Shakespeare-Drama: Narr / „Der schwarze Müller“
3. Passenger-Rolle im Game: Kellner
4. Chef im Finanzamt / Banker in Luxemburg
5. Oper: Raumschiffkapitän

Darunter keine Protagonistenrolle. Vermeidet man die manchmal? Unwohl fühlte ich mich als „wahnsinnige Tante“, da dadurch der eher dramatischen Szene ihre Wucht genommen wurde. Gut war der Shakespearesche Narr, da mir die Mischung aus Dreistheit, wortspielerischer Gewandtheit und Gefährlicheit ganz gut gelungen ist.
Man müsste sich mal Gedanken machen über Raumschiffszenen. Habe noch keine einzige spannende gesehen oder gespielt, von ein paar gelungenen Features mal abgesehen. Aber es muss möglich sein.

Premiere in der Alten Kantine

Unglaublich. 130 Zuschauer beim ersten Mal. Wir bemühen uns um eine Art Potpourri längerer und kürzerer Formate. Unsere Fähigkeiten zu zeigen, unsere Freude zu teilen, schnell zu improvisieren.
Bis auf ein paar Stolpersteine, die vielleicht einer nervösen Premieren-Hektik geschuldet sind, ein freudiger Abend. Auf dass es so schön weitergehe.

Chicago – Here We Come!

Ja! Ja! Ja!

Wir sind angenommen worden! In der letzten Nacht kam die E-Mail aus Chicago, das wir mit Foxy Freestyle zum Chicago Improv Festival 2009 eingeladen wurden.
Ich kann es noch gar nicht fassen! Das letzte Mal war ich im Jahr 2003 in Chicago, habe dort das Green Mill mit seinem berühmten Poetry Slam besucht und die unglaubliche Improshow von TJ and Dave im ImprovOlympics gesehen.

Und jetzt dürfen wir dort selber spielen!
Die Stadt, in der alles begann – The Compass, Second City, Del Close, The Blues Brothers, Barack Obama, … und jetzt Foxy Freestyle. Here we come!

Genres

Bei einem Auftritt wünscht sich das Publikum ein längeres Stück als Western – ein Genre, das wir in unserer Formation bisher weder geprobt noch aufgeführt haben. Ich schlage ein Brainstorming mit dem Publikum über Themen und Motive des Western vor, da ich befürchte, dass wir sonst, wie bei 99% aller Impro-Western eine klischeehafte Saloon-Szene erleben werden.

  • Einsamer Rächer
  • Der Outlaw
  • Der Kopfgeldjäger
  • Eisenbahnbau und Pioniere

Whiskey, Pferde, Saloon, Colts sind die Requisiten, die einem ohnehin einfallen werden.
Es wird erstaunlicherweise eine der besten Impro-Szenen, die wir je mit dem Improtheater Foxy Freestyle gespielt haben: Elememte aus Spiel mir das Lied vom Tod, Western von Gestern und High Noon vermischen sich mit der abgedrehten Spielfreude unseres tollen Ensembles. Ich bin stolz auf uns.

*

Ich glaube, gelernt zu haben, dass es sich noch mehr lohnt, thematisch über das Genre klarzuwerden, als lediglich auf die Bilder im Kopf zu vertrauen.

„Fehler“ in einer sehr guten Show

Sehr gute, geradezu exquisite Impro-Show am Freitag im RAW.
Die Spieler von Foxy Freestyle überbieten sich geradezu mit ihrer Spielfreude, ihren Figuren, ihrer Einsatzfreude. Alles wird positiv verwendet. Selbst als der Computer, mit dessen Hilfe wir Bühnenbilder projizieren, abstürzt, verwenden wir das konstruktiv.
Beim genaueren Hinsehen könnte man tatsächlich ein paar kleine, aber ziemlich haarsträubende Storytelling-Lücken entdecken. Verrückt aber, dass das im Grunde nicht mehr zählt, ob es aufgeht. Man nimmt als Zuschauer eigentlich viele Ungereimtheiten inkauf, wenn sie überzeugend vorgebracht werden. Das Konstrukt des Storytelling wird in der Analyse und in der Vorbereitung immer wieder überschätzt.

Anpassung

Show mit „The Crumbs“ am 14. Mai 2008
Angenehme Atmosphäre, RAW-Tempel fast so voll wie bei der Chaussee, je zur Hälfte Foxy-Fans und Crumbs-Fans, auch Lesebühnen-Kollegen.
Die geringste Herausforderung war anscheinend die Sprache, oder anders gesagt: Die Lücken und Fehler haben das Bühnengeschehen eher produktiv beeinflusst.
Schwieriger empfand ich eher die Herausforderung, ein gemeinsames Gefühl für Timimg, Körperlichkeit, Bögen usw. zu entwickeln. Dies ist ja öfters der Fall, wenn man mit anderen Gruppen spielt. Nach der ersten, von der Story eher stotterigen, vom Publikum aber dennoch geliebten Szene, bekamen wir langsam Boden unter den Füßen. Man passt sich einander an: Wir werden verbal schneller, die Crumbs physischer.
Gegenseitige Inspiration, aber auch gegenseitiges Abschleifen, aber für kommende Shows überwiegt doch die dauerhafte Inspiration.

Games und Langform

Noch einmal begeistert-positives Feedback auf lustige Games, höfliche Anerkennung zur Langform. Es wäre ja einfach, zu sagen, die Zuschauer würden nur das Kurze, auf den schnellen Gag orientierte sehen wollen.
Ich denke, dass wir oft auch die Games besser spielen als die Langformen: Die Begeisterung, die Freude, den Mut, die Spannung – all das müssen wir in die Langformen mit hinüber nehmen. Die lediglich absolvierte Langform ist eben auch nur eine etwas langweilige Form, wenn uns die Freude des momentanen Schaffens, die Unmittelbarkeit verlorengeht. Und das riechen die Zuschauer 10 Meilen gegen den Wind.

Open Stage

Interessante Situation wieder mal bei der Foxy Open Stage im RAW: Erste Hälfte Harold mit den Peperonis. Zweite Hälfte Open Stage Games für Zuschauer.
Es mag seltsam wirken, aber tatsächlich kam die zweite Hälfte wesentlich besser an.
Vielleicht lag es am Harold, aber ich vermute viel eher, es lag daran, dass Foxys und Peperonis versucht haben, sehr „höflich“ zu spielen. Alles wird hübsch akzeptiert, aber es gibt keine Hürden, stattdessen Smalltalk. Acht Spieler, davon drei kranke, die nichts falsch machen wollen.
Bei allem Chaos und allerlei Geschmacklosigkeiten muss man doch sagen, dass in der zweiten Hälfte von den Zuschauern wesentlich mehr gewagt wurde. Und das ist es letztlich (habe ich das hier neulich schon gesagt), was man als Zuschauer bewundert.

Sounds

Impro Crossover mit DJ Mastee. Neben Beatbox-Einlagen, Songs usw. auch Sounds in die Szenen eingebaut. Ich hatte fast vergessen, dass ich das früher bei den Auftritten mit Paula P. in der Scheinbar immer so gern gemacht habe, wenn ich als Techniker eingeteilt war, eine Aufgabe, die wohl nur ich gern gemacht habe. (Überhaupt – die Scheinbar war schon eine großartige kleine Bühne – geradezu ideal für Improtheater der kleinen Form.) Unbedingt wieder aufgreifen.

Gags und Brechungen

Crossover-Impro mit Jochen Schmidt als Autor von der Chaussee der Enthusiasten. Erstaunliches szenisches Engagement. Gutes Gespür fürs Aufeinandereingehen.
Hinterher die Diskussion, wie man mit dem Impuls des Brechens und der Pointe umgeht. Vermutlich eröffnet sich hier noch ein sehr weites Feld, das mit dem Johnstoneschen Verbot des Gagging nicht abgehakt ist. Gags (bzw. Pointen), die das Gesehene auf den Kopf stellen, setzen im Prinzip einen Schluss, es geht nicht mehr weiter oder man muss von vorn anfangen.
Andererseits kann das gegenseitige Brechen der Perspektiven auch im angenehmen Flow geschehen, wie wir es bei den Chaussee-Dialogen erfahren. Es ist auch immer eine Frage des Spannungsbogens. Ein kurzer Sketch kann gut mit einem Gag beendet werden. Derselbe Gag kann tödlich sein, wenn wir uns in einem langen Narrativ befinden oder überhaupt eine Plattform bauen.
Jochen meint, die Frage liege darin, was man überhaupt will: Storys erzählen oder Sachverhalte beleuchten. In jedem Fall ist, so denke ich, der schnelle Gag der billigste. Die Freude an der langen fließenden Improvisation oder Komposition ist anhaltender. Aber dafür braucht sowohl das Publikum als auch das Ensemble Kraft.
Um etwas brechen zu können, muss ich auch erst mal die Kraft haben, etwas aufzubauen.

Das alles sind nur kurze Gedanken. Man müsste es noch genauer analysieren.

Schlimmes Publikum

Mehrfach habe ich hier hingewiesen darauf, dass man sich nicht zu leicht von einer Handvoll zu nerviger Zuschauer ins Bockshorn jagen lassen muss. Mit einer Art Bühnen-Aikido lässt sich so etwas gut habndhaben, wenn man das trainiert hat: Schlechte Energie in positive verwandeln.
Aber es gibt Grenzen: Zu Gast bei einer Mix-Show, die an schlechter PR litt. Im Publikum drei zufällig hereingestolperte Gäste und 6 betrunkene Punks der übelsten Sorte, die wegen eines Liedermachers gekommen waren, der in diesen Kreisen einen gewissen Ruf hatte.
Natürlich kann man auch in solch einer Situation versuchen, das ganze als eine Art öffentliches Training aufzufassen oder sich auf eine Art Kräftemessen einlassen. Andererseits fordern solch extreme Situationen auch den eigenen Charakter sehr heraus. Wenn es dann der Veranstalter nicht schafft, die Pöbler zu entfernen, muss man sich nicht schämen, den Auftritt abzublasen.
Mit Foxy Freestyle bemühten wir uns immerhin, den drei anständigen Gästen einen Happen zum Ankosten zu geben und trösteten sie hinterher mit einer Freikarte. Aber das Improvisieren wird ja auch nicht gerade leichter, wenn man 50% der Aufmerksamkeit den störenden Idioten widmen muss.
Für immer im Gedächtnis wird mir da ein gemeinsamer Auftritt mit Tube bleiben. Wir mussten als Vorprogramm einer Punkband lesen. Die Punks grölten. Ich versuchte, die Störungen irgendwie zu integrieren. Tube hingegen las eisern seinen Text vor, wie er es immer tut, und zog dadurch zumindest einige der Zuhörer auf seine Seite.

Vergeigt

Gestern improvisierte Geschichte bei der Chaussee der Enthusiasten. Noch nie so uninspiriert. Gerade mal halbwegs über die Bühne gebracht. Die als Inspiration vom Publikum beschrifteten Zettel etwas übermäßig mit den üblichen Verdächtigen (haufenweise Lebensmittel, und das jedes mal in irgendeiner Abwandlung auftauchende Wort „Donaudampfschiffahrtskapitänswitwenversicherungspolice“). Und tatsächlich stieg in mir eine Art Widerwillen gegen diese Art der Improvisation auf, und sogar gegen die Zuschauer.
Das alles hat natürlich mehr mit mir selber zu tun: Wäre ich offen und freundlich genug gewesen, hätte mich das eher inspiriert als abgestoßen.

Fragte mich zwischendurch: Soll ich jetzt einfach abbrechen? Immerhin hat es genügend Zuschauern auch gefallen? Was sich auf jeden Fall noch mal zeigt: Wenn man schon uninspiriert auf die Bühne geht, ohne den nötigen Drive, dann kann man das Improvisieren höchstens effektiv „abarbeiten“. Man versetze sich also selbst in die notwendige Bühnengeilheit.

Impro Crossover Foxy Freestyle

Mittwoch, 24.10.2007: Impro-Crossover Foxy Freestyle und Nina Wehnert.
1. Hälfte: Bewegungsorientierte Impro-Games von Foxy Freestyle. Solo-Tanz-Improvisation von Nina Wehnert. Wage mich einmal auch aus der Deckung und steigen in eines der Soli von Nina mit ein.
2. Hälfte: Melanie/Albert-orientierter Harold. Nina als „Engel“, die die Bewegungselemente abstrakt verknüpft.

Einigermaßen gelungen, aber beide Seiten noch zu vorsichtig miteinander. Wir müssten ihr deutlicher Raum geben, sie müsste ihn sich nehmen. Stärkeres Geben/Nehmen wichtig.
Missverständnis: Weil das Publikum in unseren Szenen viel lacht, glaubt Nina, auch komisch sein zu müssen. Dabei ergibt sich die Komik aus der Ernsthaftigkeit.
Man kann dem Publikum ruhig einiges an Abstraktheit zumuten. Jedes regelmäßig spielende Ensemble erzieht sich das Publikum bis zu einem gewissen Grade selbst und hat somit das Publikum, das es verdient.