Selbst die Absagen einer Prinzessin werden noch in Verse gekleidet, die das Flirtfeuer am Lodern halten:
O der du um die Schläge des Schicksals dich nicht kümmerst,
Dir ist der Weg, der zur Vereinigung führet versagt!
Ja, glaubst du den, Vermessner, du könntest die Suhâ gewinnen,
Und kannst den Mond nicht erreichen, der hell am Himmel ragt?
Wie kannst du nur auf mich hoffen und denken, dich mir zu nahen,
Auf dass die Freude den schlanken Leib zum empfangen dir blüht?
Lass ab von diesem Plan aus Furcht vor meinem Zorne
An einem finsteren Tage, der graue Scheitel zieht.
Zur Erklärung der Metapher: Suhâ ist der altarabische Name für einen mit bloßem Auge nur schwer erkennbarer Stern im Sternbild "Großer Bär", auch Alkor genannt.
Tâdsch el-Mulûk schreibt einen neuen Brief, und auch diesen überbringt die Alte:
"Ich habe doch mein Leben mit List und Trug verbracht, bis ich neunzig Jahre alt geworden bin; wie sollte ich da nicht zwei vereinen können, auch wenn es eine Sünde ist?"
Nach europäischem Sonnenjahr gerechnet ist sie allerdings "erst" 87 Jahre alt.
Sie wagt es nicht, den Brief Dunja persönlich zu überbringen, verbirgt ihn in ihrem Haar und bittet die Prinzessin, ihr die Haare zu lausen.
Die Prinzessin laust die Dienerin – ein bemerkenswertes Dienerverhältnis.
Wieder schreibt die Prinzessin eine Ablehnung, und wieder der Prinz einen Liebesbrief. Doch diesmal rastet die Prinzessin Dunja aus:
"An allem, was mir widerfährt, ist diese Unglücksalte schuld! (…) Packt diese verfluchte Alte, die Ränkeschmiedin, und schlagt mit euren Sandalen auf sie ein."
Man wirft sie vor die Tür, doch nachdem sich die Alte erholt hat, geht sie wieder zu Tâdsch el-Mulûk, der sich nach dem Grund für den Männerhass von Dunja erkundigt.
Es läge, so die Alte, an einem Traum, den Dunja als junges Mädchen gehabt habe. In dieser fabelartig angelegten Story, hilft eine weibliche Taube dem Täuberich, aus dem Netz des Vogelfängers zu entkommen. Als das Weibchen jedoch in dieselbe Situation kommt, lässt sie der Täuberich im Stich, was die Prinzessin zu dem Urtail kommen lässt:
"Ein jeder Mann ist wie dieser Täuber; an ihm ist nichts Gutes, und an allen Männern ist nichts Gutes für die Frauen!"
Billiger als Freud.
Man beginnt nun, an einem Plan zur Überlistung der Prinzessin zu spinnen. Den Laden verschenkt Tâdsch el-Mulûk an Azîz. Die beiden gehen mit dem Wesir zum Garten, in dem sich die Prinzessin alle zehn Tage aufhält und bestechen den Gärtner, ihnen den Garten zu zeigen. Der Wesir bestellt nun Anstreicher, Maler und Goldschmied und gibt ihnen den Auftrag, ein Triptychon zu erstellen, das den Traum der Prinzessin nachstellt, ergänzt um eine Szene, die darstellt, dass der Täuber nicht kommen konnte, da er von einem Raubvogel gefangen wurde.
Die Nacht des Wartens vertreibt Azîz dem Tâdsch el-Mulûk durch Gesänge:
Es meinte Avicenna bei Leitsätzen seiner Lehre,
Für Liebeskrankheit wäre die Arzenei der Sang,
Die Nähe einer Maid, die der Geliebten gleiche,
Dazu ein edler Garten, Naschwerk und Trank.
So nahm ich denn einmal eine andre als dich, zur Genesung,
Als Zeit und Möglichkeit mir ihren Beistand liehn:
Doch ich erkannte, die Liebe ist eine tödliche Krankheit,
Und nur Gefasel ist Avicennas Medizin.
Das würde die Gesamtgeschichte zeitlich eingrenzen, da Avicenna (ابو علی سینا) erst um 1000 zu wirken begann, und sein Ruhm erst ab 1025 begann.
Die Prinzessin hat sich inzwischen wieder in ihrem Zorn gegen die Alte beruhigt und lässt sie rufen, da sie nur mit dieser im Garten zu spazieren pflegt. Tâdsch el-Mulûk legt sich inzwischen sein königliches Gewand an, verbirgt sich im Garten und wartet auf ein mit der Altenverabredetes Zeichen. Trickreich überredet die Alte die Prinzessin, die Eunuchen fortzuschicken. Tâdsch el-Mulûk verfolgt das Mädchen mit seien Blicken.
Doch sooft er sie nur sah, wurde er durch den Anblick ihres strahlenden Liebreizes ohnmächtig.
Alte und Dunja kommen an dem Triptychon vorbei, Dunja ändert sofort ihre Meinung zu Männern. So konditioniert erträgt sie auch leicht den Anblick des Tâdsch el-Mulûk, der nun hervortritt und ebenso schnell wieder verschwindet. Die Sehnsucht ist geweckt. Sowohl Prinz als auch Prinzessin versprechen der Alten 1000 Dinare und ein Ehrenkleid, falls die Vereinigung gelingt. Sie hilft Tâdsch el-Mulûk am nächsten Tag, in den Palast zu gelangen, indem er sich als Frau verkleidet und den Gang der Frauen lernt. Doch als sie ihn in die Gemächer der Prinzessin leiten will, stellt sich ihnen der Obereunuch in den Weg.