Künstlerische Kompromisse

Zu künstlerischen Kompromissen gibt es eine einfache Faustregel: Macht keine!
Das gilt nicht nur für die „hohe Kunst“, sondern genauso für einfache Comedy. Ein Game wird erst interessant, wenn es voll ausgereizt wird, unabhängig davon, ob wir es mit einem klassischen Impro-Game zu tun haben oder ob es ein Game ist, das inhaltlich ausgereizt wird.
Wenn wir zum Beispiel ein Impro-Spiel aufführen, das seine Komik aus wechselnden Emotionen zieht (etwa Schizo-Games oder Emotions-Felder), dann ist das Spiel nur halb gespielt, wenn wir die Emotionen nur andeuten oder sie vermischen. Hier gilt es, alles, was man hat, in die Waagschale zu werfen. Bei „gefundenen“ Games, die sich eher auf den Inhalt beziehen, ist es das Gleiche:

Gute Beispiele dafür finden sich beim Comedy-Duo Key und Peele, die immer wieder absurde Phänomene aus dem Alltag aufgreifen und dies in aller Konsequenz fortsetzen. So nahmen sie etwa das seltsame Phänomen auf, dass es in den 10er Jahren plötzlich modern wurde, die Etikettenaufkleber auf den Basecaps kleben zu lassen. Es beginnt ein Überbietungsspiel: Bei der zweiten Begegnung trägt einer gleich die Einkaufstüte mit auf dem Kopf. Und beim nächsten Mal hat einer den Verkaufsständer unterm Kinn festgeschnallt, nicht damit rechnend, dass sein Kontrahent eine Produktionsbank mit Näherin und Nähmaschine mit sich herumschleppt.

Die Kompromisslosigkeit betrifft nicht nur die Form, sondern auch den Inhalt selbst. Wenn ihr euch zum Beispiel einem politischen Thema nähert, weicht nicht davor zurück, es zu Ende zu denken, nur weil ihr befürchtet, jemanden damit vor den Kopf zu stoßen.

Regeln in Spielen

Wenn man jemanden, der noch nie Klavier gespielt hat, auffordert, einfach mal so ein Stück zu spielen, kommt wahrscheinlich ziemlicher Schrott heraus. Bittet man ihn aber, mit nur einem oder zwei Fingern lediglich die schwarzen Tasten zu benutzen, wird er sicherlich erstaunt sein, wie leicht man ein pentatonisches Stück erschaffen kann. Die Einschränkung ist das Spiel.
Eine der großen Leistungen Keith Johnstones und Viola Spolins besteht darin, Impro-Anfängern ein Set an einfachen Spielen geliefert zu haben, die es ihnen ermöglichen, auch mit relativ wenig Erfahrung unterhaltsame kleine Szenen zu spielen. Diese Spiele sind zum Teil auf absurd-komische Weise limitierend. Nehmen wir das ABC-Spiel, bei dem die Sätze der beiden Spieler jeweils mit dem folgenden Buchstaben des Alphabets beginnen müssen. Der Sinn dieses Spiels besteht darin, die Spieler daran zu hindern, sich etwas besonders Schlaues auszudenken oder vorauszuplanen, somit wird dem Unterbewussten genügend Spielraum gegeben . Eine ABC-Szene wird zwar selten legendäres Comedy-Gold hervorbringen, und doch ist sie, selbst bei Anfängern, in der Regel recht amüsant anzuschauen. Warum aber funktioniert es nicht, wenn man dieselben Anfänger auf die Bühne stellt und sie bittet, einfach so eine freie Szene zu spielen? Neben den grundlegenden Improvisations-Fähigkeiten fehlt ihnen auch die Erfahrung der Form. In der Kunst ist jede Form eine absichtliche Begrenzung des Materials: Die Pointillisten loteten aus, welche Licht- und Farbwirkungen sich durch Tupfer erzielen lassen. Ein Stück in C-Dur „verbietet“ fünf von zwölf Tönen. Ein Sonett besteht aus vierzehn streng gegliederten und rhythmisierten Versen.
Der große Improvisations-Philosoph Stephen Nachmanovitch spricht in seinem Buch „Free Play“ von der Kraft der Grenzen. Damit ist gemeint, dass die scheinbare Einschränkung der Möglichkeiten in Wirklichkeit die Kreativität des Künstlers anstachelt. Aber auch für den Rezipienten der Kunst ist die Einschränkung, wenn auch unbewusst, eine grundlegende ästhetische Erfahrung. Kleine Kinder freuen sich bereits über einen gereimten Zweizeiler. Und was ist ein Reim anderes als die gezielte spielerische Limitierung „Zwei Wörter sollen gleich klingen“?

Formen üben

Formales Training in der Kunst erhöht die Menge der Optionen. Die Forderung „Sei offensichtlich!“ (Johnstone) kann ja auch irgendwann langweilig werden. Je mehr eigene Offensichtlichkeit wir uns ermöglichen, umso eher haben wir die Chance, überraschend und dennoch organisch zu sein.

Flüchtigkeit und Ewigkeit – Leonardo

„Die Malerei ist der Musik deswegen überlegen, weil sie nicht sterben muß, sobald sie ins Leben gerufen ist, wie das der Fall der unglücklichen Musik ist … Die Musik, die sich verflüchtigt, sobald sie entstanden ist, steht der Malerei nach, die mit dem Gebrauch des Firnis ewig geworden ist.“ (Leonardo da Vinci: Frammenti letterarii e filosofici) Spricht nicht auch hier die Eitelkeit des Künstlers, oder die Todesangst des Individuums? Die Angst vor dem Tod erschafft die Hoffnung, wenigstens noch in den Werken weiterzuleben. Da Vincis Mona Lisa wird aber genauso sterben, wie wir das schon beim Abendmahl sehen. Und wenn auch niemand mehr von den improvisierten Opern aus Leonardos Zeit berichten kann, so war das ästhetische Glück der Musiker und Reizpienten doch genauso echt und vielleicht noch intensiver als das der kleinen Besuchergruppen, die für 15 Minuten ins Refektorium hereingelassen werden.

Kunst fälschen, Stile und Genres nachmachen, romantisierender Kunstjournalismus

In DIE ZEIT 4/2014 erscheint ein Interview mit dem Kunstfälscher Wolfgang Betracchi und seiner Frau und Komplizin Helene Betracchi.
Für diejenigen, die den Fall noch nicht kennen: Betracchi hat nicht bereits existierende Gemälde gefälscht, sondern Gemälde „im Stile von“ gemalt. Zu diesem Zwecke hat er sich intensiv mit der Kunst der Maler auseinandergesetzt: Von wem waren sie zu welcher Zeit beeinflusst? Welche stilistischen Brüche gibt es in ihrem Werk? Wann haben sie wo mit welchen Materialien gearbeitet? Usw. Die Werke (u.a. angeblich von Max Pechstein, Max Ernst, Derrain) wurden zum Zeitpunkt ihrer „Entdeckung aus der Sammlung Jäger“ hoch gelobt.
Interessant wird es, als die Interviewer Iris Raddisch und Soboczynski sich bemühen, Betracchi nicht nur das Ausmaß seiner Kriminalität zu verdeutlichen, sondern auch, ihm mangelnde Fähigkeit und mangelndes Verständnis vom Dasein des Künstler zu unterstellen.

W. Beltracchi: Manchmal war es das Schwierigste, nicht so gut zu malen, wie ich gekonnt hätte.
ZEIT: Das ist ziemlich größenwahnsinnig.
W.B.: Nein, das ist es nicht. (…) Das macht natürlich auch der kunsthistorische Abstand von 100 Jahren, die Maltechniken haben sich verändert.
(…)
ZEIT: Man kann es so sehen: Sie sind ein begabter Handwerker, aber kein Künstler.
W.B.: Das stimmt nicht. Das Fälschen war ein kreativer Prozess. Ich habe ja keine Bilder kopiert, sondern Bilder gemalt.
(…)
ZEIT: Können Sie sich in die Zerrissenheit eines Künstlers hineinversetzen? In eine Tätigkeit, die an die Existenz geht? Haben Sie eigentlich eine Vorstellung vom seelischen Einsatz, der mit der Erschaffung von Kunst einhergeht?
(…)
ZEIT: Wie teuer ist ein echter Beltracchi?
W.B.: Den Preis eines Gemäldes bestimmt nicht der Maler, sondern der Markt.

Die Vorstellungen der Journalisten sind ja beinahe schon niedlich-romantisch zu nennen: Ein Künstler ist in ihrer Vorstellung ein leidendes Subjekt, das unter enormem Leid sein Werk gebiert. Dass Kunst Freude machen könnte, dass Künstler sich direkt auf andere beziehen, Stile kopieren, dass der Kunstmarkt eine Chimäre geworden ist, auf dem eher Namen und Finanz-Symbole gehandelt werden, das will ihnen einfach nicht in den Sinn.

Arbeitsroutinen von Künstlern I

Obwohl ich unter den mir bekannten Künstlern nicht unbedingt zu den Faulpelzen zähle, fällt es mir doch immer wieder schwer, mir sinnvolle Kreativitäts-Ecken freizuräumen. Die schlimmsten Fallen sind derzeit:
Das Internet: Man schreibt einen Text und will nur „noch mal schnell“ einen Begriff recherchieren. Und schwupps liest man sich bei Wikipedia fest, und wenn man schon mal online ist, kann man ja gleich auch noch Mails abrufen, ins Facebook reinschauen, wo ein geachteter Kollege ein hochinteressantes Video auf Youtube verlinkt, usw. usf.
Momentan gehe ich dem Computer zumindest beim Anlegen eines Textes oft aus dem Weg. Stift und Heft sind genau das richtige Werkzeug. Und ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, mir wieder eine mechanische Schreibmaschine zuzulegen.
Gefangen im Administrativen: Ich muss gestehen, ich organisiere gern. Die Planung des Kantinenlesens etwa – ein Zeitfresser ohnegleichen – macht mir außerordentlich viel Spaß. Und ich gehöre außerdem zur seltenen Rasse, die ihre Steuererklärung gerne macht, die mir wie eine Art Jahresrückblick aus einer bestimmten Perspektive erscheint. Aber so gerne ich diese Dinge auch tue, so weiß ich doch, dass sie mir die Zeit des Wichtigsten – des Kreativseins – rauben. Und so versuche ich (mit mäßigem Erfolg), immer mehr Aufgaben zu delegieren.
Familien-Stress: Die tief verinnerlichte Verantwortung fürs Kind und die Frau können einen sehr leicht aus dem Kreativitätsprozess herausreißen. Der Poet versucht zu fliegen, die Realität holt ihn auf den harten Boden zurück. Wer kann dichten, wenn nebenan das Kind schreit.
Kurioserweise war es der Familienstress, der dazu führte, dass ich mich wieder stärker auf Tagespläne konzentrierte. Nicht immer erfolgreich. Im Dezember letzten Jahres schlief das damals 7 Monate alte Kind morgens und nachmittags jeweils zwei Stunden. Vor- und Nachmittag teilte ich mit der Mutter auf. Eine Woche, nachdem ich einen fast minutiösen Tagesplan aufgestellt hatte, fiel er in sich zusammen, da das Kind seine Schlafgewohnheiten änderte. Derzeit weiß ich den Segen des Kindergartens zu schätzen, aber es kann natürlich jederzeit sein, dass das Telefon klingelt und wir hören müssen: „Ihr Kind hat Fieber, holen Sie es bitte ab.“ (In drei Monaten bisher drei Mal.)
Im Moment versuche ich, vormittags die Gedanken zu sammeln, gehe spazieren, mache Notizen, schreibe Textanfänge. Der Nachmittag ist reserviert für Administratives. Donnerstag werden E-Mails und Telefonate auf ein Minimum reduziert. Abends 3-4 Auftritte und 1-2 Workshops pro Woche. Es bleiben 2-3 Abende, an denen ich zuhause sitze und lese, leider auch zu oft im Internet versinke.
Der Witz ist: Alles, was wir regelmäßig tun, bewusst oder unbewusst, verfestigt sich zum Ritual, zur Routine, über die wir nicht weiter nachdenken. Also müssen wir Künstler uns zeitliche und räumliche Zonen schaffen, in denen wir schreiben, singen, tanzen können, ohne vom „Du musst“ oder „Du könntest aber auch“ gefangen zu werden.
Um einen Überblick über das tatsächliche Arbeiten zu bekommen, führe ich seit Anfang Mai ein zeitlich recht genaues Arbeitsjournal. Das Journal ist in fünf Kategorien aufgeteilt, die in den letzten sechs Monaten folgenden Anteil an der Arbeit einnahmen:
Kreatives Schreiben: 20%
Administrative Arbeiten: 20%
Shows und Auftritte: 43 %
Training: 9%
Workshops: 8%
Um die Wischi-Waschi-Grenze zu Freizeit-Aktivitäten nicht noch mehr verschwimmen zu lassen, habe ich alles exkludiert, was zu sehr in den Freizeit- oder Alltagsbereich lappt: Lesen, Internet-Recherche, Rechnungen begleichen, Treffen mit Kollegen. In den Bereich „Training“ geht alles, was klar der künstlerischen Weiterentwicklung dient, auch wenn ein direkter Nutzen nicht erkennbar ist, wie z.B. Klavier-Üben (ich werde wahrscheinlich nie öffentlich Klavier spielen).
Die Quoten sind derzeit recht zufriedenstellend. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren habe ich die Workshop-Aktivitäten (auch wenn das derzeit das Lukrativste ist) deutlich zurückgefahren. Die Liste zeigt natürlich leider nicht die vertane Zeit, in der ich viel lieber hätte üben oder schreiben können.
Eigentlich kann ich nicht jammern: Als Vater mit einem anderthalbjährigen Kind kann ich glücklich sein, in den letzten 18 Monaten nicht nur einigermaßen, sondern sogar recht gut weiterarbeiten zu können. Und auch wenn ich nur noch selten bis um 8 Uhr morgens schlafen kann, so komme ich doch meist auf meine sieben Stunden Nachtschlaf, und im Gegensatz zu den meisten Büro-Angestellten gibt es in meiner Umgebung niemanden, der mir einen ordentlichen Nachmittagsschlaf verübeln würde.

In seinem Buch „Daily Rituals. How Great Minds Make Time, Find Inspiration, and Get To Work“ beschreibt Mason Currey, wie 168 Künstler aus verschiedenen Zeiten und aus unterschiedlichen Kunstdisziplinen ihren Tag strukturieren (oder auch nicht), welche Gewohnheiten ihr Leben und ihre Arbeit kennzeichnen, wie sie Inspirationen finden und unter welchen Umständen sie arbeiteten oder arbeiten.

W.H. Auden (1907-1973)
Frühaufsteher. Arbeitete strikt nach der Uhr. Kreative Zeit 7-11 Uhr. „Nur die Hitlers dieser Welt arbeiten nachts, aber kein ehrlicher Künstler.“ Drogen: Regelmäßig Amphetamine und Wodka Martinis. Nie später als 23 Uhr zu Bett.

Francis Bacon (1909-1992)
Aufstehen bei Tagesanbruch. Malen bis mittags. Nach außen hin scheinbar chaotisches und unordentliches Leben. Malutensilien und Bücher überall auf dem Boden verstreut, regelmäßiger Party-Gänger, reichhaltige Mahlzeiten, exzessiver Alkoholkonsum. ABER: Malen kam vor allem anderem.

Simone de Beauvoir (1908-1986)
Schwierigkeiten mit dem Tagesanfang. 10-13 Uhr und 17-21 Uhr Hauptarbeitszeiten.Wenig Luxus. Beschränkung auf die wichtigsten Dinge im Leben (inklusive Schlaf und Sex) ermöglichen die Arbeit.


Kurios auch: Fotos schreibender Schriftsteller. Welcher Schriftsteller kann schon schreiben, wenn er dabei fotografiert wird? Simone de Beauvoir muss hier für den Fotografen wahrscheinlich auch noch stillhalten und ernst gucken.

Thomas Wolfe (1900-1938)
Hauptarbeitszeit: Ab Mitternacht. Drogen: Enorme Mengen an Kaffee und Tee, sowie Zigaretten. Kuriose Gewohnheiten: Im Stehen auf dem Kühlschrank schreiben; Vorm Schreiben als Inspiration an den Genitalien spielen.

Patricia Highsmith (1921-1995)
Täglich 3-4 Stunden Schreiben am Morgen. („I have ideas as frequently as rats have orgasms.“). Harter Drink vorm Schreiben, um das Energieniveau herunterzufahren. Kettenraucherin. Kurioses Hobby: Ihre Sammlung von Schnecken, die sie bei ihrem Umzug nach Paris illegal ins Land brachte.

(wird fortgesetzt)

Professionalität

„Ab wann ist denn etwas professionell?“
„Es gibt ja einen Unterschied zwischen professionell, also damit Geld zu verdienen (…) und dann gibt’s noch die Könnerschaft. Und da weiß ich jetzt nicht, was du meinst.“
„Die Könnerschaft.“
„Ach so. Die fängt nie an. Die hört auch nie auf. Das Lernen hört ja nie auf. Und die Könnerschaft, die gibt’s gar nicht. Das muss man auch mal deutlich sagen. Es gibt nämlich Leute, die meinen, sie wären Könner. (…) Und die töten dann die Phantasie.“

Keine Kunst – selber schuld?

Improvisierte Performances, improvisierte Musik, improvisierter Tanz – all das hat seinen Platz in der Rezensions-Presse.
Vom Improvisations-Theater bleibt unterm Strich lediglich übrig: „Und es war alles wirklich improvisiert und spontan!“
Das hat natürlich einerseits mit der Unterbewertung komischer Genres zu tun. Und komischen Tanz als Kunst ist wohl eher die Ausnahme.
Andererseits ist es auch die Schuld der Improvisationstheater selber, die von genau dieser Selbstdarstellung nicht wegkommen.
Und das Fernsehen hat uns mit seinen Trash-Formaten einen Bärendienst erwiesen.
Allerdings muss man auch sagen: Die Sasha Waltzes und Miles Davisse des Improtheaters sind rar.

Berlin/Brandenburg Impro Neuigkeiten regelmäßig online

Löbliche Seite von Marco Brüders und Thomas Jäkel:
http://www.impro-news.de/

Sie schreiben dazu:

Hallo Impro-Macher,
seit November 2009 haben wir an der Umsetzung des Konzeptes einer regionalen Online Improtheater-Zeitung für Berlin/Brandenburg gearbeitet. Seit Ende November sind wir mit unserer Seite Impro-News.de online. Seither haben wir viele Erfahrungen mit der Technik und mit dem für uns neuen News-Format gesammelt. So ist Impro-News.de derzeit bereits per RSS abonnierbar, man kann uns per Twitter followen und es gibt eine Facebook-Gruppe, die die wichtigen Artikel verlinkt.
Das positive Echo verschiedener persönlich mit uns bekannter Freunde aus der Berlin-Brandenburger Impro-Szene auf unsere ersten Gehversuche gibt uns das Gefühl, dass wir hier einen sinnvollen Beitrag zu der wachsenden Impro-Community in der Region leisten können. Sicherlich ist noch nicht alles perfekt und wir erfinden das Format in guter Impro-Manier jeden Tag wieder ein bisschen neu, aber es macht uns persönlich so viel Spaß, dass wir uns vorstellen können, hier etwas Nachhaltiges zu schaffen.
Wenn euch das Angebot gefällt, so leitet diese Information doch bitte an eure Freunde oder sonstige Interessierte weiter!
Worum geht es eigentlich bei Impro-News.de?
Der Grundgedanke bei Impro-News.de ist es, eine zentrale Informations-Plattform zu bieten, über die Infos aus und über die Berlin/Brandenburger Impro-Szene in einer unabhängigen und vielfältigen Form zugänglich gemacht werden können. Hierbei denken wir in erster Linie an folgende Informationen:
Ankündigungen zu interessanten Events (Workshops, Festivals, neue Shows und Formate)
Kritiken von einzelnen Impro-Auftritten,
Vorstellung der Impro-Gruppen und Impro-Persönlichkeiten, z.B. in Form von Steckbriefen und Interviews.
Tipps&Tricks, z.B. Vorstellung von Impro-Spielen oder Trainings-Tipps in lockerer Form
Sonstige Infos rund um Impro-Theater
Wir erhoffen uns hiervon eine stärkere Vernetzung der teilweise doch recht zersplitterten Impro-Szene, einfach dadurch, dass man mal erfährt, was außerhalb der eigenen Gruppe so läuft und was die anderen eigentlich so machen.
Wer steckt hinter Impro-News.de?
Ins Leben gerufen und getragen wird das Projekt derzeit von Thomas Jäkel (ZWIEBELFISCH) und Marco Brüders (Changeroos). Wir suchen jedoch noch Mitstreiter, die Spaß daran haben, über die Berlin/Brandenburger Impro-Szene lebendig zu berichten (Siehe auch “Wie kann ich konkret mitmachen” weiter unten).
Impro-News.de versteht sich als unabhängiges Forum und fühlt sich einzig den hier genannten Zielen verpflichtet. Insbesondere verfolgt Impro-News.de keinerlei kommerzielle Interessen. Falls wir uns entschließen sollten, Werbung auf dem Portal einzublenden (und falls das auch noch Geld bringen sollte…), dann wird dieses Geld ausschließlich zur Deckung der Kosten verwendet, die im Rahmen der Arbeit rund um Impro-News.de entstehen.
Woher kommen die Artikel?
Bislang haben wir alle Artikel selber geschrieben, wobei wir oft auf Informationen aus von uns abonnierten Newslettern einiger Impro-Gruppen zurückgegriffen haben. Wir würden uns aber wünschen, dass eine möglichst große Zahl von anderen Freiwilligen aus ganz verschiedenen Ecken der Impro-Szene bei unserem Projekt mithelfen, indem Sie eigene Artikel schreiben oder uns Informationen zugänglich machen. Grundsätzlich sind wir für alles offen, werden aber eine Moderationsrolle übernehmen, um eine gewisse Grundlinie zu gewährleisten.
Wie kann man konkret mitmachen?
Ihr könnt mitmachen, indem Ihr
den Fragebogen für eure Gruppe ausfüllt,
einen kurzen Bericht über eine von euch besuchte Impro-Vorstellung schreibt
eure schönste Impro-Panne mailt
uns auf Termine und Veranstaltungen hinweist, die wir bislang übersehen haben (bitte aber keine regelmäßigen Auftritts-Termine)
uns bzw. unseren Redakteuren Freikarten für eine Show anbietet, damit wir Kritiken schreiben können
Impro-News.de an Bekannte weiterempfehlt und ggfs. von euren Seiten auf uns verlinkt
uns eure Kritik über Impro-News.de schickt (Lob darf auch mal sein!)
Artikel fleißig kommentiert
uns auf neue Ideen bringt
usw.
Soweit erstmal. Wir würden uns freuen, wenn ihr uns regelmäßig lest und eure Gruppenmitglieder über Impro-News.de informiert. Wir haben noch einige andere Ideen für die Zukunft, aber eins nach dem anderen.
Gutes Improvisieren wünschen euch
Thomas und Marco

Beurteilung von Kunst

„Ich glaube, es gibt Elemente, die weitgehend für jede bedeutende Kunst gelten. Ganz gleich, ob es sich um Bildnde Kunst, Literatur oder Darstellende Kunst handelt, beinhalzen diese Elemente eine Ordnung, eine Integriität der Form in einem bestimten inneren Zusammenhang, den Anspruch auf Originalität, ein hohes Maß an Geschick in der Ausführung, Überzeugung und Inspiration von seiten des Künstlers samt der unausgesprochenen Empfindung, dass das Kunstwerk auf eine Realität hinweist, die über es selbst hinausweist.“ (Jo Salas: „Was ist gutes Playbacktheater?“ in Fox/Dauber (Hg.): „Playbacktheater – wo Geschichten sich begegnen“)

Nach der verlorenen Angst

Ich habe hier schon mehrfach beschrieben, wie sich Angst, je nach Persönlichkeitstyp und je nach Trainingsstand verschiedene Kanäle sucht: Blockieren, Negativ sein, Kneifen, Szene dominieren, Blödeln, Szenen verlachen usw. (Schön auch noch mal bei Johnstone nachzulesen.)

Soll das aber heißen, wenn die Angst überwunden ist, wäre alles in Butter? Seltsam, dass man manchmal Profi-Shows sieht, die einen irgendwie langweilen, obwohl alles ordentlich abgespult wird.
Ich glaube, dass einigen Spielern irgendwann der Wille ausgeht, sich auf der Bühne auszudrücken, wirklich etwas Substanzielles einzubringen, als nur stur nach Lehrbuch zu akzeptieren, Storys fortzuführen usw.
Der Wille zur Kunst und zur Kreativität (und sei es auch Klamauk) ist schon notwendig, um den Funken überspringen zu lassen.

Kreativitätsimpulse

Als Künstler ist man verleitet, sich neue Impulse vor allem im eigenen Bereich zu suchen, was ja auch notwendig ist. Der Musiker möge Musik hören, der Theaterautor Stücke fremder Autoren sehen, der Architekt beachte Gebäude anderer Kollegen und Kulturen.
Aber wir brauchen als Künstler genauso die Impulse aus anderen Bereichen. Als Schauspieler sollte ich mich auch mit Malerei befassen. Als Autor mit Musik. Als Bildhauer auch mit Lyrik. All dies beeinflusst nämlich auf unerwartete Weise das eigene Schaffen.
Aber es geht nicht allein um die Kunst. Wir brauchen auch Einflüsse von völlig anderen Systemen – der Politik, der Wissenschaft, der Erziehung, der Wirtschaft usw.
Damit meine ich nicht, dass die Kunst sich zum Vehikel der anderen Systeme machen sollte, etwa „politische Kunst“, „Kunst für die Wirtschaft“ usw., sondern dass der Künstler nicht die Augen vor fremden Themen verschließt. All zu oft wird das einfach abgetan als irrelevant oder als etwas, von dem man nichts verstehe. Man kann das alles ruhig egoistisch sehen: Als Künstler kan man von allem profitieren, und je breiter das Blickfeld, umso besser. Aber am Ende nützt der wissende Künstler der Kunst. Ein doofer schadet ihr.

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Tagtraum

Eine der wichtigsten Inspirationsquellen im Improvisationstheater ist das Tagtraeumen, etwa beim Schwimmen oder beim Wegdoesen in den Mittagsschlaf. Ich fantasiere improvisierte Szenen, Szenenanfange, moegliche Figuren, die ich noch nicht gespielt habe, dramatische Wendungen usw. Auch wenn ich spaeter nur wenig davon auf der Buehne umsetze, erweitert dieses Traeumen doch meinen Handlungsrahmen. So wird also nicht nur die Alltagsbeobachtung zur Inspirationsquelle, sondern auch das Driften.

Gute Kunst / Schlechte Kunst

Es ist besser das Gute zu fördern als das Schlechte zu bekämpfen.
Hanns Eisler führte sein ganzes Leben lang eine persönliche Kampagne „Gegen die Dummheit in der Musik“ und musste sich am Ende eingestehen, diesen Kampf verloren zu haben. Gegen das Schlechte zu kämpfen führt letztlich auch dazu, dass man nur das Schlechte im Blick behält. Das Gute zu fördern, lässt einen die Erfolge des Kampfes genießen und führt vielleicht auch sogar zur Bekämpfung des Schlechten.

Fokus aufs Gute.

Verzweiflung als notwendige Vorstufe zur Ergebenheit

Stephen Nachmanovitch beschreibt in Das Tao der Kreativität (Free Play) die Notwendigkeit der Ergebenheit, um innere Transparenz zu schaffen, den Fluss zu ermöglichen. Dies kann auch durch totale Verzweiflung geschehen.
Mit Andrés Atala Quezada diskutieren wir die Frage, ob man denn durch diese Verzweiflung immer wieder gehen muss, um zu wirklicher Ergebenheit zu gelangen. Oder ob man irgendwann auch seine Lektion gelernt haben kann und erkennt, dass Verzweiflung nicht nötig ist, wenn ich weiß, dass ich ohnehin früher oder später an mein Ziel komme, innere Gelassenheit und Humor mich also auch dahin führen.

Was ich noch nicht kann

„I always manage to try something I can’t do.“
(Miles Davis über sein Projekt „Sketches Of Spain“).
Je älter wir werden, um so schwerer wird es, gegen eine gewisse Trägheit anzukämpfen. (Gegenüber Kindern sind wir vielleicht manchmal im Vorteil der Dauerhaftigkeit.) Aber der kreative Neugier müssen wir manchmal bewusst Raum geben.

Die Seele des Flake

Es ist manchmal seltsam, wie sich bei Künstlern, die in verschiedenen Gattungen aktiv sind, ihre Persönlichkeit hinter jedem Strich, in jeder Note, in jedem Satz zeigt. Helge Schneider schreibt wie er redet und zeichnet wie er Trompete bläst.
So auch Flake von Feeling B/Rammstein, dessen Buch grün&blau ich gar nicht vorurteilsfrei lesen kann, so sehr zieht es mich in diese bedeutungsvolle Zeit hinein. Und dann seltsame Sätze wie dieser, den er als Erklärung zum Lied „Hässlich“ schreibt:

„Wenn meine kaumen Leistungen den Sieg der Rige (6 Klassenmitglieder, die hintereinander anstanden) vereitelte, gab es nichts, was mich entschuldigte.“
Er schreibt wie er Keyboard spielt – eine Mischung aus Kind, Clown und Provokateur – und man meint, ihm in die offene Seele zu schauen. Die Offenheit macht sprachlos. Wahrscheinlich macht er auch auf dieselbe Art und Weise Sex.

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Miles Davis – die filmische Biografie

„Man braucht Musiker um sich, die denken. Keine, die bequem sind. Ich kann keine bequemen Leute um mich haben. Nichts kommt von denen zurück, man kriegt gar nichts.“ – Miles Davis Miles sagte: „Keith, weißt du, warum ich keine Balladen mehr spiele?“ Ich sagte „Nein.“ Er sagte: „Weil ich so gern Balladen spiele.“ Daran erkennt man den Künstler. Er muss erkennen können, dass auch das, was er liebt, Neuem weichen muss. Miles hätte lieber eine schlechte Band gehabt, die furchtbare Musik spielt, als eine Band, die das spielt, was er zuvor gespielt hat. Und das geht sogar gegen seinen eigenen natürlichen Instinkt. Und das macht seine Musik zu einem Schöpfungsakt. – Keith Jarrett

„Spiel einfach Fis-G-Fis-G!“ „Das ist alles?“ „Ja.“ Wir spielten, dann hielt Miles die Band an und fragte: „Was machst du denn da? Willst du immer nur Fis und G spielen?“ Und ich sagte: „Sorry, aber ich spiele nur, was du gesagt hast. Ich kann auch gern mehr spielen.“ Wir fangen noch mal an, und diesmal spiele ich alles; Fis, G, As, A bis Z, jeden Ton auf meinem Bass.“ Miles unterbricht wieder und fragt: „Mann, was machst du denn da? Spiel einfach Fis und G und halt die Klappe.“ Und da merkte ich, dass er mich nur verscheißert. Er ist einfach cool. Am besten, ich ignoriere ihn und spiele, wie ich es für richtig halte. Ich spielte und diesmal zogen wir die Aufnahme voll durch. – Marcus Miller

John Cage

Diskussion mit Jochen Schmidt über Sinn und Unsinn bestimmter Werke von Cage. Dem Stück 4#33, in dem viereinhalb Minuten geschwiegen wird, kann man zumindest noch die Erfahrung von gemeinsam empfundener Stille zugute halten. Im „John-Cage-Orgelprojekt“, das sich über 600 Jahre hinziehen soll, ist die Wahrnehmung im Grunde ausgeschalten. Es geht eigentlich (wenn man guten Willen hat und Cage nicht reine Prätentiosität zuschreiben will) nur noch um ein Gedankenexperiment. Dafür braucht man auch keine Orgel mehr, sondern es genügt das Notenpapier.
Eine ähnliche Haltung konnte man auch bei Schönberg beobachten, der das Publikum verachtete, es aber hinnahm, denn „ein leerer Saal klingt nicht gut.“ Bei allem, was einem am Publikum stört – Snobismus, Ignoranz usw. usf, fragt sich doch, wozu ich mit meinen Werken als Künstler überhaupt an die Öffentlichkeit trete, wenn ich diese verachte.
Kunst, die nicht wahrnehmbar ist, ist de facto nicht existent. Wenn ich ein Konzert schreibe, das nur von Hunden wahrgenommen werden kann, existiert, es eben nur auf dem Papier. Beuys‘ Radikalismus hat uns zwar die Augen für Ästhetisierbare Material geöffnet. Aber Kunst braucht die kommunikative Anschlussfähigkeit. Eine Skulptur, und sei sie noch so schön, und kunstfertig geschaffen, bleibt Fingerübung, wenn sie niemand als der Künstler sieht.