Da spaziert ein pausbäckiger Siebzehnjähriger, der jünger wirkt, mit einer semi-automatischen Waffe durch die Stadt Kenosha, während um ihn herum chaotische Zustände im Zuge der außer Rand und Band geratenen BLM-Proteste herrschen. „Streichholz und Benzinkanister“, sang damals Nena. Was kann schon schiefgehen! So einiges ging schief. Rittenhouse, der nicht einmal aus dem Ort stammte, glaubte, sich als Sanitäter und Milizionär nützlich machen zu müssen und weitere Brandstiftungen und Plünderungen verhindern zu können. Am Ende des Abends hat Rittenhouse zwei der Protestierenden erschossen und einen dritten schwer verletzt.
Das war die Nachricht im Sommer 2020. Und noch bevor Einzelheiten bekannt waren, mussten sich erst mal alle positionieren. Die amerikanischen Konservativen entlang der von Fox-News präsentierten Erzählung: Kyle Rittenhouse wurde hier hochstilisiert nicht nur als Verteidiger einiger Läden, sondern als Verfechter der amerikanischen Freiheit – ein Held.
Für die Linken und Liberalen, zu denen so gut wie alle meine amerikanischen Facebook-Freunde zählen, stand umgehend fest – der Bursche ist ein Mörder. Ungeprüft wurden Behauptungen verbreitet: Rittenhouse sei von vornherein bewaffnet gewesen. Er sei überhaupt nur nach Kenosha gekommen, um dort Jagd auf Menschen zu machen. Die Opfer seien schwarz gewesen usw.
Dass die Wahrheit sich nicht den Glaubenssätzen politischer Fraktionen unterwirft, scheinen fast alle dabei außer Acht gelassen zu haben. Und so wurde auch der Prozess, der im November 2021 folgte, nur unter dieser Perspektive verfolgt. Auf rechten Kanälen mokierte man sich über den flamboyanten Staatsanwalt, der sich in einer Situation nicht entblödete, bei der Demonstration der von Rittenhouse getragenen Waffe mit dem Finger am Abzug auf die Jury zu zielen. Die Linken wiederum regten sich über den Richter auf, der zum Beispiel dem Staatsanwalt verbot von „Opfern“ zu sprechen, obwohl er das generell bei Tötungs-Prozessen tat, um keine Vorverurteilung zu suggerieren.
Wer sich die Mühe machte, längeren Strecken des Prozesses zu folgen, musste, kurzgefasst, zu folgendem Ergebnis kommen:
Irgendwann war Rittenhouse von seiner Gruppe getrennt und wurde von den Protestierenden als Rechter identifiziert und bedrängt. Einer von ihnen, ein Schwerkrimineller mit psychiatrischen Problemen, namens Rosenbaum konfrontierte und verfolgte Rittenhouse, der inzwischen weglief. Nachdem in der Nähe jemand einen Schuss abgefeuert hatte, jemand „Kill him!“ rief und Rosenbaum eine Tüte mit Gegenständen nach Rittenhouse warf und auf ihn zu sprang, wandte dieser die Waffe auf ihn. Rosenbaum langte nach der Waffe. Rittenhouse feuerte ab und tötete Rosenbaum. Seine Verfolger ließen zunächst von Rittenhouse ab, aber kurze Zeit später, als er schon Richtung Polizei rannte, wurde er von einigen jungen Männern verfolgt. „Schnappt ihn euch.“ Einer von ihnen schlug ihn nieder. Man trat nach ihm, schlug ihn mit dem Skateboard, griff nach seiner Waffe und richtete eine Pistole auf ihn.
Die Verteidigung im Mord-Prozess forderte den Staatsanwalt heraus: „Glauben Sie wirklich, dass Rittenhouse in dieser Situation, einfach seine Waffe hätte ablegen und die Hände erheben sollen? So ist das Leben auf der Straße nicht.“ Die Videos belegen die Gewaltbereitschaft des Mobs. Rittenhouse weicht immer wieder aus, versucht zu deeskalieren, flieht. Und erst als er sich physisch ernsthaft bedroht sieht, schießt er.
Die Bilder, die danach entstanden sind, gingen um die Welt: Ein desorientierter Jugendlicher, der eine AR 15 umgehängt hat und sich mit erhobenen Händen der Polizei nähert, aber von deren Fahrzeugen ignoriert wird.
Die deutschen Medien nehmen das Narrativ der amerikanischen Linken nur zu bereitwillig auf: Die Plünderungen und Brandschatzungen, die es in den Tagen zuvor gegeben hat, werden verharmlost oder gar nicht erst erwähnt. Die Bewaffnung der Protestierenden (darunter auch eines der Opfer) wird verharmlost oder nicht erwähnt. Die kriminelle Vorgeschichte von zwei der Opfer wird verharmlost oder nicht erwähnt.
Die politischen Reflexe rasten ein. Rittenhouse ist fraglos ein stramm rechts sozialisierter junger Mann. In der Interpretation wird daraus: Er muss ein White Supremacist sein. Der Richter hat auf einen für den Angeklagten fairen Prozess geachtet und den Staatsanwalt für die Nichtbeachtung von Verfahrensgrundsätzen gerügt: Also muss er wohl das Spiel Trumps spielen.
Die moralische Aufregung darüber, dass man einen Jugendlichen mit einer Kriegswaffe durch die Straßen einer Stadt spazieren lässt, entlädt sich in einer Wut über Jury, Richter und Staatsanwalt.
Im Krieg stirbt die Wahrheit als erstes. Im Kulturkrieg ist das nicht anders. In den USA verschärft er sich seit Jahren. Die Rittenhouse-Berichterstattung ist ein Beispiel dafür. Wir müssen aufpassen, dass dieser Krieg der ideologischen Verblendungen nicht zu sehr herüberschwappt.
480. Nacht
Fortsetzung der Geschichte vom frommen Israeliten, der sein Weib und Kinder wiederfand
Der auf die Insel verschlagene Israelit wird zum Weisen, betet zu Allah und preist ihn. Die Kunde über ihn verbreitet sich und so
kamen die Völker des Meeres heran und beteten wie er.
Unklar: Ist er Jude oder Konvertit?
Die beiden Söhne hören von diesem heiligen Mann.
Muss man da noch weiterlesen, da die Pointe schon in der Überschrift verraten wird?
481. Nacht
Die Frau des Israeliten war bei einem Kaufmann in Obhut gelangt, der nun ebenfalls den Weisen besucht. Die jungen Männer werden beauftragt, auf sie auf dem Schiff aufzupassen, finden heraus, dass sie Brüder sind. Und wenig später, wie angekündigt, sind alle wieder beisammen.
So waren sie nun alle wieder vereint, und alle lebten herrlich und in Freuden, bis der Tod sie abberief. Preis aber ihm, der Seinen Knecht rettet, wenn er Ihm naht, und keinen enttäuscht, der auf Ihn Hoffnung und Zuversicht gegründet hat.
Ein jeglich Ding hat seine Zeit allhier auf Erden;
Bald wird’s getilgt, o Bruder mein, bald bleibt’s bestehn.
Drum soll ein Kummer, der dich traf, dich nicht betrüben;
Im Leide können wir der Freude Zeichen sehn.
*
Die Geschichte von Abu el-Hasan ed-Darrâdsch und Abu Dscha’far dem Aussätzigen
Abu el-Hasan ed-Darrâdsch (wer immer das sein mag) berichtet diese Geschichte: Abu el-Hasan ed-Darrâdsch ist auf dem Weg nach Medina zum Grab des Propheten, und auf dem Weg bittet ihn ein Aussätzige, ihn mitzunehmen.
Ich aber sagte mir: „Ich bin den Gefährten entronnen; warum soll ich nun mit dem Aussätzigen zusammen sein.“
An den nächsten Rastplätzen trifft er ihn wieder. Der Aussätzige:
„Er tut an den Schwachen, was den Starken verwundert.“
("Er" = Allah)
Abu el-Hasan ed-Darrâdsch bittet nun den Aussätzigen, ihn begleiten zu dürfen. Dieser sträubt sich.
482. Nacht
[Die Grabstätte Mohammeds bestand ursprünglich aus Holz.]
Nun begegnet er dem Aussätzigen auf jeder weiteren Raststätte, nicht aber an seinem Ziel in Medina. Die Scheiche, denen er dort begegnet, raten ihm:
„Nimmermehr wirst du hinfort seine Begleitung gewinnen. Das war Abu Dscha’far, der Aussätzige; in seinem Namen flehen die Menschen um Regen, und das Gebet wird erhört durch seinen Segen.“
Erst auf seiner Rückkehr, bei einem Halt in Arafât, sieht er ihn wieder und bittet ihn dort, für ihn zu beten:
erstlich, Allah möge mir die Liebe zur Armut verleihen; zum zweiten, ich möchte mich nie mehr schlafen legen mit dem Bewusstsein, dass für mich gesorgt sei; und zum dritten, Er möge mir den Anblick Seines allgütigen Antlitzes gewähren.
Die ersten beiden Bitten wurden ihm gewährt. Auf die Erfüllung der dritten Bitte wartet er immer noch.
Das Konzept, jemand anderen für sich beten zu lassen, habe ich übrigens schon im Katholizismus nicht verstanden.
Es folgt die 150seitige
Geschichte von der Schlangenkönigin
Ein Weiser namens Daniel hat Schüler und Jünger, aber keinen Sohn. Er betet zu Allah, begattet seine Frau,
und sie empfing von ihm in derselben Nacht.
Hoffen wir, dass die Story nicht schneewittchenmäßig endet.