282. Nacht

Wiki-Wissen per Zufall Nummer 2:

1. Die einfachste Formel der Formelsammlung der analytischen Geometrie – Der Einheitskreis – lässt sich so darstellen:, aber ich könnte nicht behaupten, ihn zu verstehen, obwohl ich fünf Tage Mathematik studiert habe.

2. Am Kaiserslautern-Saarbrücken Computer Science Cluster arbeiten mehr als 800 Mitarbeiter.

3. Der 1958 bei Marxen in Niedersachsen entstandene und in den 1970ern zunehmend linksradikale Ring Bündischer Jugend zerstritt sich mit dem Ring deutscher Pfadfinderverbände.

4. Das Cournot-Oligopol wurde von Antoine-Augustin Cournot 1838 beschrieben: Wie zwei Anbieter der gleichen Ware zu einem Preis finden, dessen Änderung – egal in welche Richtung für beide ökonomisch unvorteilhaft wäre.

5. Der in Platons sokratischen Dialogen als jugendlicher Heißsporn geschilderte Polos, hat mehrere Werke verfasst, darunter einen Schiffskatalog

6. Der konservative britische Schattenminister der Tories David Freud ist ein Urenkel von Sigmund Freud.

7. Die regionale Verwaltung einer Bahai-Gemeinde innerhalb eines Landes heißt Regionaler Geistiger Rat.

8. Dem englische Schauspieler Bob Peck gelang 1993 der Durchbruch mit Jurassic Park. 6 Jahre später starb er.

9. Les Friques in der Schweiz ist nicht an den öffentlichen Verkehr angebunden.

10. Millikan ist ein Einschlagkrater auf der nördlichen Hemisphäre des Mondes.

***

Wie zu erwarten war, ist der Kalif nicht amüsiert über die unerlaubte Abwesenheit Ishâks:

"Bedeutet dies, dass du mir den Gehorsam verweigerst?"

Die Freundschaft der Mächtigen, so haben wir hier nun mehrfach gelernt, ist ein zweischneidig Ding. So leichtfertig wie die Kalifen Ehrenkleider, Jahressolde und Ämter verleihen, so locker lassen sie einen auch köpfen. Ishâk muss also eine gute Rechtfertigung in der Tasche haben.

Unter vier Augen berichtet er dem Kalifen von seinem Erlebnis, und dieser ist begeistert. Sie verkleiden sich wieder als Kaufleute, gehen zu besagter Stelle.

Aber nun fanden wir zwei Körbe, setzten uns hinein und wurden zu der gewohnten Stätte emporgezogen.

Bisher ist völlig unklar:
1. Warum geht Ishâk nicht durch die Tür, die er ja schon kennt?
2. Warum hängt die Maid überhaupt Körbe aus dem Fenster? Um sich einen Mann zu angeln? Hätte sie auch jeden anderen genommen?

Wieder wird gegessen und getrunken, erzählt und gesungen, bis beide Herren ihre Konspiration vergessen.

Als el-Mamûn drei Maß getrunken hatte, kam Fröhlichkeit und Weinseligkeit über ihn und er rief: "Je Ishâk!" Ich antwortete: "Zu Diensten, o Beherrscher der Gläubigen!"

Und schwupps verschwindet die Maid. Ishâk sucht den Besitzer des Hauses, es ist el-Hasan ibn Sahl, der Bruder des Wesirs Fadl ibn Sahl. Für eine Hochzeitsgabe von 30.000 Dinaren heiratet der Kalif die Maid, deren Namen Chadîdscha wir nun endlich erfahren. Ishâk wird zu Stillschweigen verpflichtet. Und er beendet die Geschichte mit der Bemerkung:

Kein Mensch hat jemals so viel Glück erlebt wie ich es in jenen vier Tagen genossen habe, als ich tagsüber mit el-Mamûn und des Nachts mit Chadîdscha zusammensein durfte. Bei Allah, ich habe nie einen Mann gleich el-Mamûn gesehen und nie eine Frau gleich Chadîdscha kennen gelernt, ja nicht einmal eine, die ihr an Klugheit, Verstand und feiner Rede auch nur nahegekommen wäre. Doch Allah weiß es am besten.

Man fragt sich, ob es wirklich bei Wein und Gesang geblieben war. Wenn nicht, hätte der Kalif keine Jungfrau geheiratet. Und warum preist Ishâk immer noch diesen Kalifen, der ihm doch die Braut vor der Nase wegschnappt?
Über den Vater der Braut weiß Wikipedia zu berichten, dass dieser infolge seiner Intrigen am Hofe el-Mamûns inhaftiert wurde.

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Die Geschichte von dem Schlachthausreiniger und der vornehmen Dame

Während der Wallfahrt ergreift ein Mann den Vorhang des heiligen Hauses und schreit:

"Ich flehe dich an, o Allah, lass sie wieder ihrem Gatten zürnen, damit ich mich mit ihr vereinigen kann!"

Die Pilger verprügeln ihn und schleppen ihn vor den Emir des Pilgerzugs, der ihn zur Rede stellt. Darauf berichtet der Mann:

Ich bin Abortreiniger und ich arbeite in den Schafschlächtereien, ich schaffe das Blut und den Unrat zu den Misthaufen.

Als er eines Tages mit seinem mistbeladenen Esel durch die Straßen geht, sieht er einen Haufen Leute weglaufen, di ihn warnen:

"Bieg in die Gasse dort ein, damit man dich nicht totchlägt! (…) Die Frau eines vornehmen Mannes kommt dort, und die Eunuchen treiben das Volk aus dem Wege; sie schlagen alle Leute, ohne Rücksicht auf irgendeinen zu nehmen" Ich bog also mit dem Esel in eine Seitengasse ein.

Auch hier fällt es nicht schwer, den Fortgang zu erraten. Das Motiv "Schöne Frau sucht einen Mann – und zwar irgendeinen" taucht in den 1001 Nächten immer wieder auf.

 

281. Nacht

Ich klicke 10 mal auf "Zufällige Seite" bei Wikipedia (der Trick ist, auch die scheinbar uninteressanten Seiten mitzulesen) und erfahre:

1. Das AK 725 ist ein doppelläufiges Geschütz, das in den Staaten des Warschauer Pakts verwendet wurde und sich durch eine hohe Kadenz – nämlich 200 Schuss pro Minute auszeichnet.

2. Bei einer Reklamation kann der Verkäufer (wenn AGB dem nicht entgegenstehen) wählen, ob er dem reklamierenden Käufer einen Umtausch, eine Reparatur, eine Wandlung (d.h. Geld zurück) oder eine Minderung gewährleistet.

3. In Rovinari, einer rumänischen Stadt im Kreis Gorj, ist die einzige Sehenswürdigkeit eine Holzkirche von 1840.

4. Der Name des Wasserlauf Kinchafoonee Creek in Georgia (USA) ist aus der Bezeichnung eines Nussknacker-Mörser aus Knochen in der Creek-Sprache abgeleitet.

5. Das Wappen der Tessiner Gemeinde Alto Malcantone zeigt ein goldenes Eichenblatt auf blauem Grund.

6. Einer der Forschungsschwerpunkte des in Deutschland lebenden schottischen Theologen Alexander Wedderburn war "Paulus und Jesus".

7. Der 1977 geborene Schauspieler Felix Rech spielte in Shakespeares "Romeo und Julia" den Mercutio.

8. Die deutsche Bezeichnung der tschechischen Kleinstadt Vroutek lautet Rudig.

9. Die dänische Sejlflod Kommune wurde 2007 mit anderen Kommunen zur neuen Aalborg Kommune zusammengelegt.

10. Der Thüringer SPD-Politiker Matthias Hey ist gelernter Drucker.

Erstaunlich – die Hälfte der Artikel in diesem Durchlauf geographische Bezeichnungen. 3 von 10 sind Persönlichkeiten.
In einem anderen von AK 725 ausgehenden Durchlauf treffe ich auf: Yak-Rassen, Heuristik, Wiesbaden-Westend, Nassauer Denkschrift, Conference, All About Eve, Mannō, Wittekindshof, Post Charlotte.

***

Ishâk el-Mausili verabschiedet sich und gelobt, über das Vorgefallene zu schweigen. Zu Hause

sprach ich das Frühgebet und legte mich nieder.

Den nächsten Tag verbringt er beim Kalifen el-Mamûn und abends setzt er sich hoffnungsvoll wieder in den Korb. Seine Hoffnungen werden nicht enttäuscht. Das Ganze wiederholt sich noch einmal, und das, obwohl am dritten Tag der Kalif ihn bittet, im Palast zu bleiben, solange er fort ist. Als er von der schönen Maid sich entfernt,

dachte ich daran, dass el-Mamûn mich sicher zur Rechenschaft ziehen würde; darum sagte ich zu ihr: "Ich sehe, du gehörst zu denen, die am Gesang ihre Freude haben. Nun habe ich einen Vetter, der ist schöner als ich von Angesicht, er genießt ein höheres Ansehen und hat eine feinere Bildung, und er kennt von allen Geschöpfen Alahs des Erhabenen den Ishâk am besten.

Sie willigt ein. Er geht heim.

Doch kaum war ich dort angekommen, so fielen die Abgesandten el-Mamûns über mich her und schleppten mich mit roher Gewalt fort.

280. Nacht

Der Beginn der 280. Nacht klingt, als sei Schehrezâd in Schwierigkeiten:

"Oh glücklicher König, was ist alles bisher Erzählte gegen das, was ich euch heute nacht erzählen könnte, wenn der König mich am Leben zu lassen geruht!" Der König antwortete ihr: "Beende deine Erzählung!"

Das wird sie in dieser Nacht nicht tun.

Ishak el-Masuli und die Maid essen und beginnen, sich mit Erzählungen zu unterhalten.

So begann ich denn zu erzählen, indem ich bald anfing: "Es ist mir berichtet worden, dass es also geschah", und bald "Es war einmal ein Mann, der also erzählte"

Da lässt sich Schehrezâd hübsch in die Trickkiste schauen.

Man bringt die Laute und die Schöne singt ein Lied, dessen Melodie von Ishak el-Masuli selber stammt.

Da kam eine Alte, die ihre Amme zu sein schien, und sprach: "Die Zeit ist gekommen!" Wie ich das hörte, erhob ich mich sofort.

279. Nacht

Noch bevor Schaddâd und sein Gefolge die Stadt erreichen,

sandte Allah auf ihn und auf alle die ungläubigen Ketzer, die bei ihm waren, eine Gottesstrafe vom Himmel seiner Allmacht herab, und die vernichtete sie alle mit gewaltigem Getöse. Weder Schaddâd noch irgendeiner von denen, die bei ihm waren, erreichte die Stadt, niemand sah sie. Auch verwischte Allah die Spuren der Straße, die zu ihr führte.

Dass die Verlassenheit der Stadt ein Zeichen für eine göttliche Strafe ist, hat man sich eigentlich denken können, aber eigentlich hatte ich auf den Frevel noch gewartet – meist sündigen die Bewohner zerstörter Städte durch Maßlosigkeit, Völlerei oder Abwendung von Gott. Hier aber scheint der Nachbau des Paradieses selbst die Sünde zu sein – ähnlich wie im Mythos des Turmbau zu Babel. Im Koran wird darauf gedeutet, dass die Bewohner der Stadt den Warnungen des Propheten Hud kein Gehör schenkten.

Die einzigen, die diese Stadt gesehen haben sollen, seien ein Gefährte Mohammeds und eben der seine Kamele suchende Abdâllah gewesen.
Ein weiterer Anwesender namens esch-Scha’bî fügt folgende Ergänzung ein: Der Sohn Schaddâds, nämlich Schaddâd der Jüngere, welcher als Statthalter in Hadramaut zurückgeblieben war und nun Nachfolger seines Vaters wird, ließ dessen Leiche zurückführen und in einer Gruft in einer Höhle auf einem goldenen Thronlager unter

siebenzig Tüchern, die aus Gold gewebt und mit Edelsteinen besetzt waren,

bestatten.

Zumindest bei Wikipedia werden die Schaddâds nicht als Herrscher von Hadramaut erwähnt.

Auf einer Tafel zu Häupten des Vaters ist zu lesen:

Sei gewarnt, du, den die lange
Lebenszeit betöret hat!
Ich, Schaddâd, von Âd entsprossen,
war der Herr der festen Stadt;
War der Herr der Kraft und Allmacht,
Voll von wildem Heldenmut.
Untertan war alle Welt mir,
Fürchtend meines Zornes Glut,
Ost und West hielt durch der Herrschaft
Festen Zwang ich in der Hand.
Auf den rechten Weg dann wies und
Der Prophet, zum Heil gesandt.
Doch wir trutzten ihm und riefen:
Gibt’s denn keine Zuflucht mehr?
Da kam über uns ein Unheil
Aus der Ferne weit daher.
Wie die Schwaden bei dem Mähen
Sanken wir zu Boden tot.
Und nun harren wir im Staube
Auf den Tag, der uns bedroht.

Fragt sich, wie sie sich auf den Propheten beziehen können, wenn der zu ihrer Zeit noch gar nicht lebte, oder ist der Prophet Hud gemeint?

Und auch ein Dritter, namens eth-Tha’âlibi meldet sich zu Wort und weiß weitschweifig von einer Plünderung des Grabs von el Schaddâd, inklusive Tafel, zu berichten

Nach neuster Forschung (begonnen mit Aufnahmen aus dem Space Shuttle) hat die Säulen-Stadt Imram tatsächlich existiert.

***

Die Geschichte von Ishâk el-Mausili

Ishâk el-Mausili berichtet, betrunken von einer Feier nach Hause zu torkeln. In einer Seitengasse

verrichtete ich mein Bedürfnis im Stehen, denn ich fürchtete, es könne mir etwas zustoßen, wenn ich mich an einer Mauer hinhockte.

Wenn einem als Stehpinkler partout keine Ausrede mehr einfällt…

Aus einem der Häuser hängt ein vierhenkliger mit Brokat gefütterter Korb, in den sich Ishâk el-Mausili aus einer Laune heraus setzt. Der Korb wird hochgezogen und vier Sklavinnen heißen ihn willkommen. Er befindet sich nun in einem Haus mit so schönen Räumen,

wie ich die nur im Palaste des Kalifen gesehen hatte.

Mädchen schreiten einher.

Die dürfen nicht fehlen.

die Wachskerzen und Räucherfässchen aus sumatranischem Aloeholz trugen.

Die Schönste von ihnen setzt sich zu ihm und man trägt einander Verse vor,

die allerdings ausnahmsweise nicht ausgeführt werden.

Darauf befahl sie, Speisen zu bringen.

Nun sprach Dinazâd zu ihrer Schwester Schehrezâd: „Wie köstlich ist doch deine Erzählung und wie entzückend, wie lieblich und berückend!“ Aber die Schwester erwiderte: „Was ist all dies gegen das, was ich euch in der kommenden Nacht erzählen könnte, wenn der König mich am Leben zu lassen geruht.“

Nach vielen Nächten taucht Dinazâd mal wieder auf. Inzwischen sind zehn Monate nach Mondrechnung vergangen.