462., 463., 464., 465. Nacht

462. Nacht

Schehrezâd wiederholt die letzte Sequenz der Geschichte:

Nun staune, o König, über die Beredsamkeit dieser Sklavin, über ihr reiches Wissen, ihren Verstand und ihre vollendete Bildung in allen Wissenschaften und den Künsten! Und bedenke auch die Großmut des Beherrschers der Gläubigen Harûn er-Raschîd. (…) Wo fände man wohl nach dem Abassidenkalifen noch solche Freigebigkeit? Die Barmherzigkeit Allahs walte über sie alle jederzeit.

Aber wir wissen schon jetzt, dass König Schehrijâr noch weitere 539 Nächte brauchen wird, um den Wink zu verstehen oder verstehen zu wollen: Beredsame Sklavin! Großmütiger Herrscher! Mein Gott, so schwer ist das doch nicht!

*

Ferner wird erzählt

Die Geschichte von dem Engel des Todes vor dem reichen König und vor dem frommen Manne

Einer von den Herrschern der Vorzeit

gemeint ist wohl die vorislamische Zeit

reitet in großem Prunk aus, stolz und übermütig. Ein alter Mann in zerrissener Kleidung nähert sich ihm und legt die Hand an seine Zügel:

„Ich bin der Engel des Todes; ich will deine Seele holen!“

Eine Frist sich zu verabschieden, gewährt ihm der Tod nicht.
Einem Frommen hingegen, der mit der Welt in Einklang lebt, gewährt er die Bitte, noch einmal beten zu dürfen.

Auch das kann eigentlich - so kurz nach der letzten Geschichte - als Warnung an König Schehrijâr verstanden werden.

*

Die Geschichte vom Engel des Todes vor dem reichen König

Nachdem ein König riesige Güter angehäuft hat, versammelt er seine Angehörigen und Diener zu einem Mahl, denn jetzt könne er sich endlich seines Wohls erfreuen.

*

463. Nacht

Auch hier tritt der Engel des Todes hinzu, und auch hier wird eine letzte Frist oder eine Ersatzperson verweigert:

„Ich bin nur deinetwegen gekommen, um dich zu trennen von den Gütern, die du gesammelt und aufgespeichert hast“

Daraufhin verflucht der König seinen Reichtum.

Nun antwortet der Reichtum (sic!)

„Warum verfluchest du mich? Verfluche dich selber! Allah (…) gab mich in deine Hand, auf dass du dir durch mich eine Wegzehrung schüfest für dein Leben im Jenseits und von mir den Armen und Bedürftigen und Elenden Almosen gäbest…“

Und so stirbt der König, ohne von den Speisen gekostet zu haben.

*

Die Geschichte vom Engel des Todes und dem König der Kinder Israel

Ein jüdischer König sitzt auf dem Thron und auch hier erscheint ein hässlicher Mann, der sich als der Engel des Todes entpuppt:

„Ich bin es, der die Freuden schweigen heißt und der die Freundesbande zerreißt.“

Die Formel, mit der hier so viele Erzählungen enden; ähnlich unserem "und wenn sie nicht gestorben sind..."

Der jüdische König bittet um eine Frist,

„damit ich das Geld, das in meinen Schatzkammern ist, seinen rechtmäßigen Besitzern zurückgeben kann!“ (…)
„Weit gefehlt! Das ist dir nicht mehr möglich.“

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464. Nacht

„Du gehst zu dem Zorne des Allgewaltigen ein.“ (…) Da erhob sich ein Getöse unter dem Volk seines Reiches, die Stimmen erklangen, und Weinen und Schreien erschollen.

An dieser Stelle gibt es seltsamerweise zwei Bleistift-Markierungen in meiner Ausgabe, die (so vermute ich zumindest) nicht von mir stammen, die aber auch kurios sind: „Weinen und Schreien“ mit gewelltem Unterstrich und Fragezeichen an der Seite. Was ist so unverständlich oder fraglich an dieser Passage?

*

Die Geschichte von Iskandar Dhû erl-Karnain und dem genügsamen König

Mit „Iskandar Dhû el-Karnain“ wird hier Alexander der Große bezeichnet.


„Alexander, der Zweigehörnte“

Auf seinen Reisen kommt Iskandar Dhû erl-Karnain an einem sehr armen Volk vorbei, das sich von „Gräsern und Kräutern“ ernährt und seine Toten direkt vor den Toren der Stadt beerdigt und die Gräber vom Staub befreit.
Iskandar befragt den König, warum sie das so täten. Dieser antwortet, so

„schwindet auch die Liebe zur irdischen Welt aus unseren Herzen, und wir werden nicht durch sie von dem Dienste unseres Herrn, des Erhabenen abgelenkt.“

Auf die Frage nach dem Veganismus, bekommt er die bemerkenswerte Antwort:

„Weil wir es verabscheuen, unsere Leiber zu Gräbern von Tieren zu machen.“

Das Angebot Iskandars, sein Wesir zu werden, lehnt der König des armen Volkes ab:

„Weil alle Menschen deine Feinde sind um deines Reichtums und des Besitzes willen, der dir verliehen war; alle aber sind in Wahrheit meine Freunde wegen der Genügsamkeit und meiner Armut, dieweil ich keinen Besitz habe und auch nichts Irdisches begehre; danach trage ich kein Verlangen.“

*

Die Geschichte von dem gerechten König Anuscharwân

Anuscharwân lässt in seinem Königreich verbreiten, er sei krank und könne nur durch einen alten Lehmziegel aus einem zerfallenen Dorfe gerettet werden. Man findet keinen, und Anuscharwân ist zufrieden.

„Da (…) ein jeder Ort bewohnt ist, so steht es gut um das Reich, die beste Ordnung herrscht in allen Dingen, und so konnte die Kultur es zur höchsten Vollkommenheit bringen.“

*

465. Nacht

Schehrezâd fährt, nachdem die Anekdote eigentlich schon beendet ist fort, Schehrijâr zu belehren.

Wisse drum, o König – so fuhr Schehrezâd fort – dass (…) es unzweifelhaft wahr ist, was die Gelehrten verkünden und wir in den Aussprüchen der Weisen finden, nämlich: die Religion hängt vom König ab, der König von den Truppen, die Truppen vom Staatsschatze, der Staatsschatz von der Wohlfahrt des Landes, und die Wohlfahrt des Landes von der gerechten Behandlung des Untertanenstandes…

*

Die Geschichte von dem jüdischen Richter und seinem frommen Weibe

Ein Richter reist auf Pilgerfahrt nach Jerusalem und vertraut seinem Bruder auch seine Frau an, der sie, sobald der Richter fort ist, zum Ehebruch nötigen will. Sie wehrt sich, und er bezichtigt sie mit bestochenen Zeugen, Ehebruch getrieben zu haben.

Dieses Muster ist doch teilweise heute noch bekannt.

Man steinigt sie, aber ein barmherziger Wandersmann hört nachts das Stöhnen der Frau, die die Steinigung überlebt hat, nimmt sie zu sich und seiner Familie und pflegt sie gesund. Er gibt ihr sein Kind, damit sie sich nächtens seiner annehme. Doch eines Nachts schleicht sich ein „Schelm“ ein, um sie zu verführen. Als sie sich weigert, will er sie erstechen, trifft aber aus Versehen das Kind.
Die Mutter des Kindes verdächtigt die Frau des Richters des Kindsmordes und versucht, sie zu erschlagen, diese kann aber flüchten.
Auf ihrem Weg kommt sie in ein Dorf, wo man einen Mann an einem Baum gekreuzigt hat. Sie bietet die wenigen Dirhems, die sie bei sich trägt als Lösegeld an. Er wird abgenommen und sie heilt ihn.

Da bemerkte Schehrezâd, dass der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an.

267. Nacht – Angeostetwerden und Karl der Dicke

Text der Woche:

Wie ich mal vom ewigen Angeostetwerden die Nase voll hatte

Mal wieder auf den Fernsehturm gehen müsste man. Warum lässt man sich als Berliner den Aufenthalt in den hier doch in üppiger Zahl verteilten annehmbaren Sehenswürdigkeiten vermiesen durch die Gegenwart Bekannter dritten Grades, die meistens über eine Nervigkeitswucht ersten Grades verfügen? Ich war noch nie ohne Begleitung von Touristen oder Berlin-Neulingen am Brandenburger Tor oder auf eben auf dem Fernsehturm. Ich besitze gar keinen Fernseher mehr. Bekommt von dem Fernsehturm-Eintrittsgeld das Fernsehen womöglich etwas ab? Dann spare ich mir den schönen Ausblick. Nicht dass ich auch noch schuld bin an dem Dreck, der da produziert wird. Hinterher will wieder keiner etwas gewusst haben. Wenn mich dereinst meine Enkel fragen: Großvater, was hast du damals getan, gegen den TV-Wahn, dann werde ich mich outen müssen, auf dem Fernsehturm gewesen zu sein. Und mehr noch – dass ich selber ein Kulturschaffender gewesen bin, der diesen ganzen Wahnsinn mit am Laufen gehalten hat. Die Kulturindustrie wurde von den Herrschenden geschaffen, um am Abend das erstarrte Grinsen der Verkäuferinnen aufzulockern. Hoppla, da habe ich mich wohl ein bisschen veradornoisiert. Horkheimer, Adorno, Brecht, Eisler – die ganze deutsche 40er-Jahre-Emigranten-Truppe – sie alle waren deutsche Angepisstheit gewohnt und konnten sich nicht vorstellen, warum Verkäuferinnen freiwillig lächeln könnten. Sie versuchten, mit ihren Dramen, Gedichten und theoretischen Abhandlungen den amerikanischen Kapitalisten die Lächel-Maske vom Gesicht zu zerren, die Verhältnisse zu enthüllen. Doch die Amis zuckten nur mit den Schultern – das wussten sie schon lange, und lächelten trotzdem.
Die Oberlächler sind bekanntlich die Ost-Asiaten, die einen hierzulande Geborenen oft regelrecht wahnsinnig machen mit ihrer Lächlerei. Der West-Asiate hingegen wohnt im Iran und in Afghanistan und wirkt auf uns grimmig, weil wir in ihm den Islamisten vermuten, der er manchmal auch ist. Der Ex-Vietnamese Thich Nhat Hanh – einer der Chef-Lächler und auch im Westen populären Zen-Meister – meint, dass das Lächeln einerseits, wenn man glücklich ist, von selber komme. Andererseits könne man auch sein eigenes Glück herbeiprovozieren, einfach in dem man lächle. Die Mitteleuropäer – von schlechtem Wetter und einer leidenden Religions-Ikone geprägt, wollen immer nur heulen. Und wenn man einem von ihnen sagt: "Du bist lustig", nippt der an seinem Bier und sagt: "Bin ich nicht."

 

Jetzt sieht es so aus, als wolle ich Lächelei auf religiöse Ursachen zurückführen. Schnickschnack! Die größten Lächler leben auf den Philippinen und in Indonesien – Katholiken und Moslems also. Also was nun? Ist der Wohnort das entscheidende Kriterium, oder wirken die Asiaten womöglich nur so, als ob sie lächeln, und in Wirklichkeit haben sie nur ein breites Gesicht? Auf diese Rutschbahn, die direkt in die Rassistenvorhölle führt, möchte ich mich auch nicht setzen.
Auf eine Rutschbahn der etwas anderen Art hätte mich kürzlich beinahe ein Experiment geführt. Improvisationstheater, mit dem ich mich nun schon seit einigen Jahren beschäftige, macht sich die Klarheit einer einfachen Regel zunutze: "Sag einfach Ja." Dahinter steckt die Idee: Wer Nein sagt, gewinnt Sicherheit. Wer Ja sagt, gewinnt Abenteuer. Was geschieht nun, so mein Gedanke, wenn man mal eine Woche lang übermäßig oft bejaht statt verneint. Ein kleines Spiel mit mir selbst: Jasagen in Situationen, die ich sonst instinktiv verneinen würde. Erstaunt hat mich dabei eigentlich, wie selten ich Angebote verneine. Immerhin war ich netter als sonst, und zwar auch zu Grobianen und hatte Glück, dass mich meine Freundin nicht darum bat, ihre Putzarbeiten zu übernehmen. Und doch gab es ein Ansinnen, auf das ich trotz meines Experiments nicht einging: Einer Dame, von der ich auf einer Party eine halbe Stunde lang angeostet wurde, meinen Personalausweis zu zeigen, um die Echtheit meines Vornamens zu beweisen, da im Osten ihrer besoffenen Meinung nach dieser Name nicht existierte. Überhaupt muss die Anosterei ein Ende haben. Ich will:
– keine Komplimente dafür, dass ich aus dem Osten bin und schon gar nicht dafür dass man mir das ansieht
– keine Vorwürfe dafür, dass ich eine Band, einen Film, einen thüringischen Dichter oder Liedermacher nicht kenne, weil ich den doch kennen müsse, wenn ich aus dem Osten käme.
– nicht darüber belehrt werden, wie man dies oder jenes früher im Osten genannt habe und ob ich denn nun schon völlig verwestlicht sei, weil ich Führerschein sage
– nicht, dass man mir unterstellt, ich hätte gern "Als ich fortging" von Karussell gern gehört, das hätten wir doch alle gern gehört.
– nicht hören, die NVA sei doch eine lustige Truppe gewesen.
– nicht, dass man mir sagt, im Osten hätte keiner Ost-Jeans getragen, das sei peinlich gewesen.
Ich musste Ost-Jeans tragen, weil ich zu den wenigen Ostlern gehörte, die weder Westverwandte hatte noch Ostverwandte, die in der Partei waren. Weder hatte ich was mit der Opposition zu schaffen, noch ging ich drei Jahre zur Armee. Ich war nicht in der Kirche und trotzdem sangen wir zuhause nicht die Ost-Weihnachtslieder, sondern die religiösen. Ich war in der FDJ, aber nicht in der DSF. Ich habe nie Urlaub in Bulgarien gemacht. Ich war weder Fan von Kurt Demmler, noch von Stephan Krawczyk. Obwohl wir nur 300 Meter von der Hauptzentrale der Staatssicherheit wohnten, habe ich von deren Aktivitäten nie etwas mitbekommen. Ich bin einmal wegen Verdacht auf Republikflucht verhaftet worden, wäre aber trotz meines extremen DDR-Frusts nicht einmal im Herbst 89 auf die Idee gekommen zu flüchten.

***

Alâ ed-Dîns Laden indessen scheint weniger gut zu laufen:

Der hatte inzwischen alles verkauft.

Als besonders cleverer Händler wurde er uns auch nicht eingeführt.

Das Letzte, was ihm bleibt, ist ein geschliffener fünfeckiger Stein mit Zaubernamen und Zeichen. Reiben bringt hier allerdings gar nichts. Und so verkauft er das Ding einem europäischen Konsul.

Anscheinend war "Konsul" zeitweise im arabischen Raum eine allgemeine Bezeichnung für reiche Europäer.

Der Konsul bittet Alâ ed-Dîn, mit auf sein Schiff zu kommen, wo er das Geld aufbewahre. Dort betäubt er ihn mit Scherbett, in welches Bendsch gemixt wurde.
Das Schiff legt ab und der "Konsul" ist in Wahrheit ein Kapitän, der auf der Reise auch noch

ein Schiff mit vierzig muslimischen Kaufleuten

plündern lässt. Sie erreichen Genua.

Was wiederum ein Hinweis dafür sein könnte, dass es sich doch um einen Konsul handelt, da dies in Genua ein Titel von Staatsbediensteten war.

Der Kapitän/Konsul schenkt einer verschleierten Dame den Stein. Die vierzig muslimischen Kaufleute werden zum "König der Stadt" geführt.

Völlig unklar, wer hier gemeint ist. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Karl der Dicke(römischer Kaiser zur Zeit Harûn er-Raschids) als König von Genua bezeichnet wird. Wahrscheinlicher ist ein bürgerliches Stadtoberhaupt oder eben die reine Phantasie beim Zurechtspinnen dieser Geschichte.

Man fragt jeden der muslimischen Kaufleute, woher er komme. Und jeder antwortet:

"Aus Alexandrien."

Daraufhin lässt man sie köpfen.

Seltsam, dass sich niemand bemüht, die Antwort zu variieren. Auch Ala ed-Dîn nicht,

der auch hingerichtet werden soll, doch da greift eine Alte ein, die den König daran erinnert, er habe ihr einen Gefangenen zur Klosterarbeit versprochen. Der König überlässt ihr nun Alâ ed-Dîn, und dieser soll übermäßig Frondienste für die Kirche tun. Dies überlastet ihn dermaßen, dass er sich fast lieber hinrichten lassen will. Aber die Kloster-Chefin gibt ihm den Rat, mit einem Kreuzstab durch die Stadt zu ziehen und durch diese Autorität könne er reich und arm, hoch und niedrig zur Arbeit für die Kirche verdonnern.
Dies geht eine Weile gut. Eines Tages beurlaubt ihn die Alte, da die Tochter des Königs zur Kirche wallfahren möchte und ihr niemand im Wege stehen soll. Aber Ala ed-Dîn  verbirgt sich hinter einer Mauer, um die Prinzessin Husn Marjam zu beobachten. Er verliebt sich in sie.

Vergessen sind Zubaida und Jasmin. Letztere immerhin der Grund, warum er in dieser Situation steckt.
Als König von Genua wird nun "Johannes" genannt.… Weiterlesen

236. Nacht – Lenin

Vitrine Gesamtausgaben

Dritte Reihe, elftes Buch von rechts

Lenin: Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück. Über die Krise in unserer Partei.

Erworben: 1990. Als ich mich im Jahr 1990 in Moskau aufhielt, war der Kurs des Rubels stark gefallen, und außerdem war in Deutschland Währungsreform. Die Lenin-Taschenbücher im Buchladen für Deutsche Literatur kosteten um die 80 Kopeken – ca. 5 Pfennig. Was hätte Lenin dazu gesagt?
Status: Zwangs- und auszugsweise bereits 1986 gelesen.
Erster Satz „Ist ein langwieriger, hartnäckiger, heißer Kampf im Gange, so kristallisieren sich nach Ablauf einer gewissen Zeit gewöhnlich die zentralen, grundlegenden Streitfragen heraus, von deren Lösung der endgültige Ausgang des Feldzugs abhängt und im Vergleich mit denen all die kleinen und geringfügigen Kampfmethoden in den Hintergrund treten.“
Kommentar: Lenin versuchte hier (1904) die Partei auf Linie zu bringen, d.h. streng zu hierarchisieren. Die üblichen Methoden: Abkanzeln, für doof verkaufen, Wahrheit pachten, drohen.

**

Nun traf es sich durch die Vorbestimmung des Schicksals, dass diese Stadt dieselbe war, in der er gefangen gewesen und sein Bruder el-Amdschad Wesir des Königs war.

Das Stadttor ist verschlossen, und so übernachtet er in einer Gruft auf dem Friedhof.
Inzwischen ist es Bahrâm gelungen, das Geschwader von Mardschâna

durch List und Zauberei

zu schlagen.

Die armen Kapitäne und Seeleute. Mardschâna hatte ihnen bekanntlich für diesen Fall den Tod angedroht.

Bahrâm geht auf demselben Friedhof spazieren, schaut in das betreffende Grab und findet natürlich el-As’ad, den er abermals entführt, in ein unterirdisches Verlies,

das zur Folterung der Muslime bestimmt war.

Seine Tochter Bustân soll ihn bis zum Abend zu Tode foltern. Aber sie verliebt sich in ihn, und er bekehrt sie ruckzuck zum Islam.

Der Feuerdienst aber sei schädlich und fromme nichts.

Sie pflegt ihn und bereitet ihm Hühnerbrühe.

Hühnerbrühe tauchte schon des öfteren hier als Heilmittel auf.

Bustân geht auf die Straße und hört dort einen Ausrufer des Ministers, der immer noch nach el-As’ad sucht. Sie berichtet diesem davon und er begibt sich zu el-Amdschad.
Sie umarmen sich und fallen in Ohnmacht.
Der Sultan lässt das Haus von Bahrâm plündern.

94. Nacht

Viel mehr als die Lektüre von Tausendundeine Nacht hat mich in den letzten dreieinhalb Jahren "Die Gesellschaft der Gesellschaft" von Niklas Luhmann beschäftigt. Pro Tag ungefähr eine Seite. Lektüre-Ort war derselbe Lokus wie jener, auf dem ich von 2000 bis 2003 die Bibel gelesen habe. Zwischendurch immer wieder. Man kann gewiss behaupten, ein Lektüre-Blog von "Die Gesellschaft der Gesellschaft" wäre allemal wichtiger für die Welt als die mit banalem Schnickschnack versehenen Geschichten aus Tausendundein Nächten. Nur habe ich schon mit der Darstellung und Kontinuität der 1001 Nächte meine liebe Müh. Wieviel mehr wäre das bei einer derartig komplexen Materie?

Outing: Mein Außen-WC in der Libauer Str. 9. Die Jahre 1991-2006.

Niklas Luhmann: "Die Gesellschaft der Gesellschaft", Hochzeitsfoto Hille Linders/Wilfred Takken, Zeitungsfoto Mike Tyson, Faschingsfoto meiner Schwester ca. 1976, Ausriss aus Feministenkalender 1995 von Eva Hernández, Cartoon von ©TOM, Foto-Cartoon mit Walter Ulbricht und Paul Robeson von Freimut Wössner, Hundekackverbotsschild (Zeitungsausriss), Schlüsselbund, Klopapierrolle leer, Klopapierrolle angefangen, Gassi-Tüten-Verpackung zweisprachig italienisch/deutsch von meinen Nachbarn Sandra Brust und Markus Groß aus Österreich (??) mitgebracht

Foto von Annie Lennox, Cartoon von Kriki

Bild einer Plastik "Kackender Hund" Ausriss aus taz 1990. Von wem die Plastik ist, weiß ich nicht, der Text darunter war ein Pamphlet von Freya Klier.

Foto Hundekack-Verbotsschild in Antwerpen, ca. 1993, König Baudouin I., Foto amerikanische Austauschstudenten 1953 an der FU Berlin, Foto Kinder in New York 30er, Foto Jugendliche in New York 80er, Straßen-Basketball – Angreiferin und Verteidiger (Ort unbekannt)  Ausriss aus taz, Mode-Trash-Queen, Eichhörnchen und Marder – antapezierte Bilder meiner Vorgänger.

Zeitungsausriss taz: Tanzende in Marokko, Zeitungsfoto verlierender Boris Becker, Zeitungsfoto verlierende Steffi Graf, Arbeitsschuhe – Bild aus "ZEIT-Journal" ausgesucht von Eva Hernández, Foto-Triptychon Viktor Timschin, aufgenommen von Stefan Müller, "Say no to Sex" Agitationsbildchen aus ghanaischem Aufklärungsheft, Cartoon von ©TOM, Foto von mir in Amsterdam vor Hundekackverbots-Schild, "Frauen bitte hinsetzen" – Bitte an Stehpinklerinnen, Brief meiner Nachbarn Sandra Brust und Markus Groß, in dem sie sich dafür entschuldigen, nicht mit mir essen zu gehen und stattdessen zur Fete de la Musique gehen, notiert auf einem Rechnungszettel einer portugiesischen Bibliothek

Foto von Karl Valentin, Foto von Spermien, die um eine Eizelle schwimmen, Doppelcartoon von ©TOM und OL

 

Foto von Jochen Schmidt/Dan Richter/Ralf Petry 1990 im Probenraum Kastanienallee 87, Ausriss aus "Morning Star" von 1989 (Gedächtniszitat): "Actress Una Stubbs and friend visited London’s Hyde Park yesterday to help launch SCOOP, the first national campaign against dog excrements that foul the public streets and places. The campaign is pointing out that up to 100 children go blind each year. Bild von Egon Schiele aus "Das Magazin", Bild von Hanns Eisler, Bild und Zitat von W.C.Fields: "I don’t drink water because fishes fuck in it.", Sonnenuntergang Heidelberg (ausgewählt von Eva Hernández), Bild "The Rolling Stones", Spaßpostkarte ausgewählt von Steffi Winny, Foto Prince aus Kumasi, Postkarte König Baudouin I. mit Fabiola von mir an Jutta Borostowski, Foto Christine Mohnhaupt und Anke Jahn 1987, Postkarte Charles und Diana von Jutta Borostowski an mich, Postkarte Königin Elisabeth II. von Jutta Borostowski an mich, Postkarte Papst Johannes Paul II. von Jutta Borostowski an mich

 

Schloss und Riegel.

***

Die Christen willigen in den Plan von Dhât ed-Dawâhi ein. Unterdessen erbittet sich Dau el-Makân von seinem Bruder Scharkân bedingungslose Treue bei seinem Rachefeldzug:

"Ich will will fünfzigtausend Griechen hinrichten und dann einziehen in Konstantinopel."

Scharkân gibt zu bedenken, dass Frau und Kind auf ihn warten. Darauf Dau el Makân:

Versprich mir, Bruder, dass du mir, wen Gott mir einen Sohn schenkt, deine Tochter für ihn zur Frau gibst." "Herzlich gern", erwiderte Scharkân.

Das Cousinenehe-Motiv, ist uns hier schon früher begegnet.

Man rückt im Eilmarsch auf Konstantinopel vor und macht Rast auf einer großen Ebene.

Blick auf die lachende Wiese; ist es nicht,
Als sei ein grüner Mantel auf sie gebreitet?
Siehst du mit dem leiblichen Auge, dann schaust du nur
Einen See, in dem das Wasser sich wiegend gleitet.
Siehst du mit deiner Seele in seine Baumkronen hinein,
So schwebt über deinem Haupte ein Glorienschein.

Auf dieser Wiese nun begegnen sie den Syrern – den angeblichen Kaufleuten.

50. Nacht

Scharkân erkennt,

dass sie niemandem etwas von ihm gesagt hatte, sondern dass die Kunde von ihm im Lande sich verbreitet hatte.

Er kämpft zunächst mit Ritter Masûra

und hieb ihm mit dem Schwert auf die Schulter, so dass ihm die Klinge glitzernd zum Rücken und zu den Eingeweiden herausfuhr.

Prinzessin Abrîza spornt die anderen Ritter an:

"Nehmt Rache für euren Führer."

Diesen anspornenden Blutdurst von Frauen, die bei Männerkloppereien anwesend sind, habe ich nie verstanden. Hier natürlich besonders deutlich, da ja Abrîza auf Scharkâns Seite steht.

Nachdem er fünfzig Ritter einzeln erschlägt, überfallen ihn alle gemeinsam, und er stürmt auf sie los,

bis dass er sie zermahlen und zerdroschen und ihnen Sinne und Leben geraubt hatte. (…) Dann trat die Prinzessin zu Scharkân und zog ihn an ihre Brust.

Brutalität, die mit Liebe belohnt wird.

Die Prinzessin bittet nun Scharkân, auch noch den Torwächtern, die die Boten des Königs durchgelassen hatten, die Köpfe abzuschlagen, was er prompt erledigt. dann offenbart sie sich:

"Wisse denn, ich bin die Tochter des Königs Hardûb von Kleinasien; ich heiße Abrîza, und die Alte, die Dhât ed-Dawâhi heißt, ist meine Großmutter von Vaters Seite her."

Da sie nun die Rache ihres Vaters und ihrer Großmutter fürchtet, stellt sie sich in Scharkâns Schutz, unter der Bedingung, dass er in sein Land zurückkehrt. Scharkân zögert, denn schließlich soll er seinem eigenen Vater, dem König Omar ibn en-Nu’mân den Schatz mit den drei Wunderjuwelen bringen. Abrîza berichtet ihm den wahren Hintergrund der Geschichte (zum Vgl. für die Geschichte aus der Sicht des konstantinopolitanischen Königs s. 45. Nacht. +++ Sophia, die Griechin ist diejenige, welche Scharkâns Geschwister geboren hat. vgl. 45. Nacht.)
Als vor einigen Jahren der König von Kleinasien das jährliche Klosterfest feierte, zu dem Könige aus allen Gauen  angereist kamen, war darunter auch Sophia, die Tochter des Königs von Konstantinopel. Als Sophia auf einem Schiff wieder abreiste, wurde das Schiff von 500 fränkischen Seeräubern von der Kampferinsel angegriffen und geentert. Die ganze Truppe geriet jedoch in einen Sturm und das Schiff zerschellte auf einem Riff. Die Kleinasier kamen herbei und betrachteten nun Schmuck und Mädchen als Beute, ohne zu wissen, wer diese seien und König Hardûb verschenkte nun die Sophia an den König von Baghdad Omar ibn en-Numân.

Auf die Idee, die Mädchen zu fragen, woher sie stammten, kam man offenbar nicht.

Die Nachricht erreichte nun auch den Vater von Sophia, König Afridûn. Hardûb zögerte, ihm die ganze Wahrheit mitzuteilen, zumal er inzwischen erfahren hatte, dass Sophia dem König Omar ibn en-Nu’mân Kinder geboren hat. Dann tat er es doch und Afridûn flippte aus:

"Was! Hat er eine Tochter gefangengenommen und sie mit Sklavinnen auf eine Stufe gestellt, so dass sie von Hand zu Hand weitergegeben und Königen als Gabe gesandt ist, die ohne Ehevertrag bei ihr liegen? Beim Messias und beim wahren Glauben, ich will nicht ruhen, bis ich Blutrache genommen und meine Schande getilgt hab; wahrlich ich will eine Tat tun, von der man nach meinem Tod singen und sagen soll."

Die Edelsteine hingegen gehörten Sophia, die andere Version (s. 45. Nacht) ist falsch.

Abrîza bittet nun Scharkân vorauszureiten zu seiner Truppe und sie zur Umkehr zu bewegen, sie käme nach:

"Ich sagte ihr Lebewohl: meine Rechte wischte die Tränen,
Die Linke umschlang sie und presste sie an das Herze mein.
Sie fragte: ‚Fürchtest du nicht die Schande?‘ ‚Nein!‘ gab ich zur Antwort,
‚Der Tag des Abschieds ist der Liebenden Schande allein.’"

Scharkân macht sich nun auf, befiehlt seiner Truppe umzukehren und nach fünf Tagen erreichen sie eine bewaldete Talsohle. Nach weiteren fünfundzwanzig Tagen erreichen sie die Grenzen des eigenen Landes

und das Landvolk brachte ihnen Gastgeschenke, Futter für die Tiere und Proviant.

Auf welche Grundlage diese Freiwilligkeit angesichts eines derart bewaffneten Heeres beruht, kann man sich denken.

Das Heer zieht unter der Führung des Wesirs Dandân wieder los, Scharkân aber bleibt mir hundert Reitern zurück.

Warum eigentlich? Wenn er wünscht, dass seine Ankunft in Bagdad gebührend gewürdigt wird, genügt ja ein kleiner Voraustrupp, der ihn ankündigt.

Einen Tag später,

als sie etwa zwei Parasangen50  zurückgelegt hatten,

nähert sich ihnen eine Staubwolke,

da traten hundert Reiter heraus, die sahen wir grimmige Löwen aus, mit eisernen Panzern gerüstet zum Strauß.

Man beachte wieder diese seltsamen Prosareime. "Strauß" im Sinne von Kampf habe ich nie zuvor gehört, aber sowohl Duden als auch der Microsoft-Thesaurus bieten diese Option. Angeblich aus dem Mittelhochdeutschen struz, wovon auch "sich sträuben" abzuleiten ist.Man lernt nie aus.

Die Ritter sind Franken, und nachdem sie einen Tag miteinander gekämpft haben, ziehen sich beide Parteien zurück, und bemerken, dass keiner verwundet oder gefallen ist. Die Moslems haben den Eindruck, von den Franken geschont zu werden. Am nächsten Tag wird einzeln im Zweikampf gefochten, und nun nehmen die Franken einen Moslem nach dem anderen gefangen, obwohl der Führer der Franken auf der Wange noch keinen Flaum hat.
Am nächsten Tag kämpft nun Scharkân mit dem fränkischen Anführer, und ist am Abend völlig perplex, denn er bemerkt an dem fränkischen Ritter:

"wenn er an seinem Gegner eine Blöße für einen Todesstoß sieht, so kehrt er seine Lanze um und stößt nicht mit dem unteren Ende!"

Erst am nächsten Tag, als sie wieder miteinander kämpfen, gibt sich der Anführer zu erkennen: Es ist Abrîza selbst, und die "Ritter"

"sind Jungfrauen, und doch haben sie im offenen Kampf deine Reiter besiegt."

Allgemeine Verbrüderung. Man zieht gemeinsam Richtung Bagdad, nicht ohne das Scharkân die Christen bittet, ihre fränkischen Gewänder abzulegen.

 

50 Eine Parasang (–> pers.) = eine Reitstunde. Die Distanz variiert zwischen vier und sechs Kilometern.

42. Nacht

Eines Tages geht der Kalif zum Frauengemach hin und legt sich zum Schlafen nieder. Eine Sklavin fächelt ihm am Haupt Luft zu, eine zweite knetet ihm die Füße.

Rar gewordenes Inventar: Frauen, die zur Stelle sind, wenn man sie braucht, und dann auch noch wissen, was zu tun ist.

Als die Sklavinnen glauben, der Kalif schlafe, unterhalten sie sich über Kût el Kulûb und die Füßekneterin berichtet der Luftzufächlerin von deren Schicksal und lässt auch noch die erstaunliche Information heraus:

"Ich habe die Fürstin Zubaida hören sagen, sie sei bei einem jungen Kaufmann aus Damaskus, genannt Ghânim ibn Aijûb."

Woher kann die Fürstin das denn wissen?

Klar, dass der Kalif über diese Information nicht erfreut ist:

Da ergrimmte er gewaltig, und er stand auf und berief die Emire des Reiches; und mit ihnen kam der Wesir Dscha’far el-Barmeki 42 (…): "Dscha’far, geh mit einer Schar Bewaffneter hinunter und frage nach dem Haus des Ghânim ibn Aijûb: fallt über das Haus her und bringt ihn her mit meiner Sklavin Kût el-Kulûb."

Man umstellt das Haus.

Da waren der Wesir und der Präfekt und die Wächter und die Mamluken mit gezückten Schwertern und umgaben das Haus, wie das Weiße des Auges das Schwarze umgibt.

Währenddessen essen Ghânim ibn Aijûb und Kût el-Kulûb Fleisch. Kût el-Kulûb entdeckt die Bewaffneten und rät Ghânim ibn Aijûb, sich als Bote zu verkleiden und mit dem Fleischkorb auf dem Kopf das Haus zu verlassen. Das tut er auch

Und der Allbehüter nahm sich seiner an, so dass er den Gefahren und Nöten entrann.

Die Schergen plündern das Haus

Plünderungen im Islam?

und Dscha’far führt Kût el-Kulûb zum Kalifen;

der aber ließ Kût el-Kulûb in ein dunkles Zimmer bringen und gab ihr eine alte Frau zu ihrem Dienst; denn er war überzeugt, dass Ghânim sie verführt und bei ihr geschlafen hätte.

Unklar: Worauf bezieht sich das "denn"? Bekommt sie als sozusagen entwertete Sklavin nur eine alte Frau? Oder deutet das dunkle Zimmer auf eine Art Karzer hin? Die ganze Story wirft ein seltsames Licht auf die impulsive Gefühlswelt des Kalifen, der eben noch einen Monat um Kût el-Kulûb trauerte und sie nun einsperrt.

Dem Statthalter in Damaskus, Sulaimân ez-Zaini 42a, gibt er einen Brief mit, in dem dieser aufgefordert wird, ihm Ghânim ibn Aijûb zu schicken, sobald dieser in Damaskus auffordere. Da das zunächst nicht möglich ist, gibt der Statthalter dem Volk einen Freibrief, das Haus, in dem noch Mutter und Schwester von Ghânim ibn Aijûb wohnen, zu plündern.
Inzwischen erreicht Ghânim ibn Aijûb erschöpft eine Moschee und bricht dort zusammen.

Aber das Herz zitterte ihm vor Hunger, und da er schwitzte, so liefen ihm Läuse über die Haut, sein Atem wurde stinkend, und sein ganzes Aussehen wurde verändert. Als nun die Bewohner jenes Dorfes zum Frühgebet kamen, fanden sie ihn dort, liegend in Qualen, hager vom Hunger und doch noch mit den Zeichen einstigen Reichtums.

Und so sehen ihn auch zwei Bettlerinnen – Mutter und Schwester – die ihn aber nicht wiedererkennen.
Man bindet ihn auf ein Kamel, das man einem Treiber gibt, der es nach Bagdad führt, wo er Ghânim ibn Aijûb vor das Tor eines Hospitals legt.

Als die Leute durch die Straßen zu gehen begannen, da erblickten sie ihn, der so dünn war wie ein Zahnstocher.

Der Vorsteher des Basars vertreibt die Schaulustigen:

"Ich will mir durch dieses arme Geschöpf das Paradies gewinnen; denn wenn sie ihn in das Hospital aufnehmen, so werden sie ihn in einem einzigen Tage töten." Dann ließ er ihn durch seine Sklaven in sein Haus tragen, ließ ihm ein neues Bett bereiten, neue Kissen darauf legen und sagte zu seiner Frau: "Pflege ihn sorgsam."

Neue Information: Durch Barmherzigkeit kann man sich also auch im Islam den Weg ins Paradies bahnen.
Unklar: Warum würde man ihn im Hospital binnen eines Tages töten? Sind die Zustände dort so miserabel oder die Pfleger so mordlüstern?

Die Frau des Basarvorstehers

gab ihm einen Becher Wein zu trinken und sprengte Rosenwasser über ihn.

Wein als Medizin

 

 

42Bisher wurde Dscha’far in der Übersetzung immer eingedeutscht "der Barmekide" genannt.
Die Barmekiden waren eine persische edle Familie, die den Abbasiden zur Macht verhalf und ihnen in hohen Staatsämtern diente. Später, gegen Ende der Regierungszeit von Harûn er-Raschîd, fielen sie in Ungnade. Dscha’far war der Sohn des Vertrauten von Harûn, Yahya, und selber, wenn überhaupt, nur kurze Zeit Wesir. Im Jahr 806 fiel die Familie in Ungnade, entweder wegen Amtsanmaßungen oder (romantisch aber unwahrscheinlich) wegen eines Liebesverhältnisses zwischen Dscha’far und Harûns Schwester.
Dem historischen Dscha’far wird außerdem unterstellt, die griechische Wissenschaftstradition in Bagdad eingeführt zu haben, und, nachdem er von gefangenen Chinesen in die Geheimnisse der Papierherstellung eingeweiht worden war, in Bagdad die erste Papiermühle errichten zu lassen.

42a Dessen Sohn haben wir schon in der38. Nacht kennengelernt, wo Harûn ihn als Statthalter von Basra (!) absetzt. Sein Sohn soll Statthalter von Damaskus gewesen sein.