Ruth Zaporah Workshop

  • „Know what you’re practicing!“
  • Die Bedeutung eines Sounds o.ä., der uns inspirieren kann, darf uns nicht ersticken.
  • „Ich weiß“ = „Ich kann nichts mehr lernen.“
  • Pause heißt nicht Off. Bleib bei deinem Partner.
  • Drei Tore führen zum Inhalt: 1) sinnliche Erfahrung, 2) Stimmung, 3) Bilder und Konzepte.
(Übriggebliebene Notizen von Mai 2011)

Use your space

„You played in very small rooms, and that’s where Mick Jagger’s style comes from?“
„Oh yes, I’ve always said that. Mick could work this table here [Keith points on the small table in front of him] better than anybody in the world, because there was nowhere else to go. So he would put energy and interest into that small spot.“
(Interview with Keith Richards)

Werden Kontraste zu wenig wertgeschätzt?

Selten wird der Wert des Kontrasts in der Improvisation gewürdigt. Flow wird häufig nur aus der Perspektive des Sanft-Nachahmens und Hinzufügens gesehen. (Vielleicht, weil der Kontrast etwas von Nein-Sagen hat?) Aber auch der scharfe Kontrast hat seinen Wert:
– Der Stimmungs- oder Tempo-Wechsel in der Szene (ähnlich der Musik)
– Der entgegengesetzte Character.
– Die entgegengesetzte Haltung.
– Ein neues Erzählelement.
Auch habe ich bisher kaum Kontrast-Übungen in Improtheater-Workshops erlebt. Ausnahmen bisher: Contact-Impro und Tanz-Impro, die ich durch Nina Wehnert kennengelernt habe, sowie die Storytelling-Workshops von Lee White.
(Bitte um Kommentare)

Keine Kunst – selber schuld?

Improvisierte Performances, improvisierte Musik, improvisierter Tanz – all das hat seinen Platz in der Rezensions-Presse.
Vom Improvisations-Theater bleibt unterm Strich lediglich übrig: „Und es war alles wirklich improvisiert und spontan!“
Das hat natürlich einerseits mit der Unterbewertung komischer Genres zu tun. Und komischen Tanz als Kunst ist wohl eher die Ausnahme.
Andererseits ist es auch die Schuld der Improvisationstheater selber, die von genau dieser Selbstdarstellung nicht wegkommen.
Und das Fernsehen hat uns mit seinen Trash-Formaten einen Bärendienst erwiesen.
Allerdings muss man auch sagen: Die Sasha Waltzes und Miles Davisse des Improtheaters sind rar.

Freiheit und Abhängigkeit – Tanz

Übung Tanz-Impro
1. kurzes Duett mit permanentem Augenkontakt
2. Duett, ohne den anderen überhaupt zu sehen
3. man kann entscheiden, ob man den anderen sehen will oder nicht
4. blindes Duett
Die Freiheit wächst im Idealfall mit jeder Stufe. Interessant, dass die Rhythmik und das Gemeinsame verbessert wird . (Der alte Trick: Wir üben das Eine nd lernen dabei das Andere.) Man lässt die typischen Muster, die man im Kopf hat und die sich dann als Bewegung ausdrücken fallen und erreicht eine neue Stufe der Freiheit.

Die Bourne Faszination

Greengrass zu den Gewaltszenen: „Unstructured, unconsidered ballet.“
Matt Damon/Greengrass: Die Faszination für Bourne liegt auch in seiner Fähigkeit zu Improvisation. Im Gegensatz zu Bond verlässt er sich nicht auf die tollen Hilfsmittel, sondern auf seine Fähigkeit, mit dem umzugehen, was im Moment da ist. In der Brückenszene auf dem Bahnhof Friedrichstraße (!) schließen die Türen der S-Bahn nicht, als er in die Bahn springt. (Durchaus realistisch für S-Bahnhof Friedrichstraße.) Bourne entscheidet in Sekunden: Er springt auf das gegenüberliegende Gleis, wird fast vom Zug erfasst und springt dann auf ein Boot, was ihm die Knochen brechen könnte.

Bewegungsübungen

Übungskomplex zur Wahrnehmung und Erfahrung von Bewegungsdimensionen:
1. Bewegungsabstufung Tempo
Gehen durch den Raum.
Wahrnehmung des Bodens unter den Füßen – Wahrnehmung des Atems – Freier Blick – Wahrnehmung der Umgebung – Wahrnehmung der anderen Spieler.
Man geht in verschiedenen, in klar voneinander abgegrenzten Geschwindigkeitsstufen: von kaum sichtbares Gehen bis Traben.
Auf ein Zeichen (z.B. Klatschen) des Übungsleiters wechseln die Spieler nach eigener Entscheidung das Tempo auf ein selbstgewähltes Level. Sie entscheiden erst im Moment des Klatschens, in welches Level sie wechseln.
Im nächsten Schritt fällt das externe Signal des Klatschens weg: Ein Spieler entscheidet selbst, das Tempo zu wechseln, die andern wechseln in diesem Moment ebenfalls.
Weiterer Schritt: Wenn ein Mitspieler das Tempo wechselt, entscheide ich, ob ich auch wechsle oder nicht.
2. Bewegungsgegensatz Staccato/Legato
Wir bewegen uns mit abgehackten Bewegungen durch den Raum und wechseln auf ein Zeichen zum gebundenen Legato-Bewegungen. Der Unterschied sei klar. Klare Pausen beim Staccato, kein Verschlenkern. Keine Pausen bei Legato.
Wechsel zwischen beiden Levels wie oben.
3. Bewegeungsgegensatz oben/unten
Wir etablieren drei Bewegungsebenen: Unten (Kriechen, Rollen), Mitte (Gebückt, Kniend), Oben (Gehend,Springend)
Wechseln zwischen den Levels wie oben.
4. Bewegungsgegensatz groß/klein
Wir etablieren den Gegensatz große/kleine Bewegungen. Man achte auch hier auf Präzision. Wenn ich mich für kleine Bewegungen entscheide, sind alle meine Bewegungen klein. Wenn ich mich für große Bewegungen entscheide, sind alle Bewegungen groß (und nicht etwa große Schritte und kleine Handbewegungen).
Wechseln zwischen den Levels wie oben.

***

Daraus die Performance: Duo oder Trio
Die Spieler suchen sich eine Position im Raum und finden einen gemeinsamen Anfang. Sie beginnen mit einer beliebigen Bewegung. Es gibt kein externes Signal (evtl. zu Beginn als Unterstützung). Ein Spieler wechselt zu einem beliebigen Zeitpunkt genau einen der Levels. Wenn er z.B. stehend langsam den Arm in weit ausholenden Bewegungen geschwenkt hat, kann er dieselbe Bewegung nun schnell ausführen oder auf dem Boden oder abgehackt oder klein.
Wechselt ein Spieler den Level, wechselt der Mitspieler ebenfalls einen Level, aber der Wechsel kann sich auf einen anderen Bewegungsgegensatz beziehen.
Man sei präzise, aber es geht um die Freude.

***
Abgesehen vom eigentlichen Thema Bewegung trainieren wir hier:
  • Spielfreude aus der Bewegung
  • Impulse wahrnehmen und verarbeiten
  • gegenseitige Wahrnehmung
  • Im Moment sein
  • Timing

Blickpunkte (Viewpoints)

Beginne mit Anne Bogart/Tina Landau „Viewpoints“. Die ersten zwei Kapitel erinnern doch sehr stark an Zaporahs „Action Theater“: Abstraktionen von Inhalten und Handlungen. Wie können wir Bewegungen, Körper, Stimme auf neue Art einsetzen?
Exzerpt:
Blickpunkte („Viewpoints“) sind Bezeichnungen für bestimmte Prinzipien von Bühnenbewegungen in Raum und Zeit, um das Geschehen auf der Bühne zu verdeutlichen.
zeitliche Dimensionen
– Tempo
– Dauer
– Wiederholung
– kinästhetische Reaktion

räumliche Dimensionen
– Form (innere und äußere)
– Architektur
– räumliche Beziehungen
– Architektur
– Gesten
– Topographie

Geschenke des Blickpunkt-Ansatzes:
– Ergebenheit („etwas geschehen lassen“ im Gegensatz zu „etwas geschehen machen“
– Möglichkeiten statt Autoritäten: Es gibt eine ganze Reihe an Möglichkeiten, statt ein Richtig/Falsch. Diese Möglichkeiten lassen sich im Laufe des Prozesses in Entscheidungen umsetzen.
– Ganzheit

Impro Crossover Foxy Freestyle

Mittwoch, 24.10.2007: Impro-Crossover Foxy Freestyle und Nina Wehnert.
1. Hälfte: Bewegungsorientierte Impro-Games von Foxy Freestyle. Solo-Tanz-Improvisation von Nina Wehnert. Wage mich einmal auch aus der Deckung und steigen in eines der Soli von Nina mit ein.
2. Hälfte: Melanie/Albert-orientierter Harold. Nina als „Engel“, die die Bewegungselemente abstrakt verknüpft.

Einigermaßen gelungen, aber beide Seiten noch zu vorsichtig miteinander. Wir müssten ihr deutlicher Raum geben, sie müsste ihn sich nehmen. Stärkeres Geben/Nehmen wichtig.
Missverständnis: Weil das Publikum in unseren Szenen viel lacht, glaubt Nina, auch komisch sein zu müssen. Dabei ergibt sich die Komik aus der Ernsthaftigkeit.
Man kann dem Publikum ruhig einiges an Abstraktheit zumuten. Jedes regelmäßig spielende Ensemble erzieht sich das Publikum bis zu einem gewissen Grade selbst und hat somit das Publikum, das es verdient.

Akzeptieren in fragmentierten Langformen

Crossover-Probe mit der Tänzerin Nina Wehnert. Ähnlich wie in anderen nicht-narrativen Langformen liegt eine gewisse Poesie in der Fluktuation, im Fraktalen usw. Die Schwierigkeit besteht aber darin, sich nicht aus der Schwierigkeit der Darstellung ins Fraktale zu retten, bloß weil man szenisch-narrativ in Schwierigkeiten steckt. Die Poesie der Brüche ist keine Entschuldigung fürs Blockieren.