1. Spiel
2. Lass dein Scheitern zu.
3. Hör zu (Man hört nur dann wirklich zu, wenn man bereit ist, sich zu verändern.)
4. Sag Ja.
5. Sag Und.
6. Spiel das Spiel.
7. Hab Spaß.
Patti Stiles‘ view on developing impro by discussing it
„I think it is important we discuss openly what we think, feel, want in impro. We should do this with respect and without one person trying to be right or better than the other. We should understand that one person’s point of view is simply that – one persons point of view. There is never a question of whether or not someone should do their work. Of course, follow your passion. Many great teachers, artists and art forms are a response to disliking what was currently being offered or performed as ‚art‘.“ (Patti Stiles)
Bücher zum Thema Improtheater – neu sortiert
Buchempfehlungen. Sortiert nach Themen und Bewertung.
(Eine erweiterte Liste der Impro-Bibliothek mit kurzen Erläuterungen findet sich hier:http://improgedanken.blogspot.com/2009/10/bucher-zu-improvisation-und-schauspiel.html)
Empfehlenswert nicht nur für Einsteiger und Anfänger im Improtheater:
Keith Johnstone: „Theaterspiele. Spontaneität, Improvisation und die Kunst des Geschichtenerzählens“ (*****)
Keith Johnstone: „Improvisation und Theater. Die Kunst, spontan und kreativ zu agieren“ (*****)
Andy Goldberg: „Improv Comedy“ (***)
Viola Spolin: "Improvisation for the Theater" (***)
Radim Vlcek: „Workshop Improvisationstheater. Übungs- und Spielesammlung…“ (***)
Marianne Miami Andersen: „Theatersport und Improtheater“ (***)
Langform-Impro, Storytelling und fortgeschrittenes Improtheater
Carol Hazenfield: „Acting on Impulse. The Art of Making Improv Theater“ (****)
Randy Dixon: „Im Moment. Theaterkunst Improtheater. Reflexionen und Perspektiven“ (****)
Del Close, Charna Halpern, Kim Johnson: „Truth In Comedy. The manual of improvisation.“ (****)
Charna Halpern: „Art by Committee. A Guide to advanced Improvisation“ (****)
Bill Lynn: „Improvisation for Actors and Writers. A guidebook for improv lessons in comedy“ (***)
Mick Napier: „Improvise“ (***)
Kenn Adams: „How To Improvise a Full-Length Play“ (***)
Gunter Lösel: „Theater ohne Absicht“ (***)
Rob Kozlowski: „Chicago Improv. Shortcuts to Long-Form Improvisation“ (***)
Gunter Lösel: „Das Archetypenspiel. Grundformen menschlicher Begegnungen“ (***)
Philosophie der Improvisation
Patricia Ryan Madson: „Improv Wisdom“ (****)
Gunter Lösel (Hg:): „Blinde Angebote. Fünf Interviews zum Improtheater“ (***)
Improvisation unterrichten
Asaf Ronen: „Directing Improv: Show the way by getting out of the way“ (****)
Viola Spolin: "Theater Game File" (***)
Viola Spolin: "Theater Games for the Classroom" (***)
Körperliche Improvisation
Ruth Zaporah: „Action Theater. The Improvisation of Presence“ (****)
John Wright: „Why is that so funny? A Practical Exploration to Physical Comedy“ (***)
Anne Bogart & Tina Landau: „The Viewpoints Book“ (***)
Eric N. Franklin: „Befreite Körper. Das Handbuch zur imaginativen Bewegungspädagogik“ (***)
Musikalische Improvisation:
Michael Pollock: „Musical Improv Comedy. Creating Songs In The Moment“ (***)
Michael Pollock: „Musical Direction. For Improv and Sketch Comedy“ (***)
Weiterführendes:
Samy Molcho: „Körpersprache“ (****)
Augusto Boal: „Theater der Unterdrückten“ (***)
Julius Hey / Fritz Reusch: „Der kleine Hey. Die Kunst des Sprechens“ (***)
Sanford Meisner & Dennis Longwell: „On Acting“ (***)
Sheldon Patinkin: „The Second City. Backstage at the world’s greatest Comedy Theater“ (***)
Lee Strasberg: „Schauspielen & Das Training des Schauspielers“ (***)
Daniel Wiener: „Rehearsals For Growth. Theater Improvisation for Therapists“ (***)
Bewertung:
***** Genial. Muss man gelesen haben.
**** Sehr gut. Auf jeden Fall empfehlenswert.
*** Interessant. Mit wenigen Abstrichen empfehlenswert.
**/* Uninteressante und weniger Empfehlenswertes habe ich hier nicht aufgeführt
Interview with Steve Sim
Auszüge aus einem Interview mit Steve Sim von den Crumbs
(Über die Philosophie in den Anfangstagen) "If it’s short, it ends. If it’s long, keep going. There’s no rules. Games – those are for the class room. (…) Sink or swim, do or die.)"
"There was fear before, because I didn’t know what the hell I was doing. Now I know that I’m having fun and how to make it fun for me."
"Once you’re in a different city and you have to do it, and it’s not your friends and family showing up, you’ve got to raise the bar you’ve got to I’m-really-working-now."
"I didn’t call [the rules] ‚rules‘. (…) What I understand most is that it’s a common vocabulary of the impro scene, whereas we didn’t have necessarily words for it, like "Yes And‘, ‚Agreement‘, ‚Forwarding‘."
"When anyone asked if they could learn improv, I’d say, you can’t learn it in a class, you have to do it. And then after being at these festivals and meeting these people and working with these people – cause all of these are great improvisors as well – I realized, maybe there is a way to teach this."
"I can teach people to trust, I can teach people to follow their impulse. I can teach people to relax. Rather than This-is-how-you-do-it,it’s How do you do it."
"I would do a scene with somebody who’s never been on stage before. And I was still young in improv as well, and it still made me afraid. But here I was on stage about to do an improv scene with somebody who was more afraid than me. So, I had to be relaxed. I had to make them feel safe. I had to make them the star.
"The improv games (with Keith Johnstone) were fun on the surface. It was much deeper and more meaningful and more fun for us to create these open scenes."
"We started getting invited to festivals to play and we started getting invited to teach. And I think that part of that is due to the fact that we weren’t in the Johnstone school or in the Second City school, the Improv Olympic school. We learned those things later."
"I think that I’m a more physical player than Lee. And Lee, I think, is a better actor than me. He’s got more emotional range, perhaps. And I think I’m good at seeing the bigger picture. I think, Lee can do better monologues than me. And I think I can do better abstracts work."
"There’s not much difference from country to country doing the shows. There’s more difference in the same city than city to city."
(Die Fragen stellte Stephan Holzapfel für www.impro-news.de)
Das Anti-Impro-Glossar
- Akzeptieren – Option, wenn dein Mitspieler dir endlich ein vernünftiges Angebot gibt.
- Angebote – Deine schlauen Vorschläge, die deine Mitspieler verdammt noch mal annehmen müssen.*
- Beat – Der Moment, in dem du das Gefühl hat, das dich jemand abklatschen müsste, es aber niemand tut und du jetzt blöd auf der Bühne stehst.
- Character – eine bestimmte Art zu humpeln in Kombination mit einem schlecht imitierten Akzent, der in unregelmäßigen Abständen auftaucht und wieder verschwindet.*
- Emotionen – Ein Spieler verzieht das Gesicht. Der andere muss antworten: „Warum guckst du mich denn so an?“
- Ernsthaftigkeit – Neues Ziel für eine Improgruppe, wenn man keine guten komische Szenen hinbekommt.
- Genre Horror – Ein Haufen grimassierender, röchelnder Monster bringt sich gegenseitig um.
- Genre Science Fiction – Spielt grundsätzlich in einem Raumschiff, dessen Türen sich phantastischerweise automatisch öffnen. (Also so wie heutzutage in öffentlichen Gebäuden.)
- Genre Western – Spielt grundsätzlich in einem Saloon voller Leute, die rumlaufen, als trügen sie Melonen unter den Achseln und hätten sich eingemacht und die davon reden, dass Johnny wieder in der Stadt ist.
- Games – Regelset, das uns erlaubt, tiefschürfende Storys zu erfinden, berührende Charaktere zu erschaffen und dem Publikum ein kathartisches Erlebnis zu bereiten, z.B. Armrede, Marionetten und Genre-Replay.*
- Gesang – Muss absichtlich schräg sein, damit das Publikum was zu lachen hat.
- Handlung – Das, was der erste Spieler auf der Bühne etabliert, um dann vom zweiten belehrt zu werden: „Das ist hier verboten.“ oder: „Das müssen Sie anders machen.“ Zur Not auch: „Was machen Sie denn da?“
- Heldenreise – Helden sind auf der Suche nach dem Elixier. Sie haben einen Begleiter, einen Mentor, dann gibt es noch den Antihelden, den Schatten und ca. 20 weitere Archetypen, ohne die du eine gute Geschichte nicht erzählen kannst. Sehr wichtig vor allem in der Dreiersynchro und der ABC-Szene.
- Impro-Auto – Plötzlich auftauchendes Gefährt mit Zwei-Meter-Türen. Anschnallen ist überflüssig.
- Impro-Tür – Befindet sich links oder rechts am Bühnenrand und hat, im Gegensatz zu richtigen Türen eine einzige magische höhenvariable Klinke, die sich gleichzeitig außen als auch innen befindet.
- Improtheater – Also, es entsteht alles spontan. Es ist total lustig. Komm einfach mal vorbei, wir spielen diese Woche im… Ach, oh, das tut mir leid, und gute Besserung für deine Tante.
- Keith Johnstone – Impro-Guru, von dem man als Anfänger behaupten muss, ihn gelesen zu haben („Kies Dschonsn??“). Als Fortgeschrittener gilt, wer zu Johnstone-Exegese nicht nur in der Lage ist, sondern sie jedem ungefragt aufdrängelt. Als Profi spreche man herablassend von „Keith“ wie von einem schrullig gewordenen Grundschullehrer, den man ab und zu trifft, wenn man sich gerade in Calgary aufhält.
- Langform – Eine komplizierte Struktur, um den kleinen dürftigen Szenen Halt zu geben. Kann man aber heute nicht spielen, weil zu wenig/zu viele/ zu dumme Zuschauer da sind.
- Moderation – Das Publikum anbrüllen, sich über einzelne Zuschauer lustig machen, „5-4-3-2-1-los!“ rufen.
- Musik – Das, was der Typ am Klavier vor sich hin klimpert und überhaupt nichts mit der Szene zu tun hat.
- Nein – Ein „Nein“ deiner Mitspieler ist ein Block. Dein „Nein“ ist in Wirklichkeit ein subtiles Akzeptieren, da es in der Logik deiner Figur liegt.
- Ort – Paris, Buxtehude oder Castrop-Rauxel
- Pantomime – Die Kunst, auf magische Art Gegenstände erscheinen und wieder verschwinden zu lassen.
- Probe – Findet „zur Zeit“ selten statt.
- Professionalität – Situationen, in denen Lachen verboten ist.
- Publikum – Freunde und Verwandte und ein Haufen ignoranter Idioten, die man mit blöden Sprüchen aufwärmen muss, weil sie sonst nichts kapieren.
- Raum – Schwimmbad, Sauna oder Bahnhofstoilette
- Schöne Bilder – Die Story war schlecht.
- Showformat – Ein kompliziertes System aus verschiedenen Regeln, die dem Publikum in den ersten 15 Minuten der Show verklickert werden müssen. Meist spielen Applausstufen, bunte Zettel und Karten und ein komplizierter Wettbewerb, den keine Sau versteht, eine Rolle.
- Status – Jemanden schlechtgelaunt rumkommandieren oder sich rumkommandieren lassen und dabei nörgeln.
- Story vorantreiben, Situation verschärfen, Wiedereinführen usw. – Techniken, um die du dir keine Gedanken machen musst, solange du nicht selber Impro unterrichtest.*
- Storytelling – Eine echt komplizierte Sache, die du erst verstehen wirst, wenn du die griechischen Tragödien gelesen und sämtliche Hollywoodklassiker gesehen hast.
- Szenenbeginn – Das, was nach „5-4-3-2-1-los!“ kommt, so wie im richtigen Theater auch, (oder wie machen die es dort?). Dann geht es los mit „Hallo!“ – „Hallo!“ oder auch „Kennen wir uns nicht?“
- Szenen-Ende – Muss mit Armschranke dem Techniker bzw. dem Publikum angezeigt werden.
- Tisch – Das, wo man andauernd durchläuft.
- Vertrauen – Was dir deine Mitspieler nicht geben, dir aber verdammt noch mal zusteht.
- Warm Up – Zwei Stunden intensives körperliches, geistiges, stimmliches und improvisatorisches Auspowern, ohne das selbst ein 10minütiger Auftritt garantiert daneben gehen wird.
- Zug um Zug – klassische Impro-Regel, die zwei Improspielern das Recht gibt, einander andauernd zu unterbrechen.
- Zugabe – 15minütige Trash-Szene, die gespielt werden muss, wenn der Applaus länger als fünf Sekunden andauert.
- Zuhören – Das worüber der Improlehrer spricht, während du gerade dabei bist, dir einen schlauen Satz für die nächste Szene zu überlegen.
- Zuschauerkritik – Steht den Zuschauern nicht zu, denn sie waren heute von vornherein schlecht drauf.
- Zuschauerlob – Muss abgewehrt werden mit dem Satz: „Sonst sind wir besser.“
*Inspiriert von Jerry Schaefers „Devil’s Dictionary of Terminology for the Improvisational Theatre„
Der Sprung
Feedback einer Schülerin: „Unglaublich, was man bei euch an einem einzigen Wochenende lernt. Und so schnell! Ich dachte, wir hören erst mal einen halben Tag nur Theorie. Aber man lernt sofort, die Angst fallenzulassen.“
Zusammenfassung Charna Halpern: „Art by Committee. An Guide to Advanced Improvisation“
Charna Halpern: Art by Committee. "A Guide to Advanced Improvisation"
Charna Halpern, die Partnerin des legendären Impro-Guru Del Close und selber eine vielgerühmte Lehrerin des Improvisationstheaters verfasste bereits – gemeinsam mit Howard Johnson – "Truth in Comedy", die praktischen Grundlagen des Impro-Collage-Formats Harold.
Del Close auf dem Sterbebett zu seiner Frau: "… und sag ihnen, dass wir erreicht haben, woran anderen scheiterten. Wir haben ein "Theater des Herzens" geschaffen – ein Theater, wo die Menschen einander wertschätzen, um auf der Bühne erfolgreich zu sein. Sag es den Schülern: Theater des Herzens.
Einführung
Del Close verließ das traditionsreiche, berühmte Second City Theater, um Improvisationstheater zu einer neuen Stufe der Kunst zu führen.
Auf der Suche nach einer Form, in der eine größere Gruppe einerseits als Gruppe funktioniert, andererseits die individuellen Fähigkeiten nicht verlorengehen, wurde das freie Format Harold erschaffen. Umgekehrt gesprochen: Es lebt vom Einsatz des Einzelnen und dem Zusammenspiel der gesamten Gruppe.
Auf Schauspiel im Sinne von Figuren wird weniger wert gelegt als auf Authentizität.
Die Spieler lernen voneinander wie gute Musiker.
1. Der neue Harold
Dels Prinzipien Allgemeine Prinzipien des Harolds
1. Jeder Schauspieler unterstützt die anderen.
2. Nimm deine Impulse wahr.
3. Betritt nie eine Szene, wenn du nicht gebraucht wirst.
4. Rette deine Mitspieler, kümmere dich nicht ums Stück.
5. Deine oberste Verantwortlichkeit ist Unterstützung.
6. Nutze deinen Verstand. Immer.
7. Du sollst dein Publikum nie unterschätzen oder verachten.
8. Keine Witze.
9. Hab Vertrauen.
– Vertraue deinen Mitspielern, dass sie dich unterstützen.
– Vertraue dir selbst.
10. Bewerte nichts, außer, wann deine Unterstützung gebraucht wird (als Schauspieler oder als Cutter).
11. Hör zu!
3. Monologe
Wahre Monologe eröffnen uns ein großes Feld für wahrhaftige Szenen, wobei es natürlich nicht darum geht, den Monolog nachzuspielen, sondern die Bedeutungsebene zu nutzen und die Gedanken szenisch zu bestätigen, zu widerlegen oder zu transzendieren.
4. Was macht einen Improvisierer gut
Gute Improvisierer hören nie auf zu lernen. Jedes Wissen ist brauchbar, sei es Mathematik, Politik oder ein Kochrezept.
(Schön, diesen Gedanken aus berufenem Munde zu hören. Ich sagte es meinen Schülern immer wieder: Nutzt euer Wissen. Eine Spielerin war so von einem Komplex geprägt, ungebildet zu sein, dass sie übersah, dass sie selbst ein abgeschlossenes Universitäts-Studium hinter sich hatte, einen ungeheuren Lebenserfahrungsschatz, eine ausgebildete Handwerkerin war, und als Sportlerin nicht nur erfolgreich war, sondern auch Jugendliche trainierte. All das schien nicht zu zählen. Wenn sie mit dem Wissen anderer konfrontiert wurde, hielt sie sich wieder für dumm. Der Trick ist jedoch, Vertrauen in die eigene Lernfähigkeit zu behalten und sich letztlich für alles zu interessieren.
Sage auf der Bühne irgendetwas, das du weißt oder diese Woche gelernt hast. Das Publikum wird es schätzen. – DR)
Lies täglich die Zeitung. Bleib auf dem Laufenden. Lies Klassiker.
Wenn du nichts zu sagen hast, worüber kann man dann noch lustiges Theater machen?
Halpern lobt ausführlich auch die von mir geschätzten TJ & Dave: "In ihrer Show haben sie alles thematisiert, von Politik über Philosophie bis zu Geometrie. Sie bringen eine Intelligenz in die Show, die auf verschiedenen Ebenen funktioniert. Wir müssen auf der Bühne mehr zu sagen haben als ‚Du hast mir meine Freundin ausgespannt.‘ oder "Sie haben die letzte Miete nicht bezahlt.‘ Del lehrte uns, Gemeinplätze und Allerweltskommentare zu meiden und interessant zu werden.
Höre also nie auf zu lernen.
Sei in deiner Impro urteilslos. (Wisse aber über das Für und Wider von Themen bescheid. – DR)
Wenn du eine Fähigkeit an anderen bewunderst, kopiere sie, trainiere sie.
Gute Improvisierer geben sich nicht mit ihren Talenten und Fähigkeiten zufrieden. Sie lernen, was ihnen fehlt.
Stelle hohe Ziele an deine Arbeit.
5. Folge deiner Furcht
Improvisierer gehen Risiken ein. Darum geht’s in guter Impro. "Es ist gut, sich unbequem zu fühlen, sonst gibt es keine Gefahr, keine Aufregung, kein Wachstum."
Außerdem ist es unglaublich unterhaltsam anzusehen, wie ein Team kämpft, Hindernisse zu überwinden. (Darum sind engagierte Anfängergruppen oft unterhaltsamer als routinierte Profis.)
Charna Halpern berichtet von Kim Howard Johnson, der im Impro-Team "Baron’s Barracudas" für Unbequemlichkeit sorgte, in dem er seinen Mitspielern Hürden setzte, live Games erfand und ihnen die Arbeit erschwerte. Das Team war großartig und das Publikum liebte sie, aber es war ihnen zu anstrengend mit Johnson und sie warfen ihn raus. Sofort wurden die Shows langweilig, und die Spieler selbst strahlten nicht mehr die frühere Freude aus, was sich änderte, als sie sich bei Johnson entschuldigten und ihn wieder aufnahmen.
Die Frisbee-Sphäre: Del Close verglich gute Angebote mit dem Frisbee-Spiel. Es sei interessant, wenn die Scheibe ein wenig außerhalb der Reichweite des anderen Spielers geworfen würde, so dass sich dieser strecken müsse, um sie zu erreichen, aber es würde uninteressant, wenn sie einfach unerreichbar nach rechts statt geradeaus geworfen würde.
6. Küchenregeln
Sag ja.
Der erste Gedanke. Es gibt die bekannte Regel, nach der erste Gedanke einfach rausgeschleudert werden soll. Aber manchmal ist dieser Gedanke einfach nur eine reflexhafte Antwort. Von Zeit zu Zeit ist es gut, einen Moment zu warten und dem zweiten Gedanken eine Chance zu geben.
Unterstütze deinen Partner. Es ist gut, sich um sich selbst und die eigene Figur zu kümmern, aber wenn man in dieser Figur eingeschlossen ist, nimmt man nichts anderes mehr wahr und die Mitspieler müssen deine seltsame Suppe auslöffeln. (Offenbar gegen Mick Napiers Konzept gerichtet, wonach die beste Unterstützung darin besteht, sich um die eigene Figur zu kümmern und starke Angebote zu machen. – DR)
7. Frauen
Frauen sollten, so Charna Halpern, nicht in die Falle geraten, sich zum Opfer der Situation machen zu lassen. Nur "Ja Schatz" zu hauchen und dann den männlichen Kollegen vorwerfen, sie dominierten die Bühne. Trefft selbst klare Entscheidungen, spielt starke Charaktere. Spielt auch schwache, wenn es nötig ist. Spielt das, was die Szene braucht. Geht nicht mit einem Ich-bin-das-Opfer-Denken auf die Bühne.
Wenn ihr körperlich klein seid, nutzt das aus.
Kleidet euch bühnentauglich – Schuhe mit weichen Sohlen, keine zu engen Klamotten. Zeigt nicht zuviel Fleisch. Tragt Shirts, bei denen ihr euch nicht sorgen müsst, dass bei der nächsten Bewegung die Brüste rausploppen.
Ein weiterer Punkt zum Thema Integrität bewahren: Man kann politisch unkorrektes spielen, wenn es durch die Figur rolleninteger motiviert ist. Alles andere ist schal.
8. Figuren durch Raum und Bewegung
Peter Hulne berichtet davon, dass er vor einer Vorstellung genau die Bühne inspiziert – wo kann man springen, wo kann man die Bühne betreten, gibt es Türen, Vorhänge usw. – Was davon kann man wie nutzen.
Benenne den Ort, an dem du dich befindest, vor allem, wenn dieser vorher noch nicht etabliert wurde. Anders gesagt: "Wenn du nicht weißt, wo du bist, sag, wo du bist."
Nutze deine eigenen Erfahrungen mit bestimmten Orten – Flughäfen, Taxis, Büros usw.
(Es folgt ein großartiger Abschnitt, den ich hier nur kurz zusammenfassen kann/will.)
Susan Messing beschreibt, wie sie in ihrer Anfängerzeit einen Impro-Profi sah, der in seiner Garderobe eine Liste mit 15 Charakteren zu hängen hatte: "Sogar in meiner damaligen Anfänger-Hölle wusste ich, da stimmt etwas nicht. Wenn der Himmel die Grenze ist, warum sollte ich mich auf 15 Figuren beschränken? Die einzigen Grenzen, die es für mich gibt sind meine Phantasie und die Angst, blöd zu wirken."
Wenn du eine Szene beginnst, lass ein Körperteil dich dominieren. Deine Stimme wird schon folgen.
In Bezug auf deine Figur besteht das "Game" in ihren charakteristischen Eigenschaften.
Mein Partner kann mir einen Namen geben oder den Plot starten, aber niemand wird meine Wirbelsäule manipulieren können außer ich selbst.
Wenn ich bei einer Show nicht ganz da bin, versuche ich zu mir zu kommen, sonst werden die Figuren cartoonesk.
David Down lehrt Tier-Inspiration allein anhand ihrer Wirbelsäulen.
Wenn du zeigst, wie lustig irgendetwas ist, dann ist es nicht lustig! Nutze deinen Verstand! D.h. hier: Bewege dich so gut du kannst. Wenn du dann scheiterst und blöd wirkst, ist das immer noch gute Komödie. (Statt andersrum: Sich absichtlich doof anstellen und hoffen, dass das jemand lustig findet – DR).
Es gibt zwei Typen von Impro-Spielern –
1) die glauben ihre Energie verpuffen zu sehen: Entspannt euch und geht mit der Welle.
2) die ihre Energie aufraffen müssen: Nehmt euch zusammen und geht mit der Welle.
Bei La Ola ist immer derjenige der Arsch, der die Welle abbrechen lässt.
9. Charnas Lieblingsärgernisse
– Moderationsbohei. Moderiert mit Würde. Zuviel Applaus wird schon von vornherein eingefordert. Charna Halpern nennt als Gegenbeispiel die auch von mir so geschätzten TJ & Dave, die ihre Show mit dem einfachen Satz beginnen: "Vertraut uns, es ist alles improvisiert." (Man muss allerdings der Fairness halber hinzufügen, dass die beiden vor ausverkauftem Haus spielen und das Publikum zu jubeln beginnt, sobald die beiden die Bühne betreten. Ob sie nicht auch ein bisschen Bohei machen würden, wenn sie vor 20 Leuten spielten, die mit verschränkten Armen abwartend dasitzen? Auf jeden Fall stimme ich Charna zu, dass auf Improbühnen eher zu viel als zu wenig Stimmung gemacht wird. Wir sind nicht im Zirkus.
– Du machst ja immer dies! Du sagst ja immer das! Ein Angebot wird verwässert, wenn wir es nicht als die eine große Sache nehmen.
– Das ist mein erster Tag. Wenn ein Spieler sagt: "Das ist mein erster Tag hier im XY", ist ziemlich schnell klar, dass er Angst hat, Kompetenz zu zeigen. Er verringert die Hürden, und "mein erster Tag" gibt ihm die Rechtfertigung, doof zu spielen.
– Spiel kein Klischee. "Del Close hasste Fernseh- und Parodiesachen. Er bevorzugte frische Beobachtungen, die nicht kulturell vorgefiltert waren. Er war der Meinung, dass "im Allgemeinen" der Feind der Kunst ist. Und dass Gott im Detail steckt."
– Redet nicht, wenn ihr nicht auf der Bühne seid. Ihr könntet wichtige Informationen, die gerade geschehen, versäumen.
– Versaute Sprache. Werde nicht obszön, um des Lachers willen.
10. Vom Impro zum Schreiben
Schreiben ist Impro mit einer Schreibmaschine. Sag Ja zu deinen eigenen Ideen.
11. Rat an künftige Improspieler
– Haltet euch von Alk und Drogen fern. Charna nennt das typische Beispiel von Chrs Farley und Andy Dick: "Sie spielten großartige Shows und waren hinterher in einem natürlichen High. Später tranken sie vor der Show, um sich zu beruhigen und nach der Show, um zu feiern." Farley starb später an Drogenmissbrauch. Ebenso John Belushi. Und auch Del Close selber hätte es wahrscheinlich ohne Drogen etwas länger geschafft.
– Hört nicht auf, kreativ zu sein. Das Aufregende liegt in der Arbeit.
– Höre nicht auf die Neinsager. "Glück ist Vorbereitung, die auf Gelegenheit trifft."
12. Die Geschichte von Charna und Del
Charna betreibt das ImprovOlympic und ist gelangweilt von den immergleichen Impro-Spielchen. Del Close ist müde vom sketch- und gag-orientierten Second City. Die beiden finden zueinander. Del arbeitet seit den 60ern an einem "unlehrbaren und unaufführbaren" Format, dem Harold. Die beiden einigen sich auf ein Meta-Game, und erfanden so Lagform-Impro.(Letztlich muss man sagen, dass das jeder Langform zugrunde liegt oder: Das ist es, worum’s geht.)
13.-18. Anekdoten über Del Close
Unter den hier erzählten Geschichten gefällt mir die erste besonders: Charna Halpern überzeugte Del Close, sich ein Bankkonto zuzulegen. Und das trotz seiner Angst, er könne in einen See fallen und das Sparbuch würde nass werden, so dass er nie wieder an sein Geld käme. Diese Mischung der Ängste – Hypochondrie, Angst vor Scheinwelten und Verweigerung des Ökonomischen lässt Del Close wie eine Mischung aus Karl Valentin und Michael Stein erscheinen.
Interessant, wie Del Close unterrichtete. Er war äußerst streng und verschwendete keine Zeit mit Galanterien. Zu Beginn eines Workshops referierte er manchmal eine halbe Stunde über seine neuste Lektüre. Wenn er einen Schüler nicht mehr ertragen konnte, gab er ihm das Workshopgeld zurück und schickte ihn fort, manchmal sogar Schülern, die noch nicht bezahlt hatten. Der entsetzten Charna erklärte er: "Das war es wert, um ihn loszuwerden."
Chris Farley, ein Schüler von Close und Halpern wurde für Saturday Night Life gebucht. Als er in New York ankam, rief er Close an und berichtete unter Tränen, man wolle ihn ohne T-Shirt gegen Patrick Swayzee tanzen lassen: "Die machen sich lustig über den neuen Dicken." Del sagte ihm: "Tanz so gut du kannst. Sei leichter als Luft, lass es nicht zu, dass sie dich zum Klischee machen."
19. Das Leben ist ein langsamer Harold.
Das Lesen ersetzt nicht die Erfahrung
„Wir können sämtliche Sutra lesen und doch nicht lesen, was darin steht. (…) Es sind nicht die Texte, die das Erlebnis erschließen, sondern es ist das Erlebnis, das uns die Texte erschließt.“ (Brigitte D’Ortschy im Teshin zum 2. Koan aus „Die blaugrüne Felswand“)
Ohne die wiederholte Impro-Erfahrung, einschließ der Enttäuschungen, bleibt die Lektüre und die gedankliche Reflexion hohl. Ohne gedankliche Reflexion bleibt die Improerfahrung flach.
Theorie immer mal wieder wegwerfen
„In dem halben Jahr, wo ich mein Comeback vorbereite, wirst du in eine Band gehen! Nimm dir irgendwelche Titel vor! Egal was! Spiel die Sachen in möglichst verschiedenen Anschlagstechniken. Vergiss alle Theorie und höre einfach nur hin. Das ist der ganze Trick (…) Wir müssen unsere Instrumente erst entdecken.“ (Ralf Petry in einem Brief an mich 19.3.1987)
Bücher zu Improvisation und Schauspiel – Literatur zu Improtheater
Eine Auswahl meiner Bücher zu Improvisation und Schauspiel.
Zunächst stelle ich kurz meine eigenen Bücher vor. Dann folgt eine Liste der Werke in meiner Impro-Bibliothek.
Dan Richter: „Improvisationstheater. Band 1: Die Grundlagen“. In diesem Buch erkunde ich die Grundlagen des Improvisierens. Es richtet sich an Anfänger, an fortgeschrittene Impro-Spieler und Improvisations-Lehrer. Wie erlangen wir beim spontanen Erschaffen von Szenen Freiheit, Freude und Eleganz? Obwohl ich hier einige Spiele, Übungen und Formate beschreibe, ist dieses Buch keine Trick-Kiste. Um Improtheater zu lernen, braucht man ein offenes Herz, aber auch Geduld und Übung.
Dan Richter: „Improvisationstheater. Band 8: Gruppen, Geld und Management“ Hier wende ich mich den internen Fragen zu, die Impro-Gruppen zu lösen haben und die häufig eher organisatorischer als künstlerischer Natur sind: Welche Struktur soll die Impro-Gruppe haben? Wie organisiert man sich demokratisch und wie mit künstlerischer Leitung? Kann man mit Impro Geld verdienen? Wie sollen Proben organisiert werden?
Dan Richter: „Vierzehn Weisheiten für Improspieler.“ Dieses Buch richtet sich sowohl an Profis als auch an Neulinge des Improtheaters. Die vierzehn Weisheiten sollen Anregung und Inspiration sein, als Blockadebrecher dienen und die Rückbesinnung auf grundlegende Improvisations-Tugenden erleichtern.
Kenn Adams: „How To Improvise a Full-Length Play“. Eine Menge Tips für szenischen Aufbau, dramatische Entwicklung usw., die man hoffentlich wegzuwerfen bereit ist, wenn man sie studiert und geübt hat.
Marianne Miami Andersen: „Theatersport und Improtheater“ – Nette kleine Sammlung von Übungen und einfachen aufführbaren Spielen. „für Anfänger und steckengebliebene Fortgeschrittene“
Augusto Boal: „Theater der Unterdrückten“ – Boal nimmt die politisierten Formen des Flashmobs von Improv Everywhere vorweg.
Klar politisch inspiriert. Darüberhinaus nützliche kleine Übungen für den Impro-Hausgebrauch.
Anne Bogart & Tina Landau: „The Viewpoints Book“ – Äußerst wertvolles Buch.“Viewpoints ist- eine Technik fürs Training der Performer, zum Aufbau eines Ensembles und zur Schaffung von Bewegung auf der Bühne- eine Reihe von Games, die dies erreichen- ein Zustand der Achtsamkeit des Performers beim Spiel“Die Beschäftigung mit Viewpoints bringt Dynamik in unsere Bühnenpraxis.
Stephen Book: „Book On Acting. Improvisation Technique for the Professional Actor in Film, Theater & Television. A new technique for improvising performances with scripted and memorized lines.“ – Für mich das bisher beste Buch über Improvisation für Nicht-Impro-Schauspieler. Sehr ausführlich und detailliert. Gute Verfeinerungsübungen. Auch für Impro-Spieler geeignet.
Peter Brook: „The Empty Space“ – Wer Peter Brook mag…
Joseph Campbell: „Der Heros in tausend Gestalten“ – Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mit diesem viel gerühmten Buch meine Mühe habe. Vielleicht hat das mit seiner Fixierung zu tun, jedes Symbol bis ins Letzte ausdeuten zu wollen, jeder Story noch einen tiefenpsychologischen Subtext unterschieben zu müssen. Dennoch – wenn ich den Text von diesen Bemühtheiten entgipse, birgt er doch eine ungeheure historische Fülle an Geschichten, sich wiederholenden Motiven, Heldenmustern, Antihelden, Plotwendungen usw. Es lohnt sich, die harte Nuss zu knacken.
Del Close, Charna Halpern, Kim Johnson: „Truth In Comedy. The manual of improvisation.“ In diesem Buch wurden erstmals die Grundlagen des modernen Langform-Improtheaters beschrieben. Der Harold, wie er hier dargestellt wird, ist noch sehr strukturiert, aber die Impro-Philosophie, vor allem des Gruppen-Miteinander wurde selten wieder so präzise und unterhaltsam erfasst.
Janet Coleman: „Compass“ – Eine historische Darstellung der Geburt des modernen Improvisationstheaters in Chicago. Allein die Anfangsjahre sind atemberaubend: Charismatische junge Menschen, denen die Freiheit der Bühnenkunst alles bedeutet, glückliche Umstände wie eine libertäre Universität, eine Erbschaft und eine Mutter namens Viola Spolin…
Tian Dayton: „The Living Stage. „ – Playbacktheater.
Randy Dixon: „Im Moment. Theaterkunst Improtheater. Reflexionen und Perspektiven“ – Randy Dixon ist einer der wichtigsten lebenden Personen des modernen Improtheaters. Er hat bislang nur ein einziges Buch geschrieben. Dass es nur in Deutschland erschienen ist, ist ein Glück für uns und Pech für die Amis. Denn es ist großartig. Das Buch kreist vor allem um das Problem, wie wir komplexe langformatige Geschichten erfinden und dennoch im Moment bleiben. Denn der Moment ist das Entscheidende im Improtheater.
Dagmar Dörger + Hans-Wolfgang Nickel: „Improvisationstheater. Das Publikum als Autor“ – Einige Inspirationen aus den vom Ensemble entwickelten Formaten. Ansonsten eher ein im Stil einer Magisterarbeit verfasstes unvollständiges historisches Kompendium zum Thema Improvisation und Theater.
Gerhard Ebert: „Improvisation und Schauspielkunst“ – Wenn man erfahren will, wie trocken und öde Improvisation teilweise an Schauspielschulen unterrichtet wird, wie wenig Vertrauen Schauspiellehrer in Improvisation haben, obwohl sie Improvisation unterrichten, dann lese man dieses Buch.
Gerhard Ebert & Rudolf Penka: „Schauspielen“ – In Schrift, Form und teilweise auch in Methoden altertümlich wirkendes Buch. Wenig Vertrauen in die Improvisation, die hauptsächlich als Mittel zum Zweck verstanden wird. Man muss eine Menge trockenen Teig fressen, um die Rosinen herauszupicken: Interessante Gedanken zu Schauspiel und Realismus. Ansätze an der Hochschule „Ernst Busch“
Edward Dwight Easty: „On Method Acting“ – Das beste Buch über Method Acting, das ich kenne. Punkt.
Jonathan Fox / Heinrich Dauber (Hg.): „Playbacktheater – wo Geschichten sich begegnen“ – Ansätze und Aussichten von Playbacktheater. (Keine Übungen, Formate oder Games)
Eric N. Franklin: „Befreite Körper. Das Handbuch zur imaginativen Bewegungspädagogik“ – Ein sehr schönes Buch, das uns hilft, unsere Bewegungen zu lösen, und mithilfe von Bildern zu gesunder und eleganter Bewegung führt.
Ottofritz Gaillard: „Das deutsche Stanislawski-Buch. Lehrbuch der Schauspielkunst“ – Der Stanislawski-Ansatz in lesbarer Form. Wunderbar geschrieben vermittelt dieses Buch den Anspruch und den Ansatz Stanislawskis. Leider nur noch antiquarisch zu erwerben.
Andy Goldberg: „Improv Comedy“ – Gut aufgebautes Schritt-für-Schritt-Lehrbuch. Die Grundlagen werden kurz und präzise angerissen. Umfangreiches Übungsmaterial für Figuren- und Szenenentwicklung. Außerdem kleine Tips für den Umgang mit dem Publikum.
Charna Halpern: „Art by Committee. A Guide to advanced Improvisation“ – Ein phantastisches Buch darüber, wohin uns die Freiheit der Bühne tragen kann, wenn wir unseren Verstand gebrauchen. Fortgeschrittene Improvisation in Schauspiel und Szenen-Komposition. Als Extra gibt’s noch Gastbeiträge von Peter Hulne, eine Biografie über Del Close und die beste Impro-DVD, die ich je sah.
Carol Hazenfield: „Acting on Impulse. The Art of Making Improv Theater“ – Sehr schön geschriebenes Buch. Nähert sich auf angenehme Weise der fortgeschrittenen Impro und umfasst auch Aspekte, sie sonst ausgelassen werden wie Impro-Etikette oder Wie man kaputte Szenen repariert. Originelle und sonnvolle Spiele und Übungen, die man sonst nicht so leicht findet.
Julius Hey / Fritz Reusch: „Der kleine Hey. Die Kunst des Sprechens“ – Ein Klassiker.
Jakob Jenisch: „Der Darsteller und das Darstellen“ – Für konventionelle Schauspieler OK. Es schadet nicht, ist aber eher ängstlich geschrieben. Ich bevorzuge Strasberg und Meisner.
Keith Johnstone: „Theaterspiele. Spontaneität, Improvisation und die Kunst des Geschichtenerzählens“ – (Unter Improspielern nur „Das Blaue“ genannt.) Der Originaltitel „Impro for Storytellers“ beschreibt die Intention des Autors wahrscheinlich genauer: Im Grunde geht es um eine geerdete Philosophie des Improtheaters. Wie wird man ein guter Improspieler? Nicht indem man sich auf Gags und Bewährtes verlässt, sondern indem man mit den anderen Spielern konstruktiv an der Story arbeitet. Die Impro-Spiele sind Mittel und Zweck zugleich. Die detaillierten Passagen zum Theatersport haben sich teilweise überholt und sind eher als Anregung zu begreifen, denn als Anleitung. Allein die Kapitel „Geschichten kaputtmachen“ und „Typen von Improvisierern“ machen dieses Buch zu einem der wichtigsten Werke des Improtheater überhaupt.Es ist anzumerken, dass die deutsche Ausgabe, der Versuch ist, die amerikanische Version in Ordnung zu bringen. Offenbar hat Johnstone versucht, all seine Notizen und Gedanken aus der Aufführungspraxis in Kapitel einzuteilen. Man lasse sich von der Unstrukturiertheit nicht irritieren. Schlag das Buch an einer beliebigen Stelle auf und lies.
Keith Johnstone: „Improvisation und Theater. Die Kunst, spontan und kreativ zu agieren“ – Das Grundlagenwerk von Keith Johnstone („Das Grüne“). Allein es zu lesen bereitet schon solche Freude, dass man ständig auf die Bühne springen möchte und ausprobieren will. Wie setzen wir unsere Kreativität auf der Bühne frei? Nebenbei räumt Johnstone noch auf mit antiquierten Vorstellungen über das, was ein Künstler sein soll. Außerdem führt Johnstone ausführlich und eindringlich das theatrale Konzept Status ein.
Rob Kozlowski: „Chicago Improv. Shortcuts to Long-Form Improvisation“ – Der Titel des Buches sagt es bereits: Es geht um Langform-Impro, wie sie in Chicago geprägt wurde. Der Autor beschreibt detailliert die Feinheiten narrativer und nicht-narrativer Formate. Sehr gut, wenn man Feinheit in der Impro erlangen möchte.
Gunter Lösel: „Theater ohne Absicht“ – Ein wertvolles Buch: Wie erweitern wir unseren Assoziationsradius, wie entstehen tragfähige Figuren, wie funktionieren Plots. Auch wenn ich einige Punkte fraglich finde, wie z.B. die Theorie der völligen Leere oder die Plot-Fixierung, denke ich, dass selbst die Beschäftigung mit diesen Thesen das Denken zu Improvisation und Kreativität anregt. Wie gesagt: Wertvoll!
Gunter Lösel: „Das Archetypenspiel. Grundformen menschlicher Begegnungen“ – Sehr schön aufgebautes Buch zum Thema Archetypen und Heldenreise. Wenn man es dynamisch und spielerisch anlegt, können die Gedanken, Typen und Übungen das improvisierte Spiel wunderbar inspirieren. Auf jeden Fall die Vorbemerkungen mitlesen, um nicht ins Statische abzugleiten.
Gunter Lösel (Hg:): „Blinde Angebote. Fünf Interviews zum Improtheater“ – Zum aktuellen Stand des deutschsprachigen Improtheaters aus der Sicht von fünf prägenden Personen: Roland Trescher, Bernd Witte, Eugen Gerein, Lorenz Kabas und Gunter Lösel. Kurzweilige Lektüre und doch inspirierend zum Weiterdenken. Schön auch, dass sich dieses Büchlein nicht gerade als ein Manifest der Avantgarde versteht (was durchaus möglich gewesen wäre), sondern dass unterschiedliche Perspektiven zur Sprache kommen.
John Malone & Paul Baldwin: „The Complete Idiot’s Guide On Acting“ – Sehr an amerikanischen Schauspielschülern orientiert – der Weg zum Casting und danach. Wenige Rosinen.
Bill Lynn: „Improvisation for Actors and Writers. A guidebook for improv lessons in comedy“ – Ein wunderbares Buch für Impro-Anfänger und -Fortgeschrittene. Wie können wir Games aus dem Spiel heraus entstehen lassen? Wie entwickelt man komische Charaktere? Techniken für Langformen werden beschrieben. Hübsches Feature: Vor jedem Kapitel zwei, drei Sätze aus dem Impro-Tagebuch Lynns aus seiner Zeit als gequälter Impro-Anfänger.
Patricia Ryan Madson: „Improv Wisdom“ – Kann man die Weisheit, die Improtheater uns spürbar vermittelt, ins Leben übertragen? Ja, ist Madsons Antwort. Und sie zeigt uns, wie. Denn manchmal vergessen wir im Leben unsere Bühnentugenden.
Sanford Meisner & Dennis Longwell: „On Acting“ – Über die Weiterentwicklung des Stanislawski-Systems durch Meisner. Man muss ein wenig blättern, um die Perlen zu erwischen. Aber es lohnt sich.
Samy Molcho: „Körpersprache“ – Gut und nachvollziehbar geschrieben. Die Fotos dazu regen zum Ausprobieren an. Sehr inspirierend.
Desmond Morris: „Der Menschen-Zoo“ – Aus den populärwissenschaftlich verbreiteten Beobachtungen dieses Verhaltensbiologen zum Thema Status zog Keith Johnstone seine Schlüsse. Interessant, weil Morris mehr noch als Johnstone das Physische betont.
Stephen Nachmanovitch: „Das Tao der Kreativität. Improvisation in Leben und Kunst (Orig.: Free Play. Improvisation in Life and Art)“ – Das Buch, das mein Leben verändert hat. Der ganze Prozess des Live-Erschaffens wird beleuchtet – die Inspirationen, die Blockaden, der Fluss, die Qualität usw. Das Buch war so wichtig für mich, dass ich es übersetzt habe.
Mick Napier: „Improvise“ – In diesem flott geschriebenen Buch bürstet Mick Napier ein paar liebgewordene „Regeln“ gegen den Strich und fordert uns auf, wieder zum ursprünglichen Improvisieren zurückzufinden. Sehr hilfreiche Hinweise für Langform-Impro, Szenen mit vielen Personen, raffiniertes Storytelling.
Sheldon Patinkin: „The Second City. Backstage at the world’s greatest Comedy Theater“ – Lebendige Geschichte des legendären Impro- und Sketch-Comedy Theaters. Schöne Fotos, legendäre Comedy-Stars, Audio-CDs.
Allan & Barbara Pease: „Der tote Fisch in der Hand“ – Einfaches, kleines Handbuch der Körpersprache. Wenn man ein paar der banalisierenden Theorien und Begründungen ausblendet, ist es ein nützliches kleines Buch zum Thema, das einem Vergessenes schnell wieder ins Bewusstsein ruft.
Michael Pollock: „Musical Improv Comedy. Creating Songs In The Moment“ – Crashkurs fürs flotte Improvisieren eingängiger Songs. Komplexere musikalische Formate wie Opern oder Musical spart er allerdings aus. Vermisst man aber auch nicht. Schön aufeinander aufbauende Kapitel.
Michael Pollock: „Musical Direction. For Improv and Sketch Comedy“ – Kleines übersichtliches Handbuch für Musiker, die improvisierte Szenen und Songs begleiten. Mit CD.
Milton E. Polsky: „Let’s Improvise“ – Viele schöne ergänzende Übungen. Vor allem für Gruppenimprovisationen geeignet und um Gruppen in ein gemeinsames Spiel zu führen.
Asaf Ronen: „Directing Improv: Show the way by getting out of the way“ – Wie leitet man ein Improtheater an? Für Workshopleiter und Impro-Lehrer interessant, die längere Zeit mit Amateur- und Profi-Ensembles zu tun haben.
Friedrich Schiller: „Briefe und Schriften zur Ästhetik“ – Wir sind nicht allein mit unseren Gedanken zur Kunst.
Ardell Sheridan-Castellano: „Divine Intervention and a Dash of Magic. Unraveling the Mystery of „The Method“ + Behind the scenes of the original Godfather film“ – Wie die Method umgesetzt wird – im Drehbuchschreiben und im Schauspiel. Außerdem Hintergründe zur Entstehung von „Der Pate“
Viola Spolin: „Improvisation for the Theater“ – Die Erfinderin der meisten heute noch gebräuchlichen Impro-Games. Spolin schob mit diesem Buch die Grundlage für ihre jahrzehntelange praktische Arbeit nach.
Viola Spolin: „Theater Games for the Classroom“ – Spiele in der üblich hohen Spolin-Qualität insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch erwachsene Spieler können hier viel lernen
Viola Spolin: „Theater Game File“ – Die vielen Spiele zu einem langfristigen Workshop zusammengeführt. Games und Übungen auf handlichen, kombinierbaren Karten. Ideal für professionelle Schauspiel- und Improlehrer.
John Strasberg: „Accidentally On Purpose“ – Der Sohn des berühmten Lee Strasberg über Schauspiel und die Methode des Actors Studio. Sehr schön die „Neun Naturgesetze der Kreativität“
Lee Strasberg: „Schauspielen & Das Training des Schauspielers“ – Zusammenstellung verschiedener Texte und Interviews mit Lee Strasberg, dessen Methode das amerikanische Schauspiel im 20. Jahrhundert maßgeblich beeinflusste. Intensive Vorbereitung auf Rollen, vom Innen zum Außen arbeiten.
Greg Tavares: „Improv For Everyone“ – Greg Taveres fokussiert vor allem auf das Training des Impro-Schauspielers. Impro ist eine Kunst und ein Handwerk, das wir immer wieder neu lernen müssen. Taveres bedient sich bei allen Traditionen: Spolin, Johnstone, Strasberg, Close. Es geht ihm nicht um einen bestimmten Stil (Kurz- oder Langform), sondern um die Fähigkeit des Improvisierers, in die Szene und in seine Figur einzutauchen und dabei spontan Packendes zu erschaffen. Er entfernt sich dabei oft angenehm vom herkömmlichen Jargon, findet neue Bilder.
Gute Übungen für den Einzel-Spieler und die Gruppe runden das Buch ab.
Miranda Tufnell & Chris Crickmay: „Body Space Image. Notes towards improvisation and performance“ – Eines der irritierendsten und zugleich schönsten Bücher über Impro-Performance. Zunächst wirkt es wie ein Kunst-Foto-Buch mit Gedichten und Aufsätzen. Beim näheren Hinschauen erweisen sich die „Gedichte“ als Übungen, Games und Impro-Performances. Zum Langsamlesen, Genießen, Lernen und Ausprobieren
Radim Vlcek: „Workshop Improvisationstheater. Übungs- und Spielesammlung…“ – Dieses Buch findet selten den Weg zurück ins Bücherregal, so oft ziehe ich es zu Rate. Natürlich – Games, Übungen und Kurzformen findet man auch im Internet, aber hier hat man sie endlich mal alle zusammen. So nützlich für die Workshop-Praxis, dass man den ankumpelnden Tonfall und die Party-Attitüde gern in Kauf nehmen kann.
Daniel Wiener: „Rehearsals For Growth. Theater Improvisation for Therapists“ – Jeder, der sich länger als ein Wochenende intensiv mit Improtheater befasst hat, wird zustimmen, dass es einen therapeutischen Effekt hat. Dies macht sich Wiener zunutze. Die Umsetzung einfacher und komplexer Games in der Therapie wird detailliert beschrieben.
John Wright: „Why is that so funny? A Practical Exploration to Physical Comedy“ – Ein wunderbares Buch, das die Tiefen der körperlichen Komik auslotet.
Ruth Zaporah: „Action Theater. The Improvisation of Presence“ – Action Theater ist eine Form des abstrahierten Theaters. Bewegung, Form, Stimme, Sprache werden auseinandergenommen und neu zusammengesetzt. Das Ergebnis ist eine neue Form der Achtsamkeit gegenüber den Mitteln des Theaters. Die Übungen bauen präzise aufeinander auf. Sie erfordern nichts als inneres Engagement und Wille zum Spiel.
Impro und Listen
Vera Birkenbihl rehabilitiert Listen als kreatives Instrument. (Ich hatte ja hier schon mehrmals meinen Unmut über die Listen-Wut der Improspieler bekundet.) Die Frage aber ist, wie wir Listen verwenden. Sie taugen sehr wohl, wenn man ein bisher unmarkiertes Gedankenfeld untersuchen will – eine Art Brainstorming, mit dem Ziel, die Reichweite eines Themas zu bestimmen. Wenn man beispielsweise als Schauspieler bemerkt, emotional immer wieder in die gleichen Bahnen zu geraten, kann es durchaus angemessen sein, sich mal eine offene, innerhalb einer Stunde/eines Tages/ einer Woche immer weiter zu verlängernde Liste anzulegen und dann zu sehen, was man davon benutzt und was nicht. Die Liste sollte öffnen, zum weiteren Arbeiten inspirieren, und nicht als geschlossenes System betrachtet werden, aus dem sich der Improspieler zu bedienen hat, wie es mir neulich traurigerweise vom Loose Mosse berichtet wurde, wo in der Garderobe die Fastfood-Schauspiel-Listen von Johnstone hängen, nach denen man sich zu richten habe.
Akzeptiere und engagiere dich
Ich hatte lange Zeit gedacht, im Grunde ließe sich in der Impro alles aufs Akzeptieren zurückführen. Aber es gibt einen zweiten entscheidenden Punkt, den ich vielleicht eine Weile übersehen habe, weil er in meiner eigenen Entwicklung als Improvisierer nie eine Rolle gespielt hat: Einsatzfreude (Engagement, Commitment).
Accept = YES
Commit = AND
Deutsche Impro-Foren
Deutsche Internet-Foren zum Thema Improtheater sind äußerst schlecht besucht oder versinken in ihrem grottigen Niveau.
1. Portal
http://www.impro-theater.de/index.php/forum/allgemeines-impro-forum/
Äußerst schwache Teilnahme, kaum Beiträge, obwohl man um Interessantes bemüht ist.
2. Xing
https://www.xing.com/app/forum?op=showforum;id=37697
Hier finden Diskussionen so gut wie gar nicht statt. Hilfreich allenfalls, um neue Mitglieder oder Gruppen zu finden.
3. Studi VZ
http://www.studivz.net/Groups/Overview/f1be07018fd76b2d
Lebhaft besucht, aber …
Auszüge aus dem Thread „Lieblingsspiel“:
- Franziska Siolek schrieb
am 27.08.2008 um 13:46 UhrWir haben am Samstag beim Match gegen Stadtgespräch das erste Mal die beschränkte Sprache mit Alliteration gemacht („Tallo, tich tin tom Ticherheitsdienst!“ „Mir mecken mim Mahrstuhl mest!“ …) und es ist enfach sooooooo geil. Die Leute haben sich ga nicht mehr eingekiegt! - Jens Habers schrieb
am 27.08.2008 um 13:00 Uhr
Ich mag am liebesten das Mörderspiel, das kommt auch beim Publikum immer am besten an. - Lars Metze schrieb
am 06.07.2008 um 01:26 Uhr
Mein Liebling zu sehen ist „Die Reklamation“. Ich werde in letzter Zeit als Gromulo Dichter hergenommen: Zwei Spieler; einer ist ein ausländischer Dichter, der (möglichst expressiv) ein Gedicht (Thema vom Publikum) in seiner Sprache (festgelegt vom Publikum) vorträgt, der andere „übersetzt“. Auch nett: Variante vom Gebärdendolmetscher: „Hände“ Drei Spieler; Spieler A interviewt Spieler B über seinen Beruf (vom Publikum ohne B’S wissen bestimmt). Spieler C spielt nun die Hände von B (unterm Arm durchstecken) und B muss durch die Bewegungen von C’s Händen vor seinem Körper seinen Beruf (evtl. auch noch sein Handicap) erraten.
[Nachricht] - Ivonne G. schrieb
am 22.06.2007 um 18:34 Uhr
musikreplay und cd präsentation, allerdings nur mit musiker der renner
[Nachricht]