Langsam richte ich mich auf
gleich dem Lindwurm,
der zu lang gedöst
und nicht mehr weiß,
was er dort bewacht
und ob die Kräfte,
die einst in ihm wohnten,
ihm noch gehorchen.
Ich huste Asche,
statt Feuer zu spei’n.
Langsam richte ich mich auf
gleich dem Lindwurm,
der zu lang gedöst
und nicht mehr weiß,
was er dort bewacht
und ob die Kräfte,
die einst in ihm wohnten,
ihm noch gehorchen.
Ich huste Asche,
statt Feuer zu spei’n.
Freue dich des Miteinanders.
Es werden Tage kommen,
da streitet ihr um ein Ei.
Freue dich der Musik.
Bald sind die Klänge nur
schurfiges Gebrüll und Kinderwimmern.
Freue dich,
denn bald
wird’s Ärger geben.
Freue dich des Miteinanders.
Es werden Tage kommen,
da streitet ihr um ein Ei.
Freue dich der Musik.
Bald sind die Klänge nur
schurfiges Gerüll und Kinderwimmern.
Freue dich,
denn bald
wird’s Ärger geben.
Der Spätsommer bleibt noch im Ungefähren,
fährt der Schwänin unters Federkleid,
so dass sie sich noch einmal räkelt und zappelt.
Gnädig spendet er warme Tage wie Kleingeld,
die Mücken, wie aus dem Halbschlaf erwacht,
zu unmotiviert, mich beherzt zu stechen.
Die Frühlingslieben werden jetzt sich entscheiden,
ob sie den Spätherbst gemeinsam verbringen.
Und eins der Schwanenküken
ging doch schon verloren.
Die Übrigen trainiern ihre Flügel.
(9.9.2021)
Ungebremst rasen wir
auf grauschwarze Wolkenberge,
die vorn sich drohend erheben,
zu.
Hängende Köpfe der Sonnenblumen,
als hätten sie resigniert.
Vorbei.
Die Zweijährige tritt gelangweilt
in die Rückenlehne
mir.
Glatte See
auf der der Mond heut
nicht spiegelt.
Ich gleite hinein
wie schon Hunderte Male
zuvor. Doch nie
bereicherten beim Schwimmen das Meer
meine Tränen.
Krumm geflohen ins Vertraute, ins Laue.
Zurechtgebogen das eigne Geschichtchen.
Geleckt die nicht vorhandnen Wunden.
Verraten die eigne kleine Sehnsucht.
Ermüdet vom eitlen Feilschen.
Ermüdet.
Haben sich nicht schon seit Jahren
Verzweiflung und Sucht dir genähert?
Hättest du dich und die Deinen
nicht eifriger schützen sollen?
Wann sie nach Griechenland reisen
(Die Mütter)
Ob sie‘s allein auf den Kletterbalken schafft
(Die Jelena)
Dass der Ahmed jetzt auch mal schaukeln darf
(Der Vater)
Daratta daratta daratta.
(Die Bauarbeiter auf der anderen Straßenseite)
Hart im Blick und lätschig in der Birne
– zwei übersehne Folgen der Pandemie.
Wo einst klare Zärtlichkeit, herrscht nun
trübsinnige Feindschaft.
Wir haben verlernt, nicht übereinzustimmen
und doch Freunde zu bleiben, wenngleich auf Distanz.
Der Krebs des Unmuts breitet im Magen sich aus.
Mit Freundlichkeit sollt’ man sich impfen.
Und als ich damals keine Münze
schleuderte ins Schwarze Meer,
als ich nicht wehmütig zurückschaute
auf die sanften Wellen am geliebten Strand,
als ich den Zug in Simferopol
mit Bitterkeit bestieg und flüsterte: Poka!,
da wusste ich: Der Abschied ist für immer.
Was ich nicht ahnte, als durch schmutzige Scheiben ich starrte:
Der eignen Jugend sagte ich Adé.
Elend war’s mir im Frühjahr,
als nur einen Infizierten ich kannte
und die Sonne nach draußen uns lockte.
Heute leiden die kranken Freunde noch immer.
Die Tage sind düster und bleiben’s auch.
Doch in die Zukunft schau ich freudig.
Die Wunden schwarze Löcher.
Ohne Heimat sterben
gönnt man doch keinem, nicht wahr?
So pflegten wir ihn, wie wir’s konnten,
mit tröpfelnder Hoffnung im Bauch
und Angst man würde ihn finden
und ihn erwürgen.
Im Juni stand er auf und ging
ohne ein Wort
und gab keinen Blick,
als gehörte Undank zu seiner Sorte
wie der Stein zur Pflaume.
Weiße Wangen, gedrittelter Atem.
Man wird nicht verzeihen.
Daher lohnt sich’s erst gar nicht, um Verzeihung zu bitten.
Das Gewissen ausgebombt
findet nirgends Asyl.
Einatmen, ausatmend seufzen.
Kein Andres jetzt existiert.
Der Geist ist wach und doch unbewusst übermannt vom gewaltigen Schauer.
Licht und Wärme und Harmonie und ein samtiger Kitzel.
Es schwillt und quillt, und du bleibst ganz und gar fokussiert.
Alle Morgen und alle Gestern verschmelzen in diesem Moment.
bereit, sich niemals aufzugeben, wie’s auch kommt,
so schlackerten nun die dürren arme, das haar zerzaust
zeugte von kämpfen, die er selten gewann.
die freunde wussten, auf ihn können wir uns verlassen,
der steht zu einem, komme was da wolle, doch viele
freunde waren ihm nicht geblieben.
ehrlichkeit währt am zweit- oder drittlängsten
geradheit ziert den, der den sturm überlebte
wenn du’s überlebt hast, lieben wir dich.
Erzähle mir nichts vom Jenseits und wie’s zu erlangen du strebst.
Strebe nicht, handle! Und wisch von der Wange die Träne mir hier.
Genascht Konfitüre aus staubigem Fach
auf dem Boden des Daches klammheimlich zu zweit.
Und Hefte und Schachteln, ein Hakenkreuz.
Die Sonne streng durch das Dachfenster strahlt.
Wir, in dem Glauben, es wär uns verboten,
nach immer größeren Schätzen gespäht,
nicht ahnend, der größte war hier und jetzt
der Augenblick
des wahren, gemeinsamen Abenteuers
der zwei Freunde,
die sich viel später erst wiederbegegnen
fast vierzig Jahre
und kurz nur nickend sich grüßen.
Sie:
Nichts war dir Recht.
Die Zahnpastatube zu schräg,
meine Haare zu lang,
mein Gesang zu hell,
so wurde das Kleine groß,
und das Große
– die Liebe –
klein
und verschwand.
Er:
Du dachtest nur an das Große.
Fürs Kleine blieb dir keine Zeit.
Sprachst von der Kraft der Liebe,
aber wo war der Kuss?
So wurde das Große unerreichbar.
Das Kleine war hier und hatte
nie eine Chance.
In leichten Zeiten grüßt sich’s deutlich leichter.
Das Lächeln hat mir mein Gemüt gebastelt.
Der Hass des Andern bleibt im Sommer ziellos.
Wie kann der Tanzende unhöflich sein!
Doch wenn die scharfen, kalten Winterwinde
sich unbarmherzig drängen in die Seele,
dann braucht es freilich Erdung und auch Übung,
die immerhin das Standardlächeln freigibt.
„Guten Tag!“, „Pardon!“ „So ist es Recht.“
Wenn diese sich nicht leicht gebären lassen,
so sei es unter Wehen. Hilf, Vernunft!
Denn ohne Höflichkeit, dies alte Schmieröl,
blieb ich in meinem Käfig ewig sitzen.
Kalt feucht die Halle
Noch einmal rasch blättern
Und vorn des Gefolterten Bild.
Fast zögernd
Doch unausweichlich
erhebt sich der Menge Gesang.
Pfarrer liest vor
Erwartbaren Plimplam,
Der Trost gibt wie einst Mamas Lied.
Gebet und ein Amen
Gemeinschaftsgefühle
Zumindest am Sonntag.
Er spürt die Träne,
die ihre Träne ist.
Hätte er geweint, so wär’s dasselbe.
Stich im Hals, ganz tief.
Ein leichtes Ohrensausen.
Leidet sie, so leidet er,
kann sich des nicht erwehren.
Drückt sein Mitleid ihn zuweilen,
lass ihn allein.
Es heilt ihn.
Mein warmer Pullover
grün und
braun und
selbstgestrickt von Mutter.
Ich liebe die Wärme,
die Farbe
und jede Masche
des Gestricks.
Du machtest mich erwachsen.
Man stahl dich mir
vor sechsundzwanzig Jahren.
die stirn gefurcht
von sorge
mein rettungsplan
würde vereitelt
durch des jungen
übermut
doch wir haben nur diese
option
let’s go
Wenn du, Fortuna, mich beschenkst
mit einer Stimme, die zum Singen geschaffen,
so bitt ich, gib mir Klarheit auch
und Redlichkeit,
denn nichts Falsches soll
die Herzen der Hörer rühren.
Wenn du von schönen Zeiten sprichst,
in die wir gleiten, sobald unsre Gegner
vernichtet sind,
zweifle ich.
Wenn du von Schwingungen sprichst
und davon, dass ich meine Zweifel
über Bord werfen soll,
zweifle ich.
Wenn du von deiner Liebe sprichst,
die alle Grenzen zwischen uns
überwindet,
zweifle ich
nicht.
Unter mir Huangzhu.
Ein nächtliches Glitzern.
Mein Whisky leicht nussig.
Nackt im vierzigsten Stock.
Und gegenüber baun sie
im Dunkeln
ein noch höhres Hotel.
Ich seh den Schweißer.
Sein schreiendes Kind,
die kranke Frau
seh ich nicht.
Nachtsüber gehst du
im Feld spazieren.
Den Weg erkennst du,
Dank, Glanz der Sterne.
Den Trübsinn lässt du
sanft von dir gleiten.
Dein Haus erreichst du
geheilt.
Neben all den Schlachten, Kriegen und Krönungen,
neben all den Pakten, Reformen und Rebellionen,
neben all den Stürmen, den Kämpfen, den Krächen,
da muss auch ein gewaltiges Lieben gewesen sein.